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Kempten kämpft um die Artenvielfalt: Hoffnung trotz Klimawandel?

In einer aufrüttelnden Filmmatinee in Kempten traten die Themen Klimawandel und Artensterben in den Vordergrund. Rund 80 Zuschauer erlebten den eindringlichen Film „Everything will Change“, der mit wissenschaftlichen Erkenntnissen eine bedrückende Prognose für das Jahr 2054 entblößte: eine Welt, in der Städte und Beton die Natur weitgehend verdrängt haben.

Nach der Vorführung diskutierten die Anwesenden mit Experten über die alarmierenden Zustände und die Notwendigkeit, die Schönheit der Erde zu bewahren. In diesem Zusammenhang äußerte Diplom-Biologe Dr. Michael Schneider, dass die Natur im Allgäu erheblich unter den Veränderungen leidet, die der Klimawandel mit sich bringt.

Einfluss des Klimawandels auf die Tierwelt

Dr. Schneider hat in den Landkreisen Oberallgäu, Ostallgäu und Unterallgäu untersucht, wie das Klima Flora und Fauna beeinflusst. Er stellte fest, dass die Verschiebung der Jahreszeiten gravierende Folgen für die Tierwelt hat. Die Nahrungskette, die letztlich auch die Menschen betrifft, wird empfindlich gestört.

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Ein Hauptproblem ist das Fehlen von Insekten zu der Zeit, wenn die Vogeleltern ihre Küken füttern müssen. Das bedeutet, dass die Raupen, die als Nahrungsquelle dienen, nicht zeitgleich mit den frisch geschlüpften Vögeln verfügbar sind. Dies hat weitreichende Folgen für die Aufzucht der Jungtiere und könnte langfristig auch das Überleben der Arten gefährden.

Die Artenvielfalt sieht sich nicht nur durch das Ungleichgewicht in der Natur bedroht, sondern auch durch den Eintritt fremder Arten, Schädlinge und Krankheiten, die durch die Erwärmung des Klimas begünstigt werden.

Alpen als besonders empfindliches Ökosystem

„Die Alpen reagieren besonders empfindlich auf die klimatischen Veränderungen“, so Dr. Schneider. Der Verlust von Gletschern könnte bald Realität werden, was nicht nur die Landschaft, sondern auch die Arten, die dort leben, erheblich beeinflussen würde. Andere Flora und Fauna werden in höhere Regionen gedrängt, was die heimischen Arten wie den bayerischen Enzian gefährdet.

Besondere Alarmzeichen sind auch die Temperaturanstiege: Seit 1781 stiegen die Jahresdurchschnittstemperaturen um bis zu 2,7 Grad. Dies hat zur Folge, dass Gewässer wie die Iller deutlich wärmer werden, was für empfindliche Fischarten wie die Bachforelle verheerende Folgen haben könnte. Zahlen zeigen, dass zwischen 1981 und 2023 die Wassertemperaturen um bis zu 3,2 Grad angestiegen sind.

Zusätzlich wurde festgestellt, dass die Vegetationsperiode sich seit 1952 um 19 Tage verlängert hat, und viele Zugvogelarten kehren durchschnittlich 13 Tage früher aus ihren Winterquartieren zurück, was die ganze ökologische Balance durcheinanderwirbelt.

Diese Veränderungen in der Natur sind nicht nur wissenschaftlich interessant, sie sind von entscheidender Bedeutung für das Überleben der Artenvielfalt, die auch für die menschliche Ernährung und Gesundheit unerlässlich ist.

Eine Besorgnis äußerte eine Rednerin der Organisation „Omas for Future“, die den Eindruck vermittelt, dass der Kipppunkt bereits überschritten sei. Die Frage, die im Raum steht, ist: Was können wir tun, um dem Klimawandel Einhalt zu gebieten? Möglichkeiten wurden genannt, wie der Ausbau von biologisch betriebenen Landwirten oder regionalen Mitfahr-Plattformen, die das Bewusstsein für Nachhaltigkeit fördern sollen.

Dr. Schneider bleibt jedoch optimistisch: „Der Mensch hat auch seine Vorteile“, sagte er und betonte, dass das Allgäu über offene Landschaften verfügt, die von Menschenhand geschaffen wurden und zur Biodiversität beitragen. Um die nächste Generation zu erreichen, ist es wichtig, Kinder für die Natur zu begeistern, denn: „Was man kennt, das schätzt man. Und was man schätzt, das schützt man.“

Quelle/Referenz
merkur.de

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