In der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt Mainz und der hessischen Nachbargemeinde Wiesbaden stehen die Kommunen vor ähnlichen Herausforderungen in den Bereichen Wohnungsbau und Wärmeversorgung. Trotz des natürlichen Trennungsfaktors – des Rheins – gibt es enge Kooperationen und ein gemeinsames Interesse, Lösungen für drängende Probleme zu finden. Angeführt werden die Initiativen von den Oberbürgermeistern Gert-Uwe Mende aus Mainz und Nino Haase aus Wiesbaden, die sich intensiv über die künftige Entwicklung beider Städte austauschen.
Ein zentraler Punkt der Diskussion ist die Notwendigkeit, neuen Wohnraum zu schaffen. Mainz hat bereits 48 Hektar Entwicklungsfläche in den Stadtteilen Ebersheim und Hechtsheim identifiziert, wo zwischen 1800 und 3300 neue Wohnungen entstehen könnten. Angesichts eines anhaltenden Zuzugs von jährlich 2000 Menschen ist der Wohnungsbau nicht nur wünschenswert, sondern dringend erforderlich. Laut Oberbürgermeister Haase wird Mainz inspiriert durch Wiesbadens Planungen, die es ermöglichen, Flächen durch städtebauliche Entwicklungsmaßnahmen zu erwerben, auch wenn dies im Extremfall Enteignungen zur Folge haben könnte.
Wiesbaden kämpft mit hohen Kosten der Wärmewende
Die Wärmewende ist ein weiteres wichtiges Thema, das beide Städte in ähnlichem Maße betrifft. Wiesbaden steht vor finanziellen Herausforderungen von 2,1 Milliarden Euro, die für die Umstellung auf ein modernes Wärmeversorgungssystem benötigt werden. Diese gewaltigen Kosten umfassen auch Planungsausgaben von vier Millionen Euro, was die Stadtverwaltung als eine erhebliche Bürde ansieht. In einem engen Netzwerk arbeiten die Stadtwerke von Mainz und Wiesbaden zusammen, denn die Wärmeversorgung ist über die Grenzen hinweg miteinander verwoben, was die Thematik noch komplexer macht.
Während Wiesbaden nun vor einer „unglaublichen finanziellen Herausforderung“ steht, legt Mainz den Fokus auch auf den Erhalt der bestehenden Grünflächen. Wald- und Naturschutzgebiete sollen weiterhin geschützt bleiben, sodass eine „organische Entwicklung“ innerstädtischer Siedlungsgebiete angestrebt wird, anstatt isolierter Neubauten. Auch die Anbindung an den Nahverkehr ist aus Mainzer Sicht ein wichtiges Kriterium – eine nachhaltige Stadtentwicklung ist nur dann sinnvoll, wenn die neuen Wohngebiete gut erreichbar sind.
Der gemeinsame Städteausschuss, unter der Leitung der beiden Oberbürgermeister, zeigt, wie eng die Zusammenarbeit zwischen Mainz und Wiesbaden ist. Hier werden gemeinsame Ansätze erarbeitet, um die Herausforderungen in beiden Städten besser angehen zu können. Die Hoffnung liegt auf einer „steilen Lernkurve“, so Haase, der gemeinsam mit Mende auf die bevorstehenden Entscheidungen der Verwaltungsgerichte blickt, die die rechtlichen Rahmenbedingungen für die städtebaulichen Maßnahmen klären könnten.
In dieser Zusammenarbeit werden nicht nur neue Wohngebiete geplant – auch die Wärmeversorgung wird strategisch über die Gemarkungsgrenzen hinweg betrachtet. Das klare Ziel lautet, die Bürgerinnen und Bürger in den Stadtteilen Amöneburg, Kastel und Kostheim mit Wärmeenergie zu versorgen, die über das Mainzer Netz geliefert wird. So könnten viele Synergien genutzt werden.
Zusammengefasst haben sowohl Mainz als auch Wiesbaden den Willen, kreativ und pragmatisch an die drängenden Probleme heranzugehen. Die Herausforderungen in der Wohnungsbaupolitik und der Wärmeversorgung erfordern ein koordiniertes Vorgehen beider Städte, um nachhaltig positive Ergebnisse zu erzielen. Die enge Zusammenarbeit in einem gemeinsamen Städteausschuss wird als Schlüssel angesehen, um die Potenziale der Region voll auszuschöpfen und die Verzahnungen der beiden Kommunen weiter zu stärken.
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