Der Klimawandel hat längst keinen lokal begrenzten Einfluss mehr, er zieht weite Kreise und betrifft gerade auch die Küstenregionen in Deutschland erheblich. Besonders alarmierend ist die Prognose, dass zahlreiche Nordseeinseln in den nächsten Jahrzehnten durch den ansteigenden Meeresspiegel bedroht sind. Das zeigt eine aktuelle Studie der HafenCity Universität in Hamburg, die verschiedene Szenarien bis zum Jahr 2100 untersucht.
Die Studie hebt hervor, dass bis 2100 große Flächen an Küstenlinie und möglicherweise sogar einige Nordseeinseln im Meer versinken könnten. Die so genannte „Sea Level Map“ visualisiert diese bedrohliche Entwicklung eindrucksvoll. Gemäß den Berechnungen der Forscher können sich die Überflutungsflächen je nach Klimaszenario, Küstenschutzmaßnahmen und anderen Faktoren dramatisch unterscheiden.
Ein Blick auf die Szenarien
In einem ersten Szenario wird ein moderater Temperaturanstieg von etwa 1,8 Grad Celsius in der Nordsee bis 2100 angenommen. Hierbei könnten 5477 Menschen betroffen sein, und eine Fläche von rund 1061 Quadratkilometern wäre überflutet, vorausgesetzt, es würde aktiver Küstenschutz betrieben. Ohne diesen Schutz wären aber bereits 8760 Quadratkilometer Land gefährdet, und dies hätte fatale Folgen für mehr als 8700 Menschen.
Im zweiten Szenario, bei einem Anstieg der Temperatur von circa 3,7 Grad Celsius, würden bereits 7636 Menschen betroffen sein, wobei 1157 Quadratkilometer überflutet würden, falls der Küstenschutz funktionstüchtig bleibt. Andernfalls könnte sich die Zahl der Betroffenen auf über 626.880 Menschen erhöhen, mit einer Opferfläche von 9004 Quadratkilometern.
Das pessimistischste Szenario berücksichtigt zusätzlich zum Temperaturanstieg auch einen beschleunigten Verlust von Gletschern und Permafrost. Hier würde die Prognose düster aussehen: 1430 Quadratkilometer wären überflutet, 18.433 Menschen betroffen, doch ohne Küstenschutz wären es verheerende 10.116 Quadratkilometer Land und 753.656 Menschen, die ihre Heimat verlieren würden.
Die Zahlen sind alarmierend und zeigen, wie entscheidend der Küstenschutz ist. Trotz der größten Bemühungen könnte selbst das „harmloseste“ Szenario bedeuten, dass 533.509 Menschen ihre Heimat und damit ihr gewohntes Leben verlieren würden.
Die Frage der betroffenen Inseln
Unter den betroffenen Küstenregionen scheint es eine Insel besonders hart zu treffen: Spiekeroog. Laut den Prognosen könnte ein Großteil der Salzwiesen dieser Insel selbst im günstigsten Fall bereits im Meer versinken. Der Nordstrand und auch der historische Bahnhof würden aufgrund des ansteigenden Meeresspiegels unter Wasser stehen.
Die Ernsthaftigkeit der Situation unterstreicht die notwendigen Maßnahmen gegen den Klimawandel und die Wichtigkeit nachhaltiger Küstenschutzstrategien. Der Klimawandel ist keine ferne Bedrohung, sondern eine gegenwärtige Realität, die konkrete Auswirkungen auf die Lebensweise der Menschen hat. Die Berichte der Wissenschaftler zeigen deutlich, dass schnelles und entschlossenes Handeln gefordert ist, um die Nordseeinseln und die angrenzenden Küstenregionen vor den Folgen der Klimakrise zu schützen. Dazu braucht es nicht nur fundierte wissenschaftliche Erhebungen, sondern auch politische Maßnahmen zur Eindämmung von Emissionen und zur Unterstützung von Betroffenen. Mehr Informationen zu diesem Thema sind zu finden unter www.shz.de.