Der Weltkindertag, der seit 70 Jahren in Deutschland gefeiert wird, hat stets ein wichtiges Ziel: die Rechte der Kinder ins Rampenlicht zu rücken. Während die internationalen Kinderrechte bereits vor über 100 Jahren, am 24. September 1924, durch den Völkerbund festgelegt wurden, fehlt einem entscheidenden Element in Deutschland nach wie vor die gesetzliche Verankerung: die Kinderrechte im Grundgesetz. Holger Hofmann, Geschäftsführer des Deutschen Kinderhilfswerkes, äußert sich enttäuscht über diesen Umstand und erklärt, dass das Fehlen solcher Rechte in der Verfassung dazu führe, dass die Interessen von Kindern oft nicht ausreichend berücksichtigt werden.
Besonders in Ländern wie Baden-Württemberg, wo Beteiligungsrechte für Kinder in die Landesverfassung aufgenommen wurden, beobachtet Hofmann positive Veränderungen. Dort wird aktiv in den Kommunen darüber nachgedacht, wie diese Rechte in die Praxis umgesetzt werden können. Dies würde nicht nur Gesetzesänderungen nach sich ziehen, sondern auch eine kindgerechte Gestaltung von Verfahren anstreben.
Die Stimme der Kinder zählt
Laut Hofmann ist es essenziell, dass Kinder an Entscheidungen in ihrem Lebensumfeld beteiligt werden, sei es beim Bau von Spielplätzen oder in der Stadtplanung. Kinder sind die Experten ihrer eigenen Lebenswelt und haben besondere Bedürfnisse, besonders hinsichtlich ihrer Sicherheit im Straßenverkehr. Sie haben ein anderes Sicherheitsgefühl als Erwachsene, vor allem weil sie oft zwischen parkenden Autos schwer sichtbar sind. Es ist wichtig, die Perspektive der Kinder ernst zu nehmen und ihnen Gehör zu schenken.
Die Ergebnisse des Kinderreports 2024 verdeutlichen, dass es bei der politischen Teilhabe von Kindern und Jugendlichen noch Aufholbedarf gibt. Fast die Hälfte der befragten Kinder und Jugendlichen gab an, nicht über die notwendigen Kompetenzen zu verfügen, um aktiv an demokratischen Prozessen teilzunehmen. Diese Lücke könnte durch eine stärkere Integration von Kinderrechten in die Verfassung geschlossen werden, was den Kindern helfen würde, sich stärker in die Gesellschaft einzubringen.
Wachstum durch Teilhabe
Die Teilnahme an Entscheidungen fördert nicht nur das Engagement der Kinder, sondern auch deren Selbstbewusstsein und Demokratieverständnis. Dies ist besonders wichtig, wenn man bedenkt, dass die Selbstwirksamkeit, also das Gefühl, selbst Einfluss auf die Umwelt nehmen zu können, für die Entwicklung junger Menschen entscheidend ist. Die Möglichkeit, sich Gehör zu verschaffen und Beteiligung zu erfahren, ist ein essenzieller Bestandteil dieser Entwicklung.
In der Spiel- und Lernstube der Caritas in Neustadt an der Weinstraße bekommen Kinder nach der Schule nicht nur eine warme Mahlzeit, sondern profitieren auch von Hausaufgabenhilfe und kreativen Aktivitäten. Hier wird nicht nur gegen Armut und Perspektivlosigkeit angekämpft, sondern den Kindern wird auch ein Raum geboten, um selbstbewusster zu werden. Helga Deidesheimer von der Einrichtung berichtet, dass sich das Selbstbewusstsein der Kinder und sogar ihrer Eltern positiv verändert hat. Während früher oft die Meinung vorherrschte, dass es keinen Sinn mache, in der Schule anzutreten oder nach einem Ausbildungsplatz zu suchen, ist heute ein klarer Wandel zu erkennen.
Die verschiedenen Ansätze, die derzeit verfolgt werden, zeigen, dass es möglich ist, durch die Stärkung der Kinderrechte nicht nur das Bewusstsein für die Belange von Kindern zu schärfen, sondern auch deren aktive Rolle in der Gesellschaft zu fördern. Schließlich geht es darum, eine inklusive Gesellschaft zu schaffen, die auf die Bedürfnisse aller ihrer Mitglieder eingeht, besonders der verletzlichsten – den Kindern.
Eine tiefere Analyse dieser Thematik und die spezifischen Ansichten von Experten können in einem ausführlichen Bericht auf www.swr.de nachgelesen werden. Dort wird die Bedeutung dieser Schritte für die Zukunft diskutiert und welche Maßnahmen noch ergriffen werden müssen, um das Ziel einer vollständigen Verankerung der Kinderrechte in der deutschen Verfassung zu erreichen.