In Nienburg wurde ein bemerkenswertes - und längst überfälliges - kreisweites Bündnis gegen häusliche und sexualisierte Gewalt ins Leben gerufen. Dank des unermüdlichen Einsatzes von Henri Slaar, dem Beauftragten für Kriminalprävention bei der Polizeiinspektion Nienburg/Schaumburg, konnten am Dienstag Vertreter von 27 verschiedenen Institutionen im Kreishaus zusammenkommen, um eine wichtige Kooperationsvereinbarung zu unterzeichnen. Diese Initiative ist ein bedeutender Schritt zur Bekämpfung der Probleme, die viele Menschen, insbesondere Frauen und Kinder, in ihrem Alltag erfahren.
Das erklärte Ziel dieser neuen Partnerschaft ist es, häuslicher und sexualisierter Gewalt effektiver entgegenzuwirken und zu verhindern, dass diese Gewalt überhaupt entsteht. Wie Henri Slaar betont, müssen alle Menschen Vertrauen in die Unterstützung haben, die sie bei Gewalt erfahren können. Die Kooperationsvereinbarung sieht vor, dass Betroffene schnell fachliche Unterstützung und Schutz erhalten. Die bisherigen Statistiken zeigen, dass Handlungsbedarf besteht: Im Jahr 2023 wurde die Polizei in Nienburg insgesamt 390 Mal wegen häuslicher Gewalt gerufen – ein Anstieg im Vergleich zu 338 im Jahr 2022.
Bedeutung der Kooperationsvereinbarung
Ein zentraler Aspekt des Bündnisses ist die bemerkenswerte Zusammenarbeit zwischen vielen Akteuren. So bringen neben der Polizei auch Institutionen wie das Frauenhaus Nienburg, Beratungsstellen, der Landkreis und weitere soziale Einrichtungen ihr Wissen und ihre Ressourcen ein. Ziel ist es, ein flächendeckendes Netz zu spannen, das die schnelle und unbürokratische Hilfe für Frauen und Kinder ermöglicht, die unter Gewalt leiden.
Die Daten zeigen, dass in Nienburg beispielsweise 155 Fälle von häuslicher Gewalt registriert wurden, drei mehr als im Vorjahr. Die Polizei in Stolzenau intervenierte in 121 Fällen - ein deutlicher Anstieg von 30 Fällen im Vergleich zu 2022. Und im Polizeikommissariat Hoya stieg die Zahl auf 114, verglichen mit 96 im Jahr davor. „Das sind nur die Fälle, die uns bekannt sind“, warnt Slaar eindringlich und gibt zu bedenken, dass die Dunkelziffer weit höher sein könnte.
Eine Koordinierungsstelle soll alle Informationen sammeln und verknüpfen, um noch effizienter auf die Bedürfnisse der Betroffenen eingehen zu können. Wie Polizeichef Stefan Schara betont, muss die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Institutionen optimiert werden, um Vorurteile abzubauen und die vorhandenen Ressourcen besser zu nutzen. „Das Leid der Betroffenen ist immens“, ergänzt er, und die steigenden Zahlen verdeutlichen die Dringlichkeit der Situation.
Gesamtgesellschaftliche Verantwortung
Der Nienburger Landrat Detlev Kohlmeyer hebt hervor, dass häusliche Gewalt viele Gesichter hat und auch vor privatesten Räumen nicht Halt macht. Er sieht in diesem Bündnis eine Chance, die Sensibilität in der Gesellschaft zu erhöhen. „Jeder sollte sich seiner Verantwortung bewusst sein, Gewalt zu erkennen und Hilfe anzubieten“, erinnert Kohlmeyer alle Akteure.
Die Kooperationspartner sind vielfältig: vom Landkreis Nienburg über die Stadt Nienburg bis zu mehreren Samtgemeinden, Krankenhäusern und Beratungsstellen bis hin zur Staatsanwaltschaft. In dieser breiten Allianz liegt die Hoffnung, durch vereinte Anstrengungen sowohl präventiv als auch reaktiv gegen die Verbrechensformen vorzugehen.
So wird mit dieser Vereinbarung ein starkes Signal gesendet: In Nienburg gibt es keinen Platz für Gewalt, und man ist bereit, aktiv zu handeln. Die Hoffnung ist, dass diese Initiative großes Vertrauen bei den Betroffenen aufbaut und mehr Menschen ermutigt, Hilfe zu suchen - denn niemand sollte alleine mit solch schweren Themen kämpfen müssen. Weitere Details sind in den aktuellen Berichten bei www.dieharke.de nachzulesen.
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