Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum in Deutschland ist eine der drängendsten gesellschaftlichen Herausforderungen. Matthias Neth, der Präsident des Sparkassenverbands Baden-Württemberg, hat in einer jüngsten Rede deutlich gemacht, dass hier nicht nur der Markt gefordert ist, sondern auch die Kommunen in die Pflicht genommen werden müssen. Neth verwies auf die Tatsache, dass etwa zehn Prozent der Mietwohnungen in Deutschland im Besitz von Kommunen sind und damit die Verantwortung für die Bereitstellung von Wohnraum teilweise in ihren Händen liegt.
„Ein Dach über dem Kopf zu haben, ist ein Grundbedürfnis“, erklärte Neth. Das bedeutet, dass der gesamte Bereich des Wohnens nicht nur eine Frage des Marktes, sondern auch der sozialen Gerechtigkeit ist. Seiner Auffassung nach müssen die Kommunen aktiv werden, insbesondere wenn es darum geht, dass der Markt nicht genügend Wohnraum bietet. „Das ist eine Aufgabe für die Kommunen und auch für uns Sparkassen“, betonte Neth und fügte hinzu, dass die Sparkassen als öffentlich-rechtliche Kreditinstitute bereit sind, ihren Teil zur Lösung des Problems beizutragen. Mit einem Wohnbaukreditvolumen von 90 Milliarden Euro sind sie bereits die Nummer eins im Bereich Immobilienfinanzierung in Baden-Württemberg.
Forderungen nach mehr Spielraum für Kommunen
Auf dem Kommunalforum der Sparkassen-Finanzgruppe in Baden-Baden wurde zudem die Notwendigkeit hervorgehoben, dass Kommunen mehr Flexibilität benötigen. Steffen Jäger, Präsident des Städte- und Gemeindetags Baden-Württemberg, äußerte sich kritisch zu den bestehenden Einschränkungen: „Das Gestalten einer zukunftsfähigen Welt von morgen lässt sich nicht mit Flächenbegrenzung und unflexiblen Dichtewerten erreichen.“ Diese Einschränkungen würden den Gemeinden oftmals den nötigen Freiraum nehmen, um innovative Lösungen voranzutreiben.
Ebenfalls wurde darauf hingewiesen, dass es vielerorts an finanziellen Mitteln und Handlungsspielräumen mangelt. Ralf Broß, Vorstandsmitglied des Städtetags Baden-Württemberg, machte deutlich: „Es fehlt an Geld und Handlungsfreiheit, da staatliche Vorgaben oft wenig Spielraum lassen.“ Um diesen Herausforderungen zu begegnen, wäre es nötig, dass Städte und Gemeinden die Freiheit erhalten, kreative Ansätze zu entwickeln. Broß sprach sich für städtebauliche Experimentierfelder aus, wo innovative Wohnkonzepte ohne die strikten Vorgaben und Einschränkungen der bestehenden Bau- und Planungsvorgaben erprobt werden könnten.
Der Aufruf zur Zusammenarbeit zwischen Kommunen und Sparkassen zeigt die Dringlichkeit der Debatte um Wohnraum in Deutschland. Laut Neth sind bis zu 800.000 Wohnungen in Deutschland erforderlich, um den aktuellen Bedarf zu decken. Dies offenbart nicht nur die Komplexität des Problems, sondern auch die Notwendigkeit gemeinsamer Anstrengungen aller Beteiligten, um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen.
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