Im malerischen Viktoriapark in Kreuzberg spielen sich wichtige Ereignisse für die Amphibienwelt ab. Der Park zieht nicht nur zahlreiche Spaziergänger*innen an, die den plätschernden Wasserfall genießen, sondern ist auch ein Rückzugsort für viele kleine Lebewesen, wie etwa die Kaulquappen. Dirk Schäuble vom BUND Berlin hebt hervor, dass dies besonders bemerkenswert ist, da der Park ein abgeschlossenes Gewässer in einer urbanen Umgebung darstellt. In den letzten Jahren gab es jedoch Herausforderungen, die die Amphibienpopulationen in Berlin gefährden.
Eine dieser Herausforderungen zeigte sich bereits im Mai, als die Pumpe des Wasserfalls ausfiel. Dies führte dazu, dass die Kaulquappen kurzfristig in einem ausgetrockneten Bereich des Parks festsaßen. Eine Rettungsaktion ermöglicht jedoch die Überführung dieser Tiere zurück in den ursprünglichen Teich. «Wir haben eimerweise Kaulquappen runter ins Becken geschleppt», berichtet Norbert Prauser, der zusammen mit Schäuble an der Rettungsaktion beteiligt war. Diese schnelle Hilfe ermöglichte es den Lurchen, rechtzeitig in ihre Winterquartiere zu gelangen.
Einblick in die Gewässerqualität
Norbert Prauser hat im Rahmen seiner Untersuchungen in den letzten Jahren insgesamt 108 Teiche in den Bezirken Friedrichshain-Kreuzberg, Mitte, Treptow-Köpenick und Spandau betrachtet. «Die Kleingewässer in diesen Stadtvierteln sind in einem besseren Zustand als anderswo», konstatiert Prauser bei der Präsentation des aktuellen Reports. Über die Hälfte der Gewässer bietet potenziell geeigneten Lebensraum für Amphibien. Ein wichtiger Grund für diesen positiven Trend könnte die geographische Lage der Bezirke im Urstromtal sein, die eine bessere Wasserversorgung ermöglicht. Zudem trugen die regenreichen Wetterbedingungen 2023 zur Stabilität der Gewässerpegel bei.
Jedoch steht die Innenstadt vor weiteren Herausforderungen. Hier sind viele Wasserstellen aufgrund des städtischen Umfelds nicht ideal für die Lebensbedingungen von Amphibien. Prauser erklärt: «Im Tiergarten gibt es eigentlich tolle Gewässer, aber keine Amphibien.» Die Bebauung entlang der Ufer und die Aufgeräumtheit der Parks erschweren es den Lurchen, geeignete Lebensräume zu finden.
Um den Lebensraum für amphibische Tiere zu verbessern, schlagen Schäuble und Prauser einfache Anpassungen vor. Dazu gehört die Installation von Ausstiegshilfen an Gewässern sowie gemeinschaftliche Pflege, die es erlaubt, einige natürliche Rückzugsorte zu erhalten. «Man kann nicht alles stehen lassen, aber mit ein bisschen Rücksicht lässt sich viel machen», meint Prauser.
Die Herausforderung der Gewässerreinigung
Dennoch bleibt die Qualität der Gewässer ein zentrales Problem. Verschmutztes Regenwasser, das in die Teiche gelangt, hat gravierende Auswirkungen auf die kleinen Ökosysteme. Um dem entgegenzuwirken, schlägt der BUND vor, Retentionsbodenfilter zu installieren. «Die Wasserbetriebe haben das Know-how, um hier aktiv zu werden», führt Prauser weiter aus. Auf diese Weise könnte schmutziges Wasser gefiltert werden, bevor es in die Gewässer gelangt.
Die Vorschläge des BUND sind umfangreich. Sie fordern unter anderem eine gründliche Reinigung des Regenwassers und eine verstärkte Ausbildung für die ökologische Gewässerunterhaltung. Zudem plädiert der Verband dafür, die finanziellen Mittel für die Pflege der Gewässer zu erhöhen und das bestehende Kleingewässerprogramm voranzutreiben. «Artenschutz muss nicht nur während der Pflege von Grünflächen, sondern auch im Rahmen von Bauprojekten berücksichtigt werden», erklärt Schäuble und verweist auf die Verantwortung der politischen Entscheidungsträger.
Eine entscheidende Entwicklung ist, dass das Thema Kleingewässer mittlerweile stärker wahrgenommen wird. Vor allem die dafür im Landeshaushalt vorgesehenen 9,3 Millionen Euro sind ein Zeichen dafür, dass der Gewässerschutz in Berlin auf der politischen Agenda steht. Der Fortschritt in diesem Bereich ist nicht nur zur Erhaltung des Wasserhaushalts in der Stadt von Bedeutung, sondern auch zum Schutz der Artenvielfalt.
Für weitere Informationen zu den Herausforderungen und Bemühungen im Gewässerschutz in Berlin können Interessierte den Bericht auf www.nd-aktuell.de besuchen.
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