In Köln entsteht ein umstrittenes Projekt: Das größte Museum für deutsche Einwanderungsgeschichte. In einer beeindruckenden, lichtdurchfluteten Halle von 10.000 Quadratmetern, die einst als Montagewerk diente, wird das „Dokumentationszentrum und Museum über die Migration in Deutschland“ (DOMiD) errichtet. Die NRW-Integrationsministerin Josefine Paul enthüllte die Pläne und betonte, dass Deutschland eine moderne Migrationsgesellschaft sei. Doch während die Redner Harmonie loben, brodelt es unter der Oberfläche, denn die Museumspläne könnten für heftige Diskussionen sorgen.
Ein Blick in die Vergangenheit
Das Museum soll 2029 seine Türen öffnen, doch bereits jetzt sind die ersten Kontroversen spürbar. Die Ausstellung wird sich auf die Migration nach Deutschland ab 1945 konzentrieren, beginnend mit den Heimatvertriebenen. Diese Entscheidung ruft Fragen auf: Warum nicht die Zuwanderung der Hugenotten oder der Polen einbeziehen? Die Verantwortlichen betonen, dass Migration als Normalfall dargestellt werden soll, doch die Auswahl des Zeitrahmens könnte den Diskurs über Zuwanderung verzerren.
Die Zahlen sprechen für sich: Über 13 Millionen Heimatvertriebene und mehr als 17 Millionen Migranten seit 2012. Doch die Herausforderungen und die gesellschaftliche Wahrnehmung sind unterschiedlich. Während die Heimatvertriebenen oft als Konkurrenten angesehen wurden, steht die heutige Migration aus außereuropäischen Ländern im Fokus. Integrationsforscher warnen, dass Deutschland sich in einem rasanten Tempo in eine „superdiverse Gesellschaft“ verwandelt hat, was die Definition von „normaler“ Zuwanderung infrage stellt.
Kontroversen und Erwartungen
Die Museumsmacher wollen auch die dunklen Seiten der Migration ansprechen, wie Rassismus und Diskriminierung. Gezeigt werden sollen auch Objekte, die mit Gewalt gegen Migranten in Verbindung stehen. Doch die Frage bleibt: Wird die Geschichte der Migranten kritisch und realistisch dargestellt? Die Ministerinnen Josefine Paul und Ina Brandes hoffen auf eine positive Erzählung, die die „Träume und Sorgen“ der Migranten in den Mittelpunkt stellt. Der Name des Museums, „Selma“, was „schöne Aussicht“ bedeutet, lässt wenig Raum für eine kritische Auseinandersetzung mit der Thematik.
Die Diskussion über die Darstellung von Zuwanderung wird weiter anheizen, ob das Museum auch die Herausforderungen und Probleme der Migration thematisieren wird. Der grüne Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir fordert eine ehrliche Darstellung der Realität, um eine Identifikation mit dem Zuwanderungsland zu ermöglichen. Die Zeit bis zur Eröffnung verspricht spannende Debatten und eine intensive Auseinandersetzung mit der deutschen Einwanderungsgeschichte.