Göttingen. Tamaran Shahmary und Johanna Franka Schleipen sind zwei Mütter, die mit einer Herausforderungen konfrontiert sind: Die Betreuung ihrer zweijährigen Töchter ist in Göttingen teuer, sodass sie zahlreiche Überlegungen anstellen müssen, um Berufsleben und Familie miteinander zu vereinbaren. Während Shahmary im Außendienst tätig ist und ihr Partner selbstständig arbeitet, befindet sich Schleipen im Studium der Bildungswissenschaften.
Die monatlichen Kosten für die Betreuung in städtischen Kitas in Niedersachen gehören zu den höchsten in Deutschland, was für viele Eltern eine enorme finanzielle Belastung darstellt. Im Stadtgebiet Göttingen zahlen Eltern für die Ganztagsbetreuung ihrer kleinen Kinder zwischen 270 und 633 Euro, abhängig von ihrem Einkommen. Kritisch wird dies von den betroffenen Müttern betrachtet, die sich durch die hohen Gebühren gezwungen sehen, finanzielle Abstriche an anderer Stelle zu machen, etwa bei der Ernährung oder Urlaubsreise. In einer persönlichen Schilderung beschreibt Shahmary, dass sie für ihre Tochter „eine Zweitwohnung“ in der Kita finanzieren müsse, obwohl diese Abhängigkeit von der Betreuung oft nicht ausreichend berücksichtigt wird. Gebühren für zusätzliche Betreuungszeiten und das Essen vor Ort erhöhen die Kosten erheblich, während gleichzeitig Schließzeiten in den Kitas weitere Herausforderungen darstellen.
Eltern fordern niedrigere Gebühren
Die beiden Mütter sind nicht allein in ihrer Klage über die hohen Gebühren. In einer Umfrage unter verschiedenen Eltern in Göttingen wurden vergleichbare Erfahrungen und Meinungen gesammelt, die auf eine alarmierende finanzielle Belastung hinweisen. Ein Elternteil berichtete, dass sie fast 14.000 Euro in der Zeit für die Kita ihres Kindes aufbringen müssten. Dies führt nicht nur zu persönlichen Verwerfungen, sondern hat auch weitreichende Konsequenzen, da einige Paare sogar überlegen, auf ein zweites Kind zu verzichten.
In der Stadtverwaltung sorgt die steigende Unzufriedenheit unter den Eltern für Gesprächsstoff. Die Eltern fordern, die Gebühren auf die Allgemeinheit umzulegen, um so die finanzielle Last gerechter zu verteilen. Sie weisen darauf hin, dass im Landkreis Göttingen bisher nirgendwo höhere Gebühren verlangt werden als hier, was einige Eltern dazu bewegt hat, über einen Umzug nachzudenken – insbesondere in nahegelegene Gemeinden mit deutlich günstigeren Beiträgen.
Die gegenwärtige Gebührenstruktur sieht vor, dass Eltern mit einem Jahreseinkommen über 60.500 Euro direkt in die Höchstbeitragsstufe eingestuft werden. Doch viele Eltern, darunter auch Selbstständige wie Shahmarys Partner, haben Schwierigkeiten, ein genaues Einkommen vorherzusagen, was die Situation noch komplizierter macht. Auch die Selbsteinschätzung führt oft dazu, dass sich Eltern aus Unkenntnis möglicherweise höher eingruppieren als notwendig. Ein Regelwerk von sieben Stufen existiert, doch der komplizierte Verlauf der Einkommensberechnung und die unterschiedlichen Tabellen erschweren Eltern mitunter die richtige Einsortierung.
Verwirrung über Einkommensgrenzen
Ein spezialisiertes Beispiel zeigt auf, dass zwei Elternteile mit einem Bruttoeinkommen von 62.000 Euro für ihr erstes Kind nur 337 Euro zahlen sollten. Unter Umständen der Nutzung einer falschen Tabelle könnten jedoch 633 Euro fällig werden. Dies führt zu einer schockierenden Mehrbelastung von 296 Euro monatlich. Die Stadtverwaltung hat zwar auf Aufforderung eine Klärung versprochen; jedoch bleibt die Sorge, dass solche Unstimmigkeiten immer noch in zahlreichen Haushalten präsent sind.
Die kritische Rückmeldung der Eltern hat bereits einige Reaktionen ausgelöst, und zahlreiche Stimmen fordern ein Umdenken. Die Gespräche sollten sich nicht nur auf die finanziellen Aspekte beschränken, sondern auch auf die allgemeinen Rahmenbedingungen für eine gerechte Erziehung und die notwendigen Ressourcen. Shahmary und Schleipen machen sich für mehr Transparenz in der Berechnung stark und sind der Meinung, dass eine gerechtere Gebührenverteilung erwogen werden sollte, um den Bedürfnissen aller Eltern gerecht zu werden.
Die Situation in den Kitas und die damit verbundenen Probleme haben durch den Fachkräftemangel und die Überlastung des Personals eine weitere Dimension erhalten. Dadurch wird das Spannungsfeld zwischen Betreuung und Kosten noch spürbarer. Eltern rufen nach einem Dialog mit der Stadtverwaltung, um eine Lösung zu finden, die den Bedürfnissen der Familien besser gerecht wird.
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