Die Landeshauptstadt Wiesbaden hat große Pläne in puncto Nachhaltigkeit: Der Magistrat beschloss am vergangenen Dienstag die Gründung einer neuen Gesellschaft, die eine moderne Bioabfallvergärungsanlage bauen und betreiben soll. Dieses innovative Projekt wird im Rahmen einer interkommunalen Zusammenarbeit realisiert und stellt einen bedeutenden Schritt in Richtung einer umweltfreundlicheren Stadt dar.
Die Gesellschafter der neuen Gesellschaft bestehen zu gleichen Teilen aus dem Rheingau-Taunus-Kreis und der Stadt Wiesbaden selbst, wobei Letztere durch ihre Tochtergesellschaft, die MBA-Wiesbaden, vertreten ist. Ein wichtiger Schritt steht allerdings noch aus: Die endgültige Genehmigung durch die Wiesbadener Stadtverordnetenversammlung und den Kreistag des Rheingau-Taunus-Kreises, die für den 26. September erwartet wird. Die Bioabfallvergärungsanlage soll auf der Deponie Dyckerhoffbruch errichtet werden und bereits 2029 in Betrieb gehen.
Nachhaltigkeit im Fokus
„Bereits seit 15 Jahren gewinnen wir in Wiesbaden Strom und Wärme aus den dort gesammelten Bioabfällen, jedoch ist es ein noch besserer Ansatz, wenn wir in Zukunft umweltfreundliches Biogas direkt in Wiesbaden produzieren“, erklärt Andreas Kowol, der für die ELW sowie die MBA zuständige Dezernent. Das neue Biogas soll aufbereitet in das städtische Gasnetz eingespeist werden und somit den Wiesbadener Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung stehen. Die Wirtschaftlichkeit des Projekts wird durch die Partnerschaft mit dem Rheingau-Taunus-Kreis gestärkt, da bereits Gespräche mit anderen Kommunen laufen, die ab 2029 ebenfalls ihre Bioabfälle in der Wiesbadener Anlage verwerten möchten.
Markus Patsch, Betriebsleiter der ELW und Geschäftsführer der MBA, fügt hinzu, dass dies ein Herzensprojekt für ihn sei. Das Vorhaben wolle eine hochmoderne und klimaschonende Verarbeitung von Bioabfällen sicherstellen und wurde trotz Rückschlägen, wie dem Ausstieg des ursprünglich geplanten Partners im Jahr 2019, konsequent weiterverfolgt.
Im Jahr 2023 wurden in Wiesbaden rund 18.700 Tonnen Bioabfälle gesammelt. Die geplante Bioabfallvergärungsanlage soll zusammen mit den Bioabfällen des Rheingau-Taunus-Kreises und mithilfe weiterer interkommunaler Kooperationen ein umfassendes Biogasproduktionssystem schaffen. Verarbeitet werden können jährlich bis zu 60.000 Tonnen Bioabfall, wobei die geschätzten Investitionskosten bei etwa 35 Millionen Euro liegen. Dank der interkommunalen Zusammenarbeit können zudem Fördermittel des Landes Hessen in Anspruch genommen werden.
Die neue Anlage wird voraussichtlich rund 8,9 Millionen Kubikmeter Biogas pro Jahr erzeugen, was aufbereitet etwa 5 Millionen Kubikmeter Biomethan entspricht. Dies reicht theoretisch aus, um mehr als 10.000 Haushalte ein Jahr lang mit Energie zu versorgen. Zudem wird die Bioabfallvergärungsanlage erwartet, eine positive Wirkung auf das Klima zu entfalten, da der erzeugte Strom wesentlich klimaschonender ist als der aus fossilen Energieträgern. Im Vergleich zu herkömmlichem Strommix werden durch den Einsatz von Biogas mindestens 500 Gramm weniger Treibhausgase pro Kilowattstunde freigesetzt.
Im Gesamtbild wird durch die Auslastung der neuen Bioabfallvergärungsanlage eine Einsparung von mindestens 27.500 Tonnen CO2-Äquivalenten pro Jahr möglich sein. Dieses Projekt unterstützt nicht nur die dringend benötigte Wende hin zu mehr Klimaschutz, sondern zeigt auch die Bereitschaft zur Zusammenarbeit zwischen benachbarten Kommunen zur Erreichung der Klimaneutralitätsziele. Kowol spricht sich dafür aus, in Zukunft die Maßnahmen zum Klimaschutz noch intensiver zu koordinieren und weiter auszubauen.
Mit dieser Initiative unterstreicht Wiesbaden nicht nur seinen Anspruch auf Nachhaltigkeit, sondern führt auch eine Vorreiterrolle im Bereich der Abfallverwertung und der erneuerbaren Energien ein – ein positives Signal für die Umwelt und die kommenden Generationen.
– NAG