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Immobilienkredite in Deutschland: Dritter Anstieg bringt neuen Schwung

Im zweiten Quartal 2024 verzeichneten die Mitgliedsinstitute des Verbands deutscher Pfandbriefbanken (vdp) in Berlin einen Anstieg der Immobilienkredite um 15,6 % auf 31,2 Mrd. Euro, was den dritten Anstieg in Folge markiert und auf eine steigende Nachfrage nach Wohneigentum hinweist.

Berlin (ots)

In den letzten Monaten hat sich auf dem deutschen Immobilienmarkt ein bemerkenswerter Trend abgezeichnet: die Vergabe von Immobilienkrediten ist wieder im Aufwind. Im zweiten Quartal 2024 stieg das Finanzierungsneugeschäft der im Verband deutscher Pfandbriefbanken (vdp) organisierten Institute um 15,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Dies spiegelt eine deutliche Erholung der Nachfrage wider, die teilweise auf ein stabileres Zins- und Preisumfeld zurückzuführen ist.

Die Kreditinstitute haben im Zeitraum von April bis Juni 2024 Kredite im Gesamtwert von 31,2 Milliarden Euro vergeben, was den höchsten Stand seit dem dritten Quartal 2022 darstellt. Diese positive Entwicklung scheint keine Ausnahme zu sein; bereits im ersten Quartal 2024 gab es einen Anstieg zu verzeichnen. Insgesamt beläuft sich das Neugeschäftsvolumen seit Jahresbeginn auf 58,2 Milliarden Euro, was einem Zuwachs von 10,2 Prozent im Vergleich zu den ersten sechs Monaten des Vorjahres entspricht.

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Wohnimmobilien: Ein klarer Vorreiter

Ein wesentlicher Faktor für den Aufschwung ist die Nachfrage nach Wohnimmobilien. Im vergangen Quartal belief sich die Kreditvergabe für Wohnimmobilienfinanzierungen auf 20,1 Milliarden Euro, ein Anstieg von 33,1 Prozent im Vergleich zum zweiten Quartal 2023. Für das gesamte erste Halbjahr 2024 summierte sich die Kreditvergabe in diesem Bereich auf 37,9 Milliarden Euro, was einer Erhöhung um 19,6 Prozent entspricht.

Besonders auffällig sind die Zuwächse in den verschiedenen Segmenten der Wohnimmobilienfinanzierung. Dabei entfiel fast die Hälfte des Volumens für Ein- und Zweifamilienhäuser, was eine Erhöhung um 25,0 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal bedeutet. Zudem zeigten Eigentumswohnungen einen bemerkenswerten Anstieg von 38,7 Prozent, während auch die Finanzierungen für Mehrfamilienhäuser mit einem Plus von 57,6 Prozent den Trend unterstützen.

Herausforderungen bei gewerblichen Immobilien

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Die Verteilung der neuen gewerblichen Kredite zeigt, dass trotz der allgemeinen Markthürden das Volumen für Einzelhandelsimmobilien und andere Gewerbeobjekte ansteigt. Für Büroimmobilien und Hotels hingegen ist ein spürbarer Rückgang zu beobachten, was möglicherweise auf die anhaltenden Unsicherheiten in diesen Bereichen zurückzuführen ist.

Ausblick auf den Immobilienmarkt

Die Entwicklungen in der Immobilienfinanzierung sind besonders bedeutsam, da sie nicht nur die aktuelle Marktlage widerspiegeln, sondern auch zukünftige Trends beeinflussen können. Wie Jens Tolckmitt, Hauptgeschäftsführer des vdp, anmerkt, signalisiert die steigende Nachfrage nach Wohneigentum ein Ende der zweijährigen Abschwungphase auf dem Immobilienmarkt. Solch eine Belebung nach dem langen Rückgang könnte darauf hindeuten, dass sich der Markt wieder stabilisiert.

Der Bestand an Immobilienfinanzierungen der vdp-Mitglieder lag zum Ende des zweiten Quartals 2024 bei 1.007,2 Milliarden Euro, was zeigt, dass trotz der Herausforderungen auch Spielraum für Optimismus besteht. Dieser hohe Bestand spricht für eine fundierte Basis in der Branche, die durch das hohe finanzielle Engagement in Deutschland unterstützt wird, da rund 87 Prozent des Finanzierungsvolumens auf heimische Immobilien entfallen.

