Im Landkreis Wetteraukreis hat die Autorin Melanie Diana Ruhrmann-Petri mit ihrem Kinderbuch „Simon, das Baby und der Herr Alzheimer“ ein bemerkenswertes Werk geschaffen, das auf ein ernstes Thema aufmerksam macht: die Demenz. Ihr Ziel ist es, verständnisvollere Perspektiven für jene zu entwickeln, die an dieser Erkrankung leiden, und dieses Verständnis bereits bei Kindern zu vermitteln.
Ruhrmann-Petri, die aus Dorn-Assenheim stammt, erkennt die Herausforderungen, denen Demenzkranke täglich gegenüberstehen. Sie selbst packt oft ihre Gitarre und Rhythmusinstrumente, um gemeinsam mit Senior*innen im Pflegeheim Bad Nauheim zu musizieren. Hier trifft sie auf Menschen, die in verschiedenen Bereichen, wie Gedächtnisleistung und Orientierungsvermögen, Einschränkungen erfahren. Diese Interaktionen zeigen, dass Musik eine heilende Kraft hat und sogar in schwierigen Situationen eine Verbindung schaffen kann.
Die Geschichtenerzählung als Brücke
Das Buch handelt von einer Familie mit zwei Kindern, die auch den an Alzheimer erkrankten Großvater bei sich wohnen hat. Während die Erlebnisse der Kinder meist für Heiterkeit sorgen, zeigen sich die Reaktionen auf das Verhalten des Großvaters oft von Ärger geprägt. Solche Darstellungen machen die Auswirkungen der Krankheit auf die Familie greifbar. Simon, eines der Kinder, stellt sich vor, dass ein kleines Männchen seinem Großvater die Erinnerungen stiehlt – eine bildliche Metapher für den Verlust, den Alzheimer mit sich bringt.
Ruhrmann-Petri, selbst Mutter von drei Kindern, wollte zunächst ein Manuskript für die deutsche Alzheimerstiftung erstellen. Doch durch einen glücklichen Zufall wurde ein kleiner, österreichischer Verlag auf sie aufmerksam. Ihr Anliegen war es, die Krankheit in eine kindgerechte Geschichte zu verpacken. Laut ihrer Aussage ist es entscheidend, dass Kinder die Erkrankung verstehen, ohne die volle Tragweite zu begreifen. „Früher sprach man von Menschen, die halt ›deppert‹ geworden sind, heute weiß man es zum Glück besser“, so die Autorin. Damit spricht sie ein großes gesellschaftliches Problem an, das oft zu wenig Beachtung findet.
Ruhrmann-Petri hat bereits umgeschwenkt, um ihrem Engagement für Menschen mit Demenz mehr Raum zu geben. Nachdem Vorlesungen bei Demenzpatienten, in denen sie nur vorgelesen hatte, nicht den gewünschten Effekt brachten, begann sie, mit ihrer Gitarre und ihrer Stimme den Raum mit Musik zu füllen. Diese Veränderungen führten dazu, dass sie ihr berufliches Leben neu gestaltete und in der Musikgeragogik studierte, um Menschen mit musikalischen Mitteln zu erreichen.
Ein Ausblick auf die Zukunft
In ihrem aktuellen Buch spiegelt sich ihr Wunsch wider, dass in zwei Jahrzehnten niemand mehr das Buch benötigt – ein Hinweis auf die Hoffnung, dass sich Verständnis und Unterstützung für Demenzkranke im Laufe der Zeit erweitern. „Gefühle werden nicht dement und gehen nicht vergessen“, betont sie und unterstreicht damit ihre zentrale Botschaft. Mit Blick auf geplante weitere Bücher, darunter eine Kurzgeschichte für Erwachsene und ein Kinderroman, zeigt sich auch ihr Engagement, das Bewusstsein für diese Krankheit kontinuierlich zu schärfen.
Somit steht ihre Initiative im Zeichen eines besinnlichen Umdenkens über die Wahrnehmung von Demenz und die Bedeutung der Emotionen, die nicht verblassen, auch nicht im Angesicht der Krankheit. Für eine tiefere Einsicht in die Thematik bietet sich ein Blick auf den Artikel auf www.fnp.de an.