Im neuesten Fall des hessischen „Tatort“ nimmt Kommissar Murot, dargestellt von Michael Tukur, die Zuschauer mit auf eine außergewöhnliche Reise durch die Zeit. Begleitet von seiner Assistentin Magda Wächter, gespielt von Barbara Philipp, erwartet Murot am Frankfurter Flughafen die Auslieferung des gesuchten Nazi-Verbrechers Hagen von Strelow. Doch bevor es zur entscheidenden Begegnung kommt, findet sich die Geschichte plötzlich im Jahr 1944 wieder, inmitten der Wirren des Zweiten Weltkriegs.
In dieser historischen Darbietung tritt Tukur als Oberst Rother auf, der aufgrund einer misslichen Reifenpanne in einem abgelegenen Dorf feststeckt. Der Alltag könnte unspektakulär verlaufen, doch die Situation eskaliert schnell, als Rother und sein skrupelloser Adjutant von Strelow, gespielt von Ludwig Simon, in einen tödlichen Konflikt verwickelt werden. Ein abgestürztes englisches Flugzeug bringt für Rother das Unheil in Form eines Spions, dessen geheime Invasionspläne das Dorf und die weiteren Geschehnisse innerhalb der NS-Verwaltung gefährden könnten.
Einblicke in die Diktatur
Die beeindruckende Wendung der Erzählung verdeutlicht das grimmige Wesen der Diktatur. Während Rother versucht, das Bekanntwerden der geheimen Informationen zu verhindern, zeigt sich zunehmend, wie von Strelow die Kontrolle über die Situation übernehmen möchte. Die Darstellung eines feigen und rücksichtslosen Machtverhaltens wird durch die eindringliche schauspielerische Leistung von Simon verstärkt. Sein rücksichtsloses Handeln, das sogar vor der Tötung von unschuldigen Dorfbewohnern nicht Halt macht, offenbart die Abgründe und die gefährliche Logik einer autoritären Ideologie.
Die Autoren Michael Proehl, Dirk Morgenstern und M. X. Oberg haben eine breite Palette an Mut bewiesen, indem sie die Handlung des „Tatort“ 80 Jahre in die Vergangenheit verlegt haben. Dieses unkonventionelle Setting stellt sicher, dass die Verbrechen des Dritten Reiches nicht in Vergessenheit geraten. Es ist eine markante Darstellung, die zeigt, wie Kriminalgeschichten auch als Mahnung gegenüber historischen Verfehlungen dienen können. Trotz der eher unspektakulären Erzählweise wird die brutale Realität des Kriegs und des Nationalsozialismus deutlicher als je zuvor.
Auf eine unangenehme Art werden die Herausforderungen, die das Leben im Dritten Reich prägten, greifbar gemacht, während der Hauptcharakter Rother – getrieben von einem Gefühl des Pflichtbewusstseins – gleichzeitig die ethischen Grenzen seiner Entscheidungen auslotet. „Eines Tages werden Sie für Ihre Taten zur Rechenschaft gezogen“, warnt er seinen Adjutanten, und wirft damit einen kritischen Blick auf die ungestraften Verbrechen der Vergangenheit.
Die neue Episode mit dem Titel „Murot und das 1000-jährige Reich“ wird am Sonntag, dem 20. Oktober 2024, um 20.15 Uhr in der ARD ausgestrahlt. Hierbei kann ein vielschichtiger Krimi erlebt werden, der in die Untiefen der menschlichen Psyche eintaucht und unbequeme Fragen über Macht und Verantwortung aufwirft.