Breslau/Prag/Wien/Dresden – Die Situation in den vom Hochwasser betroffenen Gebieten Mittel- und Osteuropas bleibt angespannt. In Ländern wie Rumänien, Polen, Tschechien und Österreich sind große Flächen überflutet, Straßen und landwirtschaftliche Flächen stehen unter Wasser, und viele Menschen mussten aus ihren Wohnorten fliehen. Die gewaltigen Niederschläge, die seit Tagen anhalten, haben in vielen Gebieten schlimme Schäden angerichtet. In Deutschland bereiten sich die Anwohner an der Oder und Elbe auf steigende Wasserstände vor, die durch Zuflüsse aus den angrenzenden Nationen noch verstärkt werden könnten. Für Dienstag wird in einigen Regionen eine Entspannung der Wetterlage erwartet.
Die verheerende Welle hat bisher mindestens 18 Menschenleben gefordert. In Österreich wurde am Montagabend ein zusätzlicher Toter gefunden, dessen Verbindung zu den Hochwasserereignissen noch unklar ist. Eine Vielzahl von Personen wird vermisst, und die Bedrohung durch das Hochwasser bleibt trotz der abklingenden Regenfälle bestehen.
Katastrophale Szenarien in Polen
In der polnischen Stadt Klodzko, etwa 100 Kilometer südlich von Breslau, hat das Hochwasser verheerende Spuren hinterlassen. Die Fußgängerzone ähnelt einem Schlachtfeld, als wären Explosionen verheerend gewesen. Läden im Erdgeschoss sind schwer beschädigt, regale umgefallen, und lose Kabel hängen herab. In der Kleinstadt Nysa hat das Wasser sogar in eine Notaufnahmestation für Patienten eingedrungen. Aus Sicherheitsgründen wurden 33 Patienten, darunter auch Kinder und Schwangere, mit Schlauchbooten evakuiert.
Die Situation hat die örtlichen Behörden veranlasst, Evakuierungen in mehreren betroffenen Bereichen anzuordnen. Auf Anweisung der Regierung stehen in Polen 4.900 Soldaten bereit, um Unterstützung in den Hochwassergebieten zu leisten.
Hilfe und Entschädigungen in Aussicht
Regierungschef Donald Tusk hat angekündigt, für die Hochwasseropfer im Süden des Landes Hilfsgelder in Höhe von 1 Milliarde Zloty, umgerechnet etwa 240 Millionen Euro, bereitzustellen. In Österreich hat Kanzler Karl Nehammer ebenfalls einen Katastrophenfonds von 300 Millionen Euro zur Beseitigung der Schäden angekündigt, mit der Möglichkeit einer Aufstockung, falls notwendig. Die finanziellen Hilfen sollen eine rasche Beseitigung der Schäden und Unterstützung für die Betroffenen bieten.
Besorgniserregende Wasserstände in Dresden
In Sachsen ist die Lage am Fluss Elbe kritisch. Die Wasserstände erreichen bei weitem alarmierende Werte. In Dresden ist der Pegel mehr als viermal so hoch wie der Normalwert von 1,42 Metern, und im Laufe des Tages wird mit einem Überschreiten der Sechs-Meter-Marke gerechnet. Diese Situation erinnert an die verheerenden Überschwemmungen von 2002, als der Pegel in Dresden auf bis zu 9,40 Meter stieg.
Die Wassermassen, die sich aus Tschechien auf den Weg nach Deutschland machen, stellen eine erneute Herausforderung für die dortigen Behörden dar. Nach starken Regenfällen sind viele Bäche und Flüsse in Tschechien über die Ufer getreten, und bereits drei Todesfälle sind bestätigt. Weiterhin werden viele Menschen vermisst. In der drittgrößten Stadt des Landes, Ostrava, kam es zu Dammbrüchen, die die Region zusätzlich belasten.
Die tschechische Regierung hat den Einsatz der Armee beschlossen. Verteidigungsministerin Jana Cernochova hat erklärt, dass bis zu 2.000 Soldaten mit modernster Technik zur Unterstützung der zivilen Behörden in den Krisengebieten eingesetzt werden. Diese Maßnahmen sollen dazu beitragen, dringende Bedürfnisse wie die Versorgung mit Trinkwasser und Nahrungsmitteln in den schlimmsten betroffenen Regionen zu befriedigen.
Österreich ist ebenfalls in Alarmbereitschaft. Die Behörden warnen vor einer hohen Dammbruchgefahr, insbesondere im Osten des Landes. Über 200 Straßen in Niederösterreich sind derzeit gesperrt, und mehr als 1.800 Gebäude wurden vorsorglich geräumt. Die Regenmengen reichen dort bis zu 370 Liter pro Quadratmeter in den letzten Tagen – ein Vielfaches der normalen Monatsmenge. Stromausfälle und andere infrastrukturelle Störungen betreffen viele betroffene Gemeinden und erhöhen die Notwendigkeit für rasche und effektive Hilfsmaßnahmen.
In Wien zeigen sich erste Anzeichen einer leichten Entspannung, während der Wienfluss, der normalerweise als schmales Gewässer durch die Stadt fließt, gegenwärtig stark anschwoll und die Stadt mit seinen Wasserführungen konfrontiert. Dennoch bleibt die Situation angespannt und erfordert weiterhin Aufmerksamkeit der Behörden sowie solider Unterstützung für alle betroffenen Personen.
In Rumänien, das besonders unter den Folgen des Hochwassers leidet, wurden in den letzten Tagen sieben Tote, einschließlich des neuesten Opfers in der Nähe der Stadt Galati, gemeldet. Unzählige Bauernhäuser wurden in entlegenen Gegenden vom Hochwasser überflutet, und viele Betroffene haben sich auf Dächer geflüchtet, um nicht von den unaufhaltsamen Fluten erfasst zu werden. Hunderte Feuerwehrleute arbeiten rund um die Uhr, um die Situation unter Kontrolle zu bringen und im Notfall zu helfen.
Die Lage in den Hochwassergebieten ist weiterhin kritisch, und die Hilfsmaßnahmen müssen umgehend und umfassend sein, damit die betroffenen Menschen so schnell wie möglich wieder Unterstützung erhalten. Die individuell nachvollziehbare Notlage durch die Naturgewalten zeigt einmal mehr, wie verletzlich viele Regionen in diesen Zeiten sind.