Eine alarmierende Studie zeigt, dass jeder Deutsche durchschnittlich 10 Kilogramm Backwaren pro Jahr entsorgt. Dieses Ergebnis stammt von Wissenschaftlern der Hochschule Ludwigshafen, die über einen Zeitraum von einem Jahr untersuchten, warum Brot und andere Backwaren so häufig im Müll landen. Unzureichendes Wissen über die Produkte war das überraschende Fazit der Forscher: Die Konsumenten sind sich oft nicht bewusst, wie sie Brot und Kuchen wertschätzen und lagern sollten.
Die Untersuchung wurde unter fast 600 Kunden der Bäckerei Görtz durchgeführt, die aktiv an der Studie mitwirkte. Bäckermeister Peter Görtz, der in der Region viele Filialen führt, zeigte sich von den Ergebnissen betroffen, denn 66 Prozent der Befragten gaben an, gelegentlich oder regelmäßig Lebensmittel wie Brot wegzuwerfen. „Wir stellen unsere Produkte mit viel Liebe her. Ich wünsche mir, dass unsere Backwaren wertgeschätzt werden“, äußerte Görtz. Er erlebte, dass die Bedeutung von Nahrungsmitteln in der heutigen Gesellschaft oft vernachlässigt wird.
Der Bedarf an besserer Information
Der Wissenschaftler Prof. Dieter Thomaschewski, Leiter des Instituts für Management und Innovation an der Hochschule Ludwigshafen, fordert eine umfassendere Aufklärung über die richtige Lagerung und den Verbrauch von Brot. Oft kaufen Verbraucher, insbesondere Männer, mehr Brot als sie tatsächlich benötigen, was zu einer erhöhten Verschwendung führt. „Das geht schon beim Einkaufen los“, betont Thomaschewski.
Ein weiteres Problem ist das fehlende Wissen über die korrekte Lagerung von Backwaren. Viele Menschen wissen nicht, wie sie Brot richtig aufbewahren, damit es frisch bleibt. Hart gewordenes Brot landet häufig im Müll, was die Summe der weggeworfenen Produkte weiter erhöht.
Innovative Ansätze zur Lösung
Um diesem Missstand entgegenzuwirken, wurde auf der Görtz-Webseite ein „Brot-Rechner“ eingerichtet. Dieser Rechner berechnet für jeden Nutzer, wie viel Brot er tatsächlich benötigt, basierend auf seinen Essgewohnheiten. Zusätzlich wurde ein interaktives Brot-Quiz angeboten, das auf reges Interesse stieß – die Webseite verzeichnete monatlich bis zu 20.000 Zugriffe.
Die Studienergebnisse sollen nicht nur auf die Bäckerei Görtz beschränkt bleiben. Die Wissenschaftler planen, ihre Erkenntnisse an andere Bäckereien in Deutschland weiterzugeben. Große Unternehmen nutzen bereits ihre Internetpräsenz zur Aufklärung, während kleinere Bäckereien ermutigt werden sollen, mehr persönliche Kontaktpflege zu betreiben.
Ein weiterer spannender Aspekt der Forschung ist die Absicht, die Methodik zur Reduzierung von Lebensmittelverschwendung auf andere Produktgruppen zu übertragen. Der Ansatz soll nicht nur auf Backwaren beschränkt sein, sondern auch weitere Kategorien wie Obst, Gemüse und Fleisch umfassen. Diese Idee könnte langfristig dazu beitragen, die Verschwendung von Nahrungsmitteln auch in anderen Bereichen zu reduzieren, was letztlich eine wertvolle Gesellschaftslektion darstellt.