In der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden feiert das Frauenmuseum mit einem abwechslungsreichen Programm seinen 40. Geburtstag. Dieses Etablissement hat seit seiner Gründung im Jahr 1984 unermüdlich daran gearbeitet, die Kunst und die Geschichten von Frauen in den Vordergrund zu rücken und damit einen wichtigen Platz in der Kunstszene einzunehmen.
Der Besuchernamen ziert ein auffälliges, gelbes Plakat, das mit der provokanten Frage spielt, ob Frauen nackt ins Museum kommen müssen. Diese Installation eröffnet die Ausstellung „The Art of Behaving Badly“, die sich mit den Guerrilla Girls auseinandersetzt, einer Künstlerinnengruppe, die seit vier Jahrzehnten auf die Missstände in der Kunstwelt aufmerksam macht. Die Guerrilla Girls, bekannt für ihre markanten Gorillamasken, verwenden Plakate und Sticker, um auf die Unterrepräsentation von Frauen und People of Color hinzuweisen.
Künstlerische Meilensteine und Partizipation
Die Ursprünge des Frauenmuseums gehen auf eine Gruppe von Frauen in den späten 1970er-Jahren zurück. Beatrixe Klein, die heutige Direktorin, war Teil dieser Bewegung und setzte sich mit anderen für die Sichtbarkeit der Frauen in der Kunst und Kultur ein. Ihre leidenschaftlichen Bemühungen führte zur Gründung des Vereins „Frauenwerkstatt – Zentrum für Kommunikation und Bildung“, das schließlich das Frauenmuseum ins Leben rief.
„Wie die Guerrilla Girls sind wir noch sehr aktiv“, erklärt Valentine Goldmann, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Museums. „Es ist unser Ziel, das Unsichtbare sichtbar zu machen“, stimmt Klein zu und reflektiert die fortwährenden Herausforderungen, Frauen in der Kunst eine Stimme zu geben.
Ein wichtiges Projekt, das die Museumsbesucher in aktiver Weise einbezieht, ist die aktuelle Ausstellung „Kunst bekommt Flügel“ von Cambra Skadé. Hier dürfen die Besucher:innen Kunstwerke auswählen und ohne einen finanziellen Beitrag mit nach Hause nehmen. Das Konzept bringt eine zum Teil revolutionäre Idee in die Kunstausstellung: Kunst sollte für alle zugänglich sein.
Die vielfältige Exponatsgründung umfasst mittlerweile über 400 Frauen- und Göttinnenfiguren, die von der Altsteinzeit bis zur Gegenwart reichen, und einige dieser Stücke sind in der Dauerausstellung „Von Göttinnen und Weisheiten“ zu bewundern. Klein hebt hervor, dass Frauenkunst oft als Handwerk oder Handarbeit klassifiziert werde, während die Werke von Männern durchweg als Kunst gelten. Diese Ungleichheit gilt es weiterhin zu bekämpfen.
Feiern mit Veranstaltungen und Ausstellungen
Das Jubiläumsprogramm bietet ein spannendes Spektrum an Veranstaltungen. Am 3. November wird mit einer besonderen Ausstellung zur Geschichte des Frauenmuseums gefeiert. Zuvor, am 7. November, findet eine Lesung der Schriftstellerin Miku Sophie Kühmel statt, die aus dem Sammelband „Brüste“ vorliest. Das Thema Gewalt gegen Frauen steht im Fokus einer Diskussionsrunde beim Poetry Slam am 21. November.
Im Jahr 1991 fand der Umzug in die Wörthstraße statt, wo das Museum auf vier Etagen seine Werke präsentiert. Laut Klein ist das Museum ein Symbol weiblicher Stärke, und trotz der Schwierigkeiten, die es immer wieder gab, sind die Verantwortlichen entschlossen, ihre Mission fortzusetzen und das Unbequeme ans Licht zu bringen.
Die Bedeutung des Frauenmuseums erstreckt sich über die Stadtgrenzen hinaus, da es auch international Besucher anzieht. In Deutschland existieren derzeit drei Frauenmuseen, weltweit zwischen 60 und 90, einige nur virtuell. Das Wiesbadener Frauenmuseum bleibt dabei ein Pionier, das bedeutende kulturelle Arbeit leistet und Frauen der Kunstgeschichte Sichtbarkeit verleiht.
Für mehr Informationen über die aktuellen Ausstellungen und Entwicklungen ist ein weiterführender Artikel hier zu finden.