In Köln sieht es derzeit nicht gut aus für diejenigen, die auf einen Einbürgerungstermin warten. Nach Angaben der Stadt gibt es derzeit einen Rückstau von 8.000 offenen Anfragen für Termine bei der Einbürgerungsstelle. Vor wenigen Monaten hatte die Stadt allerdings bereits wegen Überlastung alle Anträge für drei Monate gestoppt. Damals waren es schätzungsweise 6.000 bis 8.000 Anfragen, die darauf warteten, bearbeitet zu werden.
Seit September gibt es wieder die Möglichkeit, Termine für Einbürgerungsanträge zu vereinbaren. Doch die Situation hat sich dramatisch verschärft. Aktuell können die städtischen Beamten lediglich 500 Termine pro Monat anbieten, was bedeutet, dass interessierte Antragsteller mit einer Wartezeit von 16 Monaten rechnen müssen. Eine schnellere Bearbeitung wäre nur möglich, wenn Köln zusätzliches Personal einstellen könnte.
Jhojen Carbonell: Ein Beispiel für das Warten
Jhojen Carbonell, der vor vier Jahren von den Philippinen nach Köln gezogen ist, wartet ebenfalls sehnlichst auf einen Termin. Seit Dezember letzten Jahres hat er schriftlich um einen Einbürgerungstermin gebeten, aber bis heute keine Antwort erhalten. Er schildert seine Frustration: "Ich habe mehrmals nachgefragt, wann ich endlich den Einbürgerungsantrag stellen kann. Eine Antwort habe ich bis heute nicht bekommen", erklärt er gegenüber dem WDR. Auf seine E-Mails reagiert die Stadt gar nicht mehr.
Jhojen ist in einer eingetragenen Ehe mit einem deutschen Staatsbürger, hat einen festen Arbeitsplatz in Köln und spricht fließend Deutsch. Er erfüllt alle Anforderungen für eine Einbürgerung und möchte die deutschen Wahlen mitbestimmen sowie einfacher reisen können. Eine Antwort auf seine Anfrage bleibt jedoch weiterhin aus.
Ein neuer Gesetzesentwurf und seine Auswirkungen
Die Kölner Stadtverwaltung sieht zudem einen Anstieg bei den Rückfragen über Einbürgerungen. Ein neues Gesetz, welches seit Ende Juni für eine erleichterte Einbürgerung sorgt, scheint ein impulsiver Faktor für diesen Anstieg zu sein. Das Gesetz bietet mehr Menschen die Möglichkeit, sich die deutsche Staatsbürgerschaft zu sichern, was sich in der Anzahl der Anfragen widerspiegelt.
Um dem erhöhten Andrang gerecht zu werden, plant die Stadt Köln, zusätzliches Personal einzustellen. Zurzeit gibt es bereits 25 Sachbearbeiter in der Einbürgerungsstelle, und es wurden 40 neue Stellen geschaffen. Ob diese Stellen jedoch in naher Zukunft besetzt werden können, ist laut den Verantwortlichen bislang unklar.
Mit einem Blick auf die aktuellen Entwicklungen in der Einbürgerungspraxis in Köln wird deutlich: Trotz rechtlicher Erleichterungen verlangsamt sich der Vorgang in der Praxis erheblich. Die lange Wartezeit und der Mangel an Kommunikation seitens der Stadtverwaltung werfen einen Schatten auf den Einbürgerungsprozess und betreffen viele Menschen, die zu einem aktiven Teil der deutschen Gesellschaft werden möchten. Mehr Informationen zur Situation findet man hier.
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