Halle (Saale) – Im Alltag der Erzieherin Diana Nowak, die in der Kita am Stadtpark arbeitet, dominiert eine alarmierende Realität. Oftmals sieht sie sich gezwungen, allein für 20 Kinder zu sorgen, weil viele ihrer Kollegen krank sind. "Das ist nicht der Anspruch", äußert sie im Rahmen der ZDF-Dokureihe "37 Grad". Die Herausforderungen, die sie und ihre Kollegen meistern müssen, sind enorm und spiegeln Probleme wider, die in vielen Kitas in Deutschland auftreten.
Überstunden und gestrichene Urlaubstage gehören zu ihrem Alltag. "Es dreht sich einfach alles und man kommt nicht so richtig raus", beschreibt sie, während sie versucht, einen Dienstplan für die knapp bemessene Personaldecke zu erstellen. Diese Situation ist nicht nur frustrierend für die Erzieher, sondern wirkt sich auch auf die Kinder aus, die oft nicht die notwendige Aufmerksamkeit und Unterstützung erhalten.
Mangel an Fachpersonal
Laut den aktuellen Statistiken liegt der Betreuungsschlüssel in Sachsen-Anhalt bei etwa zehn Kindern pro Erzieherin. Damit gehört der Bundesland zu den Regionen mit den schlechtesten Verhältnissen in Deutschland. Diana Nowak und viele betroffene Eltern und Erzieher hoffen auf eine Veränderung der gesetzlichen Vorgaben, um den Betreuungsschlüssel anpassen zu können. Doch selbst eine Anpassung würde nicht alle Probleme lösen, warnt sie: "Selbst wenn wir unseren Betreuungsschlüssel ändern würden, ist das qualifizierte Fachpersonal nicht da."
Zusätzlich bemängelt sie, dass auch die nötigen Kita-Plätze fehlen. "Es werden Milliardensummen in alle erdenklichen Bereiche gepumpt, aber für die Kinder wird überall gespart. Falsche Prioritäten", beklagt ein Vater auf Instagram. Solche Äußerungen sind keine Seltenheit und verdeutlichen die breite Unzufriedenheit. Die Problematik ist somit nicht nur eine Frage der Anzahl der Erzieher, sondern auch der allgemeinen Investitionen in die frühkindliche Bildung.
Die Dokumentation zeigt eindrucksvoll, wie viele Kinder trotz eines Rechtsanspruchs auf einen Kitaplatz ohne Betreuung dastehen. "Das sind unsere Jüngsten, auf die wir alles aufbauen, aber die komplett fallen gelassen werden", sagt Diana Nowak und macht damit auf die Verantwortung aufmerksam, die die Gesellschaft für die kommenden Generationen trägt.
Burnout und die Belastungen der Erzieher
Diana Nowak, selbst zweifache Mutter, spricht offen darüber, wie sich der Stress auf ihr eigenes Familienleben ausgewirkt hat. "Ich bin einfach komplett aufgebraucht", betont sie, und bringt damit die psychischen Belastungen zur Sprache, die mit ihrem Beruf verbunden sind. Vor zwei Jahren traf sie eine schwere Diagnose: Burnout. "Ich war auf dem Weg zur Arbeit, und dann ging einfach nichts mehr", erzählt sie. Es ist bekannt, dass keine andere Berufsgruppe so häufig an Burnout leidet wie Erzieher.
Obwohl sie ihre Erkrankung mittlerweile überwunden hat, hat sie ihre Erfahrungen nicht vergessen. "Ich gönne mir Pausen und versuche, mehr auf mich aufzupassen", erklärt sie. Trotz der widrigen Umstände und des ständigen Drucks kann sie sich nicht vorstellen, in einem anderen Beruf zu arbeiten. "Ich mag meine Kita, ich mag es, so zu arbeiten", sagt sie und zeigt somit, dass trotz aller Herausforderungen eine tiefe Leidenschaft für ihren Beruf besteht.
Die Situation der Erzieherinnen und Erzieher ist ein Spiegelbild für die Herausforderungen in der frühkindlichen Bildung in Deutschland. Es ist offensichtlich, dass ohne sofortige Maßnahmen und nachhaltige Lösungen die Probleme nur weiter zunehmen werden. Die Geschichten der Erzieher sind nicht nur Einzelschicksale, sondern Teil eines größeren Puzzles, das beim Aufarbeiten der Missstände in der Kinderbetreuung helfen kann. Eine tiefere Analyse dieses Phänomens bietet der Artikel von www.mz.de.
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