Am Sonntag, dem 25. August 2024, wurden in Magdeburg drängende Probleme im Bereich der frühkindlichen Bildung angesprochen. Der gesetzlich festgelegte Personalschlüssel in der Kindertagesförderung in Sachsen-Anhalt wird als unzureichend angesehen und gehört zu den schlechtesten in Deutschland. Dies hat zur Folge, dass die fachlichen und emotionalen Bedürfnisse von Kindern und Eltern oft nicht erfüllt werden können.
Fachkräfte in den Kitas geben ihr Bestes, jedoch sind sie zunehmend überlastet. Häufig sind sie dafür verantwortlich, einen reibungslosen und fördernden Tagesablauf für die Kinder zu gestalten, selbst wenn sie sich im Zustand der Erschöpfung befinden. Krankheitsfälle unter den Erziehern und Erzieherinnen nehmen zu, was die Situation noch kritischer macht. Diejenigen, die gesund sind, müssen oft Überstunden leisten und Träger der Verantwortung übernehmen, um den Kindern den gewohnten Kita-Alltag zu bieten.
Aktionstag für mehr Fachkräfte
Die Kita-Initiative „Das Personal ist der Schlüssel“ hat zum weltweiten Aktionstag am 20. September aufgerufen. In der Zeit von 11 bis 14.30 Uhr wird ein landesweiter Aktionstag auf dem Domplatz in Magdeburg stattfinden, um auf die Missstände im Bereich der frühkindlichen Bildung aufmerksam zu machen. Hierbei wird die Wichtigkeit von ausreichend Fachkräften in den Kitas hervorgehoben. „Die Kinder sind die Zukunft unseres Landes – sie haben ein Recht darauf, eine gute frühkindliche Bildung zu erhalten“, so ein führendes Mitglied der Initiative.
Ein dringender Appell geht an die politisch Verantwortlichen: Es wird ein dringender Personalaufstockung um ein Viertel an Fachkräften in den Einrichtungen gefordert. Die Initiative argumentiert, dass nur so die Spirale aus Personalmangel und Überarbeitung durchbrochen werden kann, um die Qualität der Bildung in den Kitas nachhaltig zu sichern.
Folgen für Kinder und Eltern
Die aktuell angespannte Lage bringt für viele Eltern große Herausforderungen mit sich. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie gestaltet sich zunehmend schwieriger. Der Mangel an Fachkräften führt nicht nur zur Schließung von Kitas oder zur Verkürzung der Öffnungszeiten, sondern letztlich auch dazu, dass Kinder nicht die benötigte Aufmerksamkeit und Unterstützung erhalten, die für ihre Entwicklung essentiell sind.
Erzieher und Erzieherinnen sind sich der Bedeutung ihrer Rolle bewusst und möchten den Kindern die bestmögliche Förderung zukommen lassen. Doch unter den aktuellen Bedingungen ist dies nur schwer realisierbar. Die weniger werdenden Fachkräfte sind oft gezwungen, über ihre Grenzen hinauszugehen, was zu einem schleichenden Rückgang der Qualität in der frühkindlichen Bildung führt. Die negativen Auswirkungen sind nicht nur für die Kinder spürbar, sondern auch für die Familien, die auf ein verlässliches Betreuungsangebot angewiesen sind.
In diesem Kontext wird der Aktionstag am 20. September zu einem wichtigen Termin, um auf die Bedürfnisse der jüngsten Mitglieder der Gesellschaft aufmerksam zu machen und die Druckmittel für Veränderungen zu erhöhen. Es handelt sich hierbei nicht nur um ein örtliches, sondern um ein landesweites Thema, das alle betrifft, die in der frühkindlichen Bildung oder im Familienumfeld tätig sind.
Wichtigkeit der frühkindlichen Bildung
Die frühkindliche Bildung spielt eine entscheidende Rolle in der Entwicklung von Kindern. In den ersten Lebensjahren legen Kinder den Grundstein für ihre spätere persönliche und soziale Entwicklung. Ein quantitativ und qualitativ gut aufgestelltes Fachkräfte-Team in den Kitas kann entscheidend dazu beitragen, dass Kinder optimale Lern- und Entwicklungsmöglichkeiten erhalten. Um dies zu erreichen, ist eine Anpassung an die wissenschaftlichen Empfehlungen notwendig, die als Grundlage für eine erfolgreiche frühkindliche Bildung dienen.
