Wetteraukreis

Starke Kinder gegen sexualisierte Gewalt: Wildwasser Wetterau im Einsatz

Kinder im Wetteraukreis lernen in spannenden Workshops von Wildwasser, wie sie sich gegen sexualisierte Gewalt wehren und ihre eigenen Grenzen setzen können – denn jedes „Nein“ zählt!

In Deutschland wird der Schutz von Kindern vor sexualisierter Gewalt immer dringlicher. Der Verein Wildwasser Wetterau hat es sich zur Aufgabe gemacht, Kinder zu empowern und ihnen die Notwendigkeit der Selbstbestimmung über den eigenen Körper näherzubringen. In speziellen Selbstbehauptungsworkshops wird vermittelt, dass es in Ordnung ist, Grenzen zu ziehen. Gerade bei Familienangehörigen, die vermeintlich liebevoll sind, können Kinder lernen, dass auch unbehagliche Berührungen nicht akzeptiert werden müssen.

Ein Kernstück des Programms ist das Konzept rund um die fiktive Figur „Tante Knuddel“. Diese Figur verdeutlicht Kindern auf einfühlsame Art, dass unangemessene Berührungen nicht toleriert werden müssen. Indem die Kinder lernen, „Nein“ zu sagen, schaffen sie es, ihre eigenen Bedürfnisse durchzusetzen. „Diese Workshops sind mehr als nur eine Aufklärung“, sagt Eva Kah, die bei Wildwasser für die Prävention zuständig ist. „Es geht darum, den Kindern Werkzeuge an die Hand zu geben, um sich zu behaupten und ihre Gefühle ernst zu nehmen.“

Training für emotionale Intelligenz

Der Verein setzt auf spielerische Methoden, um Kinder zu ermutigen, ihre Emotionen auszudrücken. In den Workshops üben Kinder, Gesichtsausdrücke und Körperhaltungen zu lesen, um zu identifizieren, wann sie sich unwohl oder bedroht fühlen. Gemeinsam wird reflektiert, was ein „blödes Geheimnis“ ausmacht – also Situationen, die ein ungutes Gefühl hervorrufen – und wie sie sich von positiven Geheimnissen unterscheiden. „Das ist ein essenzieller Teil, denn es hilft den Kindern, ihre Sorgen und Ängste zu artikulieren“, erklärt Kah.

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„Wir möchten die Kinder so stark machen, dass sie in der Lage sind, Hilfe zu suchen“, fährt sie fort. Es ist entscheidend, dass Kinder wissen, an wen sie sich wenden können, wenn sie in schwierigen Situationen sind. Dazu können auch Lehrkräfte oder Schulsozialarbeiter gehören, die nicht in der Familie stehen. Der Aufbau eines solchen Netzwerkes ist für die Kinder überaus wichtig.

Aber nicht nur die Kinder sind gefragt – auch die Eltern spielen eine wichtige Rolle. In den Workshops wird davor gewarnt, zu zögern, wenn es um das Thema Sexualität oder Körper geht. Kinder müssen spüren, dass sie mit ihren Sorgen zu ihren Eltern kommen können, ohne sich dafür schämen zu müssen. „Wir sprechen mit den Eltern über diese Themen, um die Hemmschwelle abzubauen“, erläutert Kah. Der Verein betont, dass es eine schmerzhafte Realität ist, dass viele Täter aus dem direkten Umfeld stammen.

Was steckt hinter den Workshops?

Das Programm ist darauf ausgelegt, Kindern zu helfen, sich gegenseitig zu unterstützen. In den geschlechtshomogenen Gruppen können Mädchen Muster erkennen, wo sie Hilfe leisten oder darauf hinweisen sollten, wenn die Grenzen anderer überschritten werden. Es gibt Situationen, in denen Jugendliche im Schulalltag über ihre Grenzen hinausgehen und andere dabei ungewollt unter Druck setzen. Die Workshops helfen, solche dynamischen Prozesse zu erkennen und sie zu akzeptieren.

Diese präventive Arbeit wird sowohl in Schulen als auch außerhalb angeboten, um die Reichweite zu erhöhen. Dazu zählt unter anderem das Projekt „Starke Kids“, das in zahlreichen Grundschulen durchgeführt wird. Zu den teilnehmenden Einrichtungen zählen unter anderem die Otto-Dönges-Schule in Nidda und die Georg-August-Zinn-Schule in Düdelsheim. Die Organisation erklärt, dass der nächste Selbstbehauptungsworkshop am 22. November im Jugendzentrum Casa Atrium in Büdingen stattfinden wird.

Der Ansatz von Wildwasser Wetterau erfordert eine nachhaltige Behandlung der Thematik, da die sexuelle Gewalt eine Realität ist, die nicht ignoriert werden kann. Gemäß Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation sind in Deutschland ein bis zwei Kinder pro Schulklasse betroffen. Wildwasser Wetterau hat neben den Schulprogrammen auch ein Unterstützungsangebot für Kinder bis zwölf Jahre sowie Beratungsangebote für Betroffene und Fachkräfte. Für weiterführende Informationen über die Aktivitäten des Vereins kann die Webseite www.wildwasser-wetterau.de besucht werden oder der Instagram Account @wildwasser.wetterau aufgesucht werden.

Natürlich ist es ein schweres und größtenteils tabuisiertes Thema, das aber offen angesprochen werden muss, um nachhaltige Lösungen und Hilfsangebote zu schaffen. Der Verein Wildwasser Wetterau leistet hier einen wertvollen Beitrag zur Bildung einer Generation, die emanzipiert und sicher im eigenen Körper aufwächst und lernt, ihre Grenzen zu kommunizieren.

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