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Kampf der Geschlechter: Zwei neue Stücke am Staatstheater Wiesbaden!

Wiesbaden wird zur Bühne für ein außergewöhnliches Theaterexperiment, bei dem Corneilles „Spiel der Illusionen“ nur mit Frauen und Sam Max’ düsteres „Double Serpent“ ausschließlich mit Männern besetzt sind – eine mutige Risikomaximierung, die die Fragen von Identität und Geschlechterrollen neu aufwirft und das Publikum bei den ersten Aufführungen am 13. und 20. Oktober 2024 in Atem hält!

Im Staatstheater Wiesbaden wurde mit den Aufführungen von Corneilles „Spiel der Illusionen“ und Sam Max’ „Double Serpent“ ein mutiges Experiment gewagt, das die Geschlechterrollen auf unkonventionelle Weise erforscht. Unter der Leitung des neuen Intendantinnenduos Dorothea Hartmann und Beate Heine wurde ein kreativer Rahmen geschaffen, der nicht nur künstlerische Grenzen überschreitet, sondern auch das Publikum zum Nachdenken anregt.

Bei „Spiel der Illusionen“ werden alle Sprechrollen von Frauen gespielt, während „Double Serpent“ ausschließlich männliche Darsteller zeigt. Diese Inszenierungsmethode konfrontiert die Zuschauer direkt mit der Frage, wie Geschlechterrollen unsere Wahrnehmung und Erwartung beim Theaterbesuch beeinflussen. Es ist ein mutiger Ansatz, der bereits bei den ersten Aufführungen der neuen Spielzeit sowohl Neugier als auch gemischte Reaktionen hervorrief.

Inszenierungen im Fokus

„Spiel der Illusionen“, das 1636 in Paris uraufgeführt wurde, ist eine seltene Kostbarkeit im heutigen Theaterbetrieb. Die Regisseurin Christina Rast greift auf die komplexe Handlung zurück, um durch eine dynamische Inszenierung, die mit visuellen Elementen spielt, die thematische Tiefe des Werkes zu beleuchten. Die Geschichte handelt von einem Vater, Pridamant, der seinen verschwundenen Sohn Clindor sucht. In einer Welt voller Täuschungen und Illusionen wird die Frage nach dem eigenen Ich und der Identität auf interessante Weise verwoben mit dem Schicksal der Charaktere.

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Doch die Aufführung des Stücks, obwohl visuell beeindruckend und künstlerisch ambitioniert, fiel nicht durchweg positiv auf. Das Bühnenbild und die Kostüme, die von Sarah Borchardt entworfen wurden, schufen eine ansprechende Atmosphäre. Dennoch stellten einige Zuschauer fest, dass der erzählerische Fluss und die emotionale Tiefe nicht vollständig erreicht wurden. Die fröhliche Verwirrung, die durch das lebhafte Spiel der Darstellerinnen entsteht, lenkt manchmal vom Hauptfokus – dem Erzählen der Geschichte – ab.

Im Gegensatz dazu bringt „Double Serpent“ eine düstere, tragische Geschichte auf die Bühne. Geschrieben von Sam Max und in stilvollem Ambiente inszeniert, bietet das Stück einen tiefen Einblick in Themen wie Trauma und Gewalt. Die Geschichte folgt dem Erwachsenen Connor, der als Kind Zeuge von grausamen Taten wurde – illegalen Organtransplantationen durch seinen Adoptivvater. Während er kämpft, seine Vergangenheit zu verarbeiten, entfaltet sich eine komplexe Erzählung, die sich mit Schuld, Verdrängung und dem Streben nach Normalität beschäftigt.

Die Darsteller sind beeindruckend in ihren Rollen, wobei Timur Yann Frey als Connor besonders hervortritt. Sein schauspielerisches Talent verleiht dem Charakter eine spürbare Traurigkeit und Tiefe. Anders als bei „Spiel der Illusionen“ erzeugt „Double Serpent“ von Anfang an eine bedrückende Atmosphäre, die nicht nur durch die Handlung, sondern auch durch die Inszenierung von Ersan Mondtag verstärkt wird. Seine langsame, bedacht eingesetzte Erzählweise entspricht dem Stil des Stücks, auch wenn einige Zuschauer die lange Dauer als Herausforderung empfanden.

Kunst im Spannungsfeld

In beiden Stücken wird deutlich, dass das Theater als Medium eine Plattform für aufregende, manchmal unangenehme Themen bieten kann. Der Mut der Regisseure, mit Geschlechterdarstellungen und schwierigen Erzählstrukturen zu experimentieren, öffnet Raum für Diskussion und Reflexion über grundlegende menschliche Erfahrungen und gesellschaftliche Normen. Es zeigt sich, dass das Staatstheater Wiesbaden nicht nur als Kulturort dient, sondern auch als Experimentierfeld für neue und herausfordernde künstlerische Ansätze.

Während die Besucher des Staatstheaters Wiesbaden beim Anschauen dieser beiden Stücke unterschiedliche emotionale Reaktionen erfahren, bleibt die Gesamtwirkung der Inszenierungen stark. Weg vom gewohnten Theaterformat hin zu einem Raum, wo Gedanken angeregt und herausgefordert werden, ist ein Schritt in die richtige Richtung, um die Kunst in der heutigen Zeit lebendig und relevant zu halten. Die Aufführungen sind sowohl ein Aufruf zur Teilnahme als auch zur kritischen Auseinandersetzung mit dem, was uns auf der Bühne und im Leben begegnet.

Die nächsten Vorstellungen von „Spiel der Illusionen“ und „Double Serpent“ finden am 13., 20., 27. und 30. Oktober sowie am 1., 23. und 30. November statt. Details zu den Vorstellungen können auf der Website des Staatstheaters Wiesbaden www.staatstheater-wiesbaden.de nachgelesen werden.

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