Die Initiative mobilisiert nicht nur Eltern und Fachkräfte, sondern sucht auch den Dialog mit politischen Entscheidungsträgern, um dauerhafte Lösungen für die Herausforderungen im Bereich der Kitas zu finden. Die Anstrengungen, die rund um den Aktionstag stattfinden, sollen langfristig dazu beitragen, die frühkindliche Bildung in Sachsen-Anhalt und darüber hinaus zu stärken und die Rahmenbedingungen zu verbessern.
Hintergrundinformationen zur frühkindlichen Bildung in Sachsen-Anhalt
Die frühkindliche Bildung ist in Deutschland ein entscheidender Bestandteil des Bildungssystems. In Sachsen-Anhalt jedoch zeigt sich ein besorgniserregendes Bild. Der Personalschlüssel für Kindertagesstätten (Kitas) ist nicht nur unter dem bundesdeutschen Durchschnitt, sondern auch weit entfernt von den Empfehlungen wissenschaftlicher Institutionen. Der Deutsche Bildungsrat und zahlreiche Studien empfehlen einen Betreuungsschlüssel von 2 bis 3 Kindern pro Erzieher in den unteren Altersgruppen. In Sachsen-Anhalt liegt dieser jedoch häufig bei 6 bis 8 Kindern pro Fachkraft, was die individuelle Betreuung erheblich einschränkt. Dies wirkt sich nicht nur auf die Qualität der Bildung aus, sondern hat auch Konsequenzen für das Wohlbefinden der Kinder und die Arbeitsbedingungen der Fachkräfte.
Zudem wird die Situation durch den Fachkräftemangel in der Branche verstärkt. Viele Einrichtungen kämpfen mit Schwierigkeiten, qualifiziertes Personal zu finden, was zu einer hohen Belastung der bestehenden Mitarbeiter führt. Die von der Politik beschlossenen Maßnahmen zur Verbesserung der Kita-Bedingungen ziehen sich über Jahre hin, was den Frust unter den Fachkräften und die Verunsicherung in der Elternschaft weiter anheizt.
Statistiken und aktuelle Daten zur Situation in Kitas
Laut einer aktuellen Studie der Bertelsmann-Stiftung aus dem Jahr 2023 benötigen bundesweit sehr viele Kitas mehr Personal, insbesondere in strukturschwachen Regionen wie Sachsen-Anhalt. Eine Umfrage zeigt, dass 65 % der Erzieher in Sachsen-Anhalt der Meinung sind, dass der Personalschlüssel nicht ausreicht, um eine qualitativ hochwertige Betreuung zu gewährleisten. Zudem gaben 70 % der Befragten an, dass die Arbeitsbedingungen in Kitas verbesserungswürdig sind.
In einer von der AOK durchgeführten Studie wurde festgestellt, dass 30 % der Fachkräfte wegen Überlastung oder psychischen Problemen einen Ausfall im Beruf erleiden. Diese Zahlen verdeutlichen, dass nicht nur die Kinder, sondern auch das Erziehungspersonal unter den derzeitigen Bedingungen leidet. Gleichzeitig fiel in den letzten Jahren die Zahl der Kinder, die eine Kita besuchen, aufgrund der anhaltenden Unsicherheiten in der Pandemie, was die Kitas vor zusätzliche Herausforderungen stellt.
Mit Blick auf die Landespolitik ist es auch wichtig zu erwähnen, dass der finanzielle Druck auf Kitas in Sachsen-Anhalt kontinuierlich steigt. Der Landeshaushalt für 2023 sieht eine Erhöhung der Mittel für die frühkindliche Bildung vor, doch bleibt abzuwarten, ob diese Erhöhung konkret bei den Einrichtungen ankommt oder ob das Geld in strukturellen Problemen stecken bleibt.
Diese Fakten und Statistiken unterstreichen die Dringlichkeit der Anfrage nach einem besseren Personalschlüssel in den Kitas von Sachsen-Anhalt, um sowohl den Bedürfnissen der Kinder als auch denen der Fachkräfte gerecht zu werden.
– NAG