Die Göttinger Filmaufbau GmbH blickt auf eine lange Geschichte zurück, die 1948 mit der Produktion von rund 100 Spielfilmen bis 1961 begann. Ein herausragendes Werk dieser Ära ist der Film „Nachtwache“, der am 21. Oktober 1949 seine Uraufführung in Hannover feierte und heute nach 75 Jahren im Einbecker Deli gezeigt wird. Die Veranstaltung wird vom Filmbüro Göttingen organisiert und markiert nicht nur eine Rückkehr zu einem zeitlosen Werk, sondern auch eine Feier des kreativen Erbes von Göttingen.
„Nachtwache“ wird oft nicht als kultiger Göttinger Film betrachtet, obwohl die Kritiken zur Uraufführung äußerst positiv waren. In der „Illustrierten Filmwoche“ wurde er als „einer der stärksten deutschen Nachkriegsfilme“ beschrieben. Ein Telegramm des Hildesheimer Filmtheaters „Schauburg“ lobte den Filmerfolg und berichtete von ausverkauften Vorstellungen.
Die Handlung des Films
Die Geschichte entführt uns in ein Krankenhaus, wo der evangelische Pfarrer Heger und der katholische Kaplan von Imhoff für die Seelsorge zuständig sind. Eine tragische Wende nimmt die Handlung, als die Oberärztin Cornelie, die ihren Glauben nach dem Verlust ihrer Tochter im Krieg verloren hat, in ein emotionales Dilemma verwickelt wird. Ein ehemaliger Geliebter tritt in ihr Leben und lässt den Pfarrer Heger mit einem herzzerreißenden Schicksalsschlag konfrontiert sein, als seine Tochter bei einem Unfall ums Leben kommt. Der Film thematisiert Glaubenskrisen und den menschlichen Kampf mit dem Schicksal und zeigt, wie Heger Unterstützung bei von Imhoff findet.
Der Film wird oft mit dem ersten finanziellen und ideellen Engagement der evangelischen Kirche auch in der Filmproduktion verbunden, was ihn besonders macht. Die dramatischen Konflikte spiegeln die Nachkriegsgesellschaft wider und stellen Fragen, die bis heute von Bedeutung sind.
Der Regisseur und sein Werk
Die Regie führte Harald Braun, ein Mann mit tiefen religiösen Wurzeln, der eine besondere Fähigkeit besaß, menschliche und konfessionelle Konflikte darzustellen. Seine Verbindung zur Kirche prägte den Film, der nicht nur eine Geschichte erzählt, sondern auch tiefere Fragen über Glauben und Zweifel aufwirft.
Braun, der an vielen wichtigen deutschen Produktionen beteiligt war, verstand es, die verschiedenen Facetten des menschlichen Glaubens und der Unsicherheiten in einer sich wandelnden Gesellschaft in „Nachtwache“ authentisch darzustellen. Das Credo des Films liegt darin, dass der Glaube auch in Zeiten größter Krisen bestehen bleibt, auch wenn die Antworten darauf oft unklar sind.
Die Darsteller, darunter Hans Nielsen als Pfarrer Heger und Luise Ullrich als Oberärztin Cornelie, brachten den Film zum Leben. Ihre Leistungen wurden für die Emotionalität und Menschlichkeit gelobt, die sie verkörperten, während der junge René Deltgen als Gorgas eine schlüssige Rolle spielte, die zum Drama und den Konflikten der Charaktere entscheidend beitrug.
Der kompositorische Beitrag von Mark Lothar, der den Soundtrack für den Film lieferte, unterstützte die emotionale Tiefe und die besondere Atmosphäre. Die Kombination aus kraftvoller Musik und ergreifenden Darstellungen macht „Nachtwache“ zu einem bemerkenswerten Erlebnis.
Die Außenaufnahmen, die in Göttingen und dem malerischen Einbeck gedreht wurden, verstärken die Authentizität des Films. Die Geschichtsträchtigkeit der einzelnen Drehszenarien fängt den Zeitgeist und das Lebensgefühl der damaligen Ära ein.
Die Entwicklungen rund um „Nachtwache“ werfen jedoch Fragen über die Bedeutung solcher Filme in der heutigen Zeit auf. Das Konzept der Nachkriegsgeschichte und die emotionalen Herausforderungen, denen die Figuren gegenüberstehen, sind zeitlos und universell. Daher bleibt es spannend, wie das Publikum auf die Aufführung reagiert und ob der Film eine neue Generation von Zuschauern anspricht.
Tickets für die Jubiläumsaufführung am 21. Oktober um 19:30 Uhr sind online erhältlich und versprechen einen nostalgischen Abend für Film- und Geschichtsinteressierte.