In Deutschland sind die politischen Wahlen in den ostdeutschen Bundesländern ein heiß diskutiertes Thema. Viele Menschen fragen sich, welche Auswirkungen diese auf die zukünftige Entwicklung der Region haben werden. Im Rahmen einer Interviewreihe beantwortet Thomas Schroll, ein 54-jähriger Bundeswehrsoldat und ehemaliger Kommunalpolitiker der CDU, zentrale Fragen zu dieser Thematik, insbesondere in Bezug auf Wirtschaft, Migration und die politische Landschaft.
Schroll hat einige Zeit in Potsdam gelebt und die Herausforderungen, mit denen die Region konfrontiert ist, hautnah miterlebt. Er spricht über die Differenzen zwischen West-Zuzüglern und Einheimischen, die oft eine politische Zerrissenheit in den Städten zur Folge haben. „Die Situationen in Brandenburg und Sachsen sind nicht nur durch den wirtschaftlichen Aufschwung, sondern auch durch eine Art des Abgehängtseins geprägt“, sagt Schroll. Dies beschleunigt die Diskussionen über Infrastruktur und Lebensqualität im ländlichen Raum.
Wirtschaftliche Herausforderungen und Bildungspolitik
Die wirtschaftliche Stabilität, besonders in ländlichen Gebieten, ist ein zentrales Anliegen für Schroll. Um die Bevölkerung in diesen Regionen zu halten, seien Investitionen in Infrastruktur nötig. „Wo wenig Industrie vorhanden ist, gibt es auch weniger Einnahmen. Die Ansiedlung von Unternehmen, wie dem Tesla-Werk in Grünheide, zeigt aber, dass es möglich ist, die Wirtschaft zu stärken“, erläutert er. Zudem fordert Schroll eine klare Linie in der Bildungspolitik der ostdeutschen Bundesländer. So könnten vorbildliche Bildungssysteme geschaffen werden, auf die andere Bundesländer neidisch blicken würden.
Die politische Landschaft Ostdeutschlands wird zudem stark von der AfD geprägt. In Thüringen und Sachsen erzielt die Partei hohe Zustimmungsraten. Schroll ist sich unsicher über die künftigen Koalitionsmöglichkeiten, insbesondere in Thüringen, und bezeichnet die AfD als „Wundertüte“. Seine Partei hat entschieden, nicht mit der AfD oder der Linkspartei zusammenzuarbeiten. „Es ist wichtig, pragmatische Lösungen zu finden, aber ich glaube nicht, dass diese Brandmauer zur AfD durchbrochen werden sollte“, äußert er seine Bedenken. Schroll hebt hervor, dass es auch bei den AfD-Wählern nicht nur um extremistische Ansichten ginge, sondern dass viele Wähler das Gefühl haben, dass ihre Anliegen nicht gehört werden.
In der Debatte um den politischen Diskurs meint Schroll, dass für eine effektive Kommunikation mehr Offenheit und weniger politische Korrektheit nötig sind. „Klare Kante zu zeigen, heißt nicht, undifferenziert zu sein. Es ist wichtig, Themen zu benennen, auch wenn sie heikel sind“, erklärt er. Dabei bezieht er sich insbesondere auf die Migrationsthematik und betont die Notwendigkeit, Migranten adäquat zu integrieren.
Migrationsherausforderungen
Schroll erlebte die Migrationsthematik in seinem Alltag, insbesondere durch die Aufnahme von Flüchtlingen aus der Ukraine und anderen Ländern. Er äußert Bedenken, ob die nötigen Integrationsmaßnahmen, wie Deutschunterricht, ausreichend umgesetzt werden können. „Die Aufnahmekapazität und die Integrationsfähigkeit stoßen an ihre Grenzen. Eine europäische Lösung für die Herausforderungen aus der Migration ist unerlässlich“, sagt er und zitiert Bundespräsident Joachim Gauck, der 2015 feststellte: „Unser Herz ist weit, doch unsere Möglichkeiten sind endlich.“
Abschließend äußert Schroll seine Sicht zur Thematik Wehrpflicht und die damit verbundenen neuen Modelle, die von Verteidigungsminister Boris Pistorius geplant werden. Trotz der Aussetzung der Wehrpflicht seit 2011, sei es wichtig, dass alle wehrdienstfähigen Männer und Frauen erfasst werden. „Es ist eine erinnernde Geste an die Bevölkerung, dass die Wehrpflicht im Grundgesetz verankert ist und jederzeit aktiviert werden kann“, stellt Schroll fest.
Thomas Schroll hat durch seine militärische und politische Laufbahn ein umfassendes Bild der Herausforderungen, denen sich Ostdeutschland gegenübersieht, entwickelt. Seine Ansichten werfen ein Licht auf die aktuelle Situation und Zukunftsperspektiven der Region und verdeutlichen die Wichtigkeit eines Ausspracheprozesses über die nächsten politischen Schritte. Weitere Details zur Thematik finden sich in einem Bericht von www.faz.net.