Wiesbaden – Der neueste Kriminalfall um den hessischen «Tatort»-Kommissar Felix Murot, gespielt von Ulrich Tukur, nimmt die Zuschauer mit auf eine Reise in die Vergangenheit. Während Murot und seine Assistentin Magda Wächter (Barbara Philipp) am Frankfurter Flughafen auf die Rückkehr des ehemaligen Kriegsverbrechers Hagen von Strelow aus Südamerika warten, entfaltet sich die spannende Hauptgeschichte im Jahr 1944 während des Zweiten Weltkriegs. Der Hessische Rundfunk (HR) strahlt den Film «Murot und das 1000-jährige Reich» am Sonntagabend, den 20. Oktober, im Ersten aus.
Die Vielseitigkeit von Tukur wird in diesem Film besonders deutlich, da er nicht nur dem Ermittler Murot Leben einhaucht, sondern auch die Figur des Friedrich Rother darstellt, eines kriegsmüden Kommissars. Dieser findet sich gemeinsam mit seinem Adjutanten im Sommer 1944 in einem hessischen Dorf wieder. Der Adjutant, ein ehrgeiziger und regimetreuer Nationalsozialist, verkörpert der junge Hagen von Strelow (Ludwig Simon).
Ein facettenreicher Kriminalfall
Die Handlung nimmt an Fahrt auf, als ein britischer Pilot ermordet wird. Kommissar Rother beginnt mit den Ermittlungen und wird dabei von der geheimnisvollen Kellnerin Else Weiß unterstützt, die ebenfalls von Barbara Philipp gespielt wird. Der Mord ist kein gewöhnlicher Fall; der Tote scheint ein Spion zu sein und könnte brisante Informationen bei sich gehabt haben. Wo sind diese entscheidenden Dokumente? Diese Frage treibt die Handlung weiter voran.
„In dem Film erzählen wir von Schuld und Sühne, Verrat und Vertrauen“, erklärt Jörg Himstedt, Redakteur beim HR. Eine zentrale Botschaft ist, dass jede Handlung Konsequenzen hat, was sich in scheinbar harmlosen alltäglichen Szenen widerspiegelt. Ein markantes Zitat bleibt in Erinnerung: „Eines Tages werden Sie für Ihre Taten zur Rechenschaft gezogen“, so spricht Rother den jungen Hagen von Strelow an, der jedoch entgegnet, dass das „Tausendjährige Reich“ eigenen Gesetzen folge und richtet seine Waffe auf Rother.
Die Herausforderung der Dreharbeiten
Die Dreharbeiten fanden im Frühjahr 2023 an verschiedenen Schauplätzen statt, darunter das Freilichtmuseum Hessenpark nördlich von Frankfurt. Regisseur Matthias X. Oberg hebt hervor, dass die historische Kulisse entscheidend für die Authentizität des Films war: „Ohne den Hessenpark wäre dieser ‚Tatort‘ kaum realisierbar gewesen.“ Die historischen Rahmenbedingungen und Ausstattung führten zu einem erheblichen Aufwand und waren eine Herausforderung, die das Produktionsteam meisterte.
Ein besonderer Reiz ergibt sich auch daraus, dass Tukur in doppelter Rolle zu sehen ist. Rother, der professionelle Kommissar, hinterfragt die Motive und Handlungen der Dorfbewohner. Gleichzeitig bleibt er jedoch den Geheimnissen der Kellnerin Else Weiss gegenüber loyal. Die Beziehung und das Spannungsfeld zwischen den Charakteren sind vielschichtig und tragen zur dichten Atmosphäre des Films bei.
Die Rückkehr von Hagen von Strelow, die Murot auf den Flughafen begleitet, formt das narrative Ende des Films. Mit dem Satz „Buenos días, Herr von Strelow, so sieht man sich wieder“, wird die Klammer zur Gegenwart geschlossen. Der Film lädt das Publikum ein, über die Verstrickungen von Vergangenheit und Gegenwart nachzudenken, und wirft wichtige Fragen zur Zivilcourage auf.
Zu den Themenschwerpunkten gehören nicht nur die Ermittlungen um den Mordfall, sondern auch die moralischen Dilemmata, mit denen die Charaktere konfrontiert sind. Die Zuschauer werden angeregt, über die Auswirkungen von Diktatur und Gewalt nachzudenken und die Rolle der Individuen in solchen Systemen zu hinterfragen. Diese facettenreiche Erzählweise bietet somit eine tiefere Einsicht in die menschliche Psyche und die Dynamiken innerhalb gesellschaftlicher Umbrüche.