Im malerischen Düdelsheim kommt es zu einem entscheidenden Schritt in eine umweltfreundlichere Zukunft: Der Seemenbach wird renaturiert. Diese Maßnahme ist Teil eines umfassenden Projekts zur Verbesserung der Wasserqualität und zum Schutz der Biodiversität in der Region. Bei einem Informationsabend im Alten Rathaus informierten Vertreter des Regierungspräsidiums Darmstadt, der Stadtverwaltung und des zuständigen Planungsbüros die Bevölkerung über die geplante Renaturierung.
Die Renaturierung zielt darauf ab, den Seemenbach zu revitalisieren, was bedeutet, dass er wieder in seinen natürlichen Zustand zurückgeführt wird. Ein wesentlicher Aspekt dieses Vorhabens ist die Schaffung von Retentionsflächen, die nicht nur die Schadstoffbelastung im Wasser reduzieren, sondern auch einen wertvollen Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten bieten. Die Arbeiten, die in etwa einem Jahr beginnen sollen, finden auf Höhe der Kläranlage in Düdelsheim statt. Hier wird eine Aue geschaffen, die nicht nur ökologische Vorteile mit sich bringt, sondern auch dem Hochwasserschutz dient.
Herausforderungen und Fragen der Anwohner
Trotz der vielen positiven Aspekte kamen während des Informationsabends auch kritische Fragen auf. Besonders besorgt zeigten sich einige Anwohner über mögliche Auswirkungen auf die Landwirtschaft. Der Seemenbach verläuft nahe einer Wiesenfläche sowie einem Acker, und es wurde für notwendig erachtet, diese Bedenken zu besprechen. Julian Otte, ein Sachbearbeiter des Regierungspräsidiums, versicherte den skeptischen Bauern, dass der Acker nicht betroffen sein wird und auch die Weidefläche nur geringfügig in Mitleidenschaft gezogen wird. „Nach der Renaturierung können noch etwa drei Hektar der Wiese als Weide genutzt werden“, erklärte Hans-Peter Henrich vom städtischen Bauamt.
Bürgermeister Benjamin Harris wies zudem darauf hin, dass es derzeit keine Anzeichen dafür gibt, dass eine größere Kläranlage notwendig wird, was die Sorgen um den Flächenbedarf mindert. „Die Stadt hat die gesetzliche Pflicht zur Renaturierung“, betonte er, und verwies auf die kommunalen Besitzverhältnisse, die in diesem Zusammenhang von Bedeutung sind.
Ein weiterer wichtiger Punkt in der Diskussion war die Finanzierung des Vorhabens. Die Kosten liegen im sechsstelligen Bereich, jedoch wird das gesamte Projekt vom Land geplant und finanziert, ohne dass die Stadt in Vorleistung treten muss. Diese Regelung könnte für die Düdelsheimer eine Erleichterung darstellen, da die finanzielle Belastung begrenzt bleibt.
Ökologische Ziele und Maßnahmen
Ein zentrales Ziel der Renaturierung ist die Verbesserung der Gewässerstruktur, wie Julian Otte anschaulich erklärte. Es ist geplant, Ufersicherungen zu entfernen, das Ufer abzuflachen und natürliche Elemente wie Totholz und Steine einzubringen. Solche Maßnahmen sollen dazu beitragen, die Artenvielfalt im Ökosystem zu erhöhen und ein besseres Habitat für Amphibien und andere Wasserlebewesen zu schaffen.
Ein innovativer Teil des Projekts beinhaltet auch die Umgestaltung des Bachbettes, wodurch Teile des Seemenbachs in eine alte, naturbelassene Flussführung verlegt werden. Diese natürliche Gestaltung unterstützt nicht nur die Ansiedlung von Flora und Fauna, sondern trägt auch zur Reduzierung von Schadstoffen bei, weil breitere Bachflächen eine bessere Sedimentation ermöglichen. „Je offener der Bach ist, desto besser können sich Schadstoffe absetzen“, erläuterte Lucia Rettig vom Ökobüro Gelnhausen, das mit den Ausführungsplanungen beauftragt wurde.
Die Renaturierung wird umfängliche Umgestaltungsarbeiten mit sich bringen. Unter anderem wird ein kleiner Damm um die Wiese errichtet, um die Wassermengen besser regulieren zu können. Dies soll verhindern, dass Wasser bei Hochwasserereignissen in die angrenzenden Flächen eindringt. Die Bürger zeigten sich besorgt über die möglicherweise beeinträchtigte Nutzung des Festplatzes während der Bauarbeiten. Bürgermeister Harris beruhigte jedoch, dass der Düdelsheimer Markt auch während der Bauzeit stattfinden könne.
Die Bürger von Düdelsheim haben sich aktiv an diesem Prozess beteiligt, und ihre Fragen wurden offen beantwortet, was eine wichtige Voraussetzung für den regenerativen Erfolg des Projekts ist. Wie die Projektverantwortlichen mitteilten, ist dies ein Schritt hin zu einem nachhaltigeren Umgang mit Wasserressourcen und zur Förderung einer artenreichen Flora und Fauna in der Region.
Für mehr Informationen über die Details des Projekts, siehe den Bericht auf www.fnp.de.