Köln (ots)
Erwerbsminderungsrente – ein Begriff, der viele Menschen in Deutschland betrifft. Jedes Jahr, rund 340.000 Anträge auf diese Rente werden gestellt, doch leider enden viele dieser Anfragen in Ablehnungen. Ein neuer Dokumentarfilm des ARD mit dem Titel „Lost in Sozialversicherung – Doku über den schwierigen Zugang zur Erwerbsminderungsrente“ beleuchtet die Herausforderungen und Hürden, die Betroffene überwinden müssen, um finanzielle Unterstützung zu erhalten.
Jörn Klare, der Autor der Dokumentation, hat sich intensiv mit Juristen, Sozialverbänden, und frustrierten Antragstellenden auseinandergesetzt. In seinen Recherchen wird deutlich, dass der Zugang zur Erwerbsminderungsrente von vielen als beschwerlich und belastend erlebt wird. Viele Antragstellende fühlen sich dabei entschuldigt, ihren Fall vorbringen zu müssen, anstatt ihn als legitimen Anspruch zu betrachten.
Bürokratische Hürden und persönliche Schicksale
Die Hürden im Antragsprozess sind vielschichtig: Betroffene müssen oft unzählige Diagnosen nachweisen, Therapieversuche dokumentieren und sich Gutachten unterziehen. Manchmal führt dieser Prozess sogar bis vor Gericht. Eine Frau, die ihren Antrag aufgrund einer schweren Viruserkrankung stellte, beschreibt die Auseinandersetzung mit der Bürokratie als „schier unmöglich“. Solche Erfahrungen schaffen Frustration und Resignation, die viele davon abhalten, ihren Antrag weiterhin zu verfolgen.
Besonders auffällig ist, dass rund 40 Prozent der gestellten Anträge abgelehnt werden. Dies geschieht häufig nach Jahren der Auseinandersetzung mit dem System. Die existenzielle Notwendigkeit der Rente steht für viele im Vordergrund – im Durchschnitt geht es um etwa 1.000 Euro im Monat. Diese Summe ist für diejenigen, die aufgrund von Krankheit nicht mehr arbeiten können, oftmals der entscheidende Unterschied zwischen Überleben und finanzieller Not.
Im Vergleich zum europäischen Ausland zeigt sich, dass dort die Reintegration von teilerwerbsgeminderten Personen in den Arbeitsmarkt oft effektiver angepasst ist. In Deutschland hingegen könnte ein transparentes und zügiges Verfahren den Betroffenen schon viel helfen. Die Anforderungen, die hier an Antragstellende gestellt werden, erscheinen angesichts der gesundheitlichen Einschränkungen oft unangemessen komplex.
Ein wichtiges Thema, das gehört werden muss
Klare hat nicht nur mit Betroffenen gesprochen, sondern auch mit Experten aus verschiedenen Fachrichtungen. Diese Kombination aus persönlichen Schilderungen und professionellem Input bringt die Herausforderung, vor der viele Menschen stehen, eindringlich zum Ausdruck. Die gesellschaftliche Diskussion über Erwerbsminderungsrenten wird vom Dokumentarfilm weiter angestoßen und soll ein Bewusstsein für die Notlage der Antragstellenden schaffen.
Erstmalig zur Verfügung steht das ARD radiofeature ab dem 05. September 2024 über verschiedene Wort- und Kulturwellen der ARD. Der Podcast kann zusätzlich über die Plattform www.ardaudiothek.de abgerufen werden, was ermöglicht, dass auch eine breitere Öffentlichkeit auf das wichtige Thema aufmerksam wird und sich damit auseinandersetzt. Klare, der bereits mehrfach für seine Werke ausgezeichnet wurde, hebt hervor, dass es an der Zeit sei, diesen gesellschaftlich relevanten Diskurs zu führen, um den Betroffenen Gehör zu verschaffen.
Die Dokumentation wird nicht nur auf die Missstände hinweisen, sondern auch ein Licht auf die menschlichen Geschichten werfen, die hinter den Zahlen stehen. Die Hürden, die viele durchschreiten müssen, sind nicht nur bürokratischer Natur, sondern drücken auch auf die Seele der Menschen, die um ihren Lebensunterhalt kämpfen.
Sendetermine für das ARD radiofeature:
MDR Kultur Donnerstag, 05. September 2024, 18:00 Uhr hr2-kultur Donnerstag, 05. September 2024, 18:04 Uhr SWR 2 Freitag, 06. September 2024, 15:05 Uhr BR 2 Samstag, 07. September 2024, 13:05 Uhr SR 2 Samstag, 07. September 2024, 09:05 Uhr Bremen Zwei (RB) Samstag, 07. September 2024, 18:05 Uhr NDR Info Sonntag, 08. September 2024, 11:05 Uhr WDR 5 Sonntag, 08. September 2024, 13:04 Uhr
Die Produktion läuft unter der Leitung des Norddeutschen Rundfunks und wird von der Redaktion von Christiane Glas (NDR) betreut. Im besten Fall wird der Dokumentarfilm dazu beitragen, die dringend nötigen Reformen im Bereich der Erwerbsminderungsrente zu erläutern und voranzubringen.
Für Medienvertreter:innen steht das Feature bereits in der WDR-Presselounge zur Verfügung, was den Zugang für Berichterstattung über dieses drängende Thema erleichtert.
– NAG