Wachsendes Interesse trotz Unsicherheiten

In Anbetracht der aktuellen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zeigt sich das Interesse an Wohneigentum in Deutschland ungebrochen. Die Faktoren, die diese Nachfrage antreiben, umfassen nicht nur die stabilen Zinsen, sondern auch das veränderte Renditeumfeld, das potenzielle Käufer anlockt. Beobachter des Marktes werden genau hinsehen, wie sich die Situation weiterentwickelt und ob diese positiven Trends nachhaltig sind. Der Immobiliensektor könnte in den kommenden Monaten eine wichtige Rolle in der deutschen Wirtschaft spielen, und die Fachleute sind gespannt darauf, wie sich das Neugeschäft entwickeln wird.

Einfluss der Zinspolitik auf die Immobilienfinanzierung

Die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) spielt eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung der Immobilienfinanzierung in Deutschland. Im Zuge der steigenden Inflation hat die EZB ihre Zinssätze angehoben, was sich direkt auf die Kreditkonditionen auswirkt. In den letzten Jahren haben Anstiege in den Leitzinsen die Kreditaufnahme verteuert, was zeitweise zu einem Rückgang der Anfrage an Hypothekendarlehen führte.

Mit dem aktuellen stabileren Zinsumfeld, wie von Jens Tolckmitt erwähnt, zeigt sich jedoch eine positive Wende. Niedrigere Inflationserwartungen und eine relativ flache Zinspolitik können dazu beitragen, dass spezifisch die Nachfrage nach Wohnimmobilienfinanzierungen wieder ansteigt. Die Stabilität in den Zinsen ermöglicht es Käufern und Investoren, besser zu planen und Risiken einzuschätzen, was auch zu den hohen Anstiegen bei Wohnimmobilienfinanzierungen im vdp-Bericht beiträgt.

Demografische Trends und deren Auswirkungen

Die demografische Entwicklung Deutschlands hat bedeutende Auswirkungen auf den Wohnimmobilienmarkt. Das Land erlebt einen anhaltenden Trend zur Urbanisierung, wobei immer mehr Menschen in städtische Gebiete ziehen. Laut dem Statistischen Bundesamt leben mittlerweile über 80 % der Bevölkerung in städtischen Regionen. Dies führt zu einer erhöhten Nachfrage nach Wohnraum, insbesondere in Großstädten.

Darüber hinaus verzeichnet Deutschland eine wachsende Zahl von Einpersonenhaushalten. Laut Daten der Bundesregierung stieg die Anzahl der Einpersonenhaushalte in den letzten zehn Jahren signifikant an. Dies beeinflusst die Art der Wohnimmobilien, die nachgefragt werden, da insbesondere kleine Wohnungen und Einfamilienhäuser auf dem Markt zunehmend gesucht werden, was den Zuwachs bei den Krediten für solche Immobilien erklärt.

Marktanalyse und Zukunftsausblick

Die Marktlage zeigt deutliche Anzeichen einer Erholung, insbesondere im Bereich der Wohnimmobilienfinanzierung. Jens Tolckmitt hebt hervor, dass alle Segmente der Wohnimmobilienfinanzierung, einschließlich Einfamilienhäuser, Eigentumswohnungen und Mehrfamilienhäuser, signifikante Zuwächse verzeichnen. Diese Entwicklung könnte auf ein größeres Vertrauen der Verbraucher in den Immobilienmarkt hinweisen.

Für die gewerbliche Immobilienfinanzierung hingegen bleibt die Situation herausfordernd. Die stabilen Risiken, die Arbeitnehmer in den Büros zurückhalten, und die Unsicherheiten im Einzelhandel könnten die Kreditvergabe in diesen Sektoren weiterhin belasten. Langfristig wird es entscheidend sein, wie sich das wirtschaftliche Umfeld und die Verbraucherpräferenzen entwickeln, insbesondere vor dem Hintergrund des wachsenden digitalen Wandels und der damit verbundenen Änderungen im Arbeitsverhalten.

Insgesamt zeigt der Immobilienfinanzierungsmarkt in Deutschland derzeit erhebliches Potenzial, wesentlich beeinflusst durch externe wirtschaftliche Faktoren und interne demografische Veränderungen.

– NAG

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