Die Gründung der Deutsch-Ukrainischen Schule München-Odessa (DUSMO) im Jahr 2022 war eine direkte Reaktion auf die drängenden Bedürfnisse ukrainischer Kriegsflüchtlinge, die in Deutschland eine neue Heimat suchten. Karl Walter, der Initiator dieser Schulidee, hatte die Vision, geflüchteten Kindern und Jugendlichen durch gezielte Sprachförderung den Zugang zu Bildung zu ermöglichen. Dies geschah vor dem Hintergrund, dass viele junge Ukrainer aufgrund mangelnder Sprachkenntnisse nicht in der Lage waren, wichtige Schulabschlüsse zu erreichen und damit ihre Zukunft zu sichern.
Veniamin Hrinblat, ein 13-jähriger Schüler, gehört zu den vielen, die von der DUSMO profitieren konnten. Als er im Jahr 2022 mit seiner Mutter nach Deutschland kam, brachte er kaum Deutschkenntnisse mit und stand vor großen Herausforderungen. Häufig fühlten sich junge Flüchtlinge wie Veniamin isoliert und hatten Schwierigkeiten, neue Freundschaften zu knüpfen. „Ich finde es schwer, neue Freunde in Deutschland zu finden“, beschreibt er seine Situation. Mit Unterstützung der DUSMO konnte er jedoch nicht nur die Sprache lernen, sondern auch soziale Kontakte knüpfen.
Die Krisenbewältigung
Die DUSMO wurde am 1. April 2022 gegründet und verfolgte das Ziel, durch professionelle Online-Schulungen und vorwiegend geflüchtete Lehrerinnen und Lehrer einen Zugang zur deutschen Sprache zu schaffen. Für Walter war es von Anfang an klar, dass Bildung entscheidend für die Integration und Zukunft der ukrainischen Flüchtlinge sein würde. Doch die eigentliche Umsetzung erwies sich als äußerst herausfordernd. Es stellte sich schnell heraus, dass der Antrag auf Zulassung als Integrationsanbieter beim Bundesamt für Migration und Arbeit (BAMF) zwei Mal abgelehnt wurde.
Obwohl Walter die Notwendigkeit eines solchen Angebots sah, fehlte der DUSMO die erforderliche Erfahrung, die von der BAMF gefordert wurde. Dies führte dazu, dass die Schule in eine existenzielle Krise geriet. Ohne finanzielle Unterstützung durch den Staat war die fortlaufende Finanzierung gefährdet, was die Schließung der DUSMO zur Folge haben könnte.
In dieser kritischen Zeit zeigte sich jedoch die Solidarität und Unterstützung aus der Gesellschaft: Lokale Stiftungen und Bildungsnetzwerke schlossen sich zusammen, um Geld zu sammeln. Der Münchner Lehrer- und Lehrerinnenverband sowie die Hubert-Beck-Stiftung trugen entscheidend dazu bei, dass die DUSMO in einen sozialen Adventskalender aufgenommen wurde, der es ermöglichte, Spendengelder zu sammeln und diese sogar zu verdoppeln.
Der Wendepunkt
Dank dieser Initiative konnte die DUSMO eine Erleichterung erfahren: Über 95.500 Euro wurden gesammelt, was eine nachhaltige Finanzierung sicherte und die Fortsetzung des Bildungsangebotes für ukrainische Flüchtlinge ermöglichte. „Optimismus hat die Perspektivlosigkeit abgelöst“, bemerkt Walter sichtlich erleichtert. Diese finanzielle Sicherheit führt nicht nur zur Stabilisierung der DUSMO, sondern auch zu einer Reihe von erfolgreichen Ausbildungsabschlüssen.
In den letzten Monaten feierten 75 ukrainische Geflüchtete ihre Zeugnisverleihung und eine gesamte Gruppe von 200 weiteren Lernenden wird bis zur Mitte des nächsten Jahres erwartet, um ebenfalls ihre Sprachzertifikate zu erhalten. Insgesamt haben bis jetzt 2.150 Ukrainer die Schule besucht und erfolgreich Deutsch gelernt.
Für Veniamin Hrinblat war der Weg zur sprachlichen Integration nicht einfach, doch sein hartnäckiger Ehrgeiz hat sich ausgezahlt: Er hat erfolgreich die B1-Prüfung abgelegt, die es ihm ermöglicht, sich in der deutschen Sprache einfacher und zusammenhängend über alltägliche Themen zu äußern. Besonders erfreut war er, als die Schulleitung des Gymnasiums von seinem Deutschkurs erfuhr, was ihm eine Möglichkeit für ein Probejahr eröffnete. „Ich verliere nicht meinen Mut und lerne Deutsch bei jeder Gelegenheit!“, erklärt er voller Zuversicht.
Die DUSMO hat mit ihrer Programmatik und ihrem Engagement nicht nur das Leben vieler junger Ukrainer nachhaltig verändert, sondern auch gezeigt, wie wichtig Bildung in Krisenzeiten ist. Während die Herausforderungen fortbestehen, gibt es durch die Unterstützung der Gemeinschaft und den unermüdlichen Einsatz von Menschen wie Karl Walter Hoffnung für eine bessere Zukunft für die geflüchteten Jugendlichen.
– NAG