Wetteraukreis

Bad Nauheim: Entdeckung der historischen Söderordnung aus 1459

Dr. Thomas Schwab hat die im Jahr 1459 erlassene Söderordnung für Bad Nauheim ins heutige Deutsch übersetzt, um die historische Bedeutung und die Strafen wie ein Pfund Wachs für Regelverstöße verständlich zu machen und damit einen wichtigen Beitrag zur Stadtgeschichte zu leisten.

In Bad Nauheim wird ein historisches Dokument lebendig, das die Beschlüsse und Bestimmungen für die Södermeister aus dem Jahr 1459 festhält. Dr. Thomas Schwab, ein leidenschaftlicher Heimatforscher, wie auch Vorsitzender des Vereins „Wind- und Wasserkunst“, hat sich intensiv mit der Stadtgeschichte auseinandergesetzt und nun ein handgebundenes Büchlein veröffentlicht. Sein Werk trägt den Titel „Ordnung für die Sodermeister zu Nauheim vom 4. März 1459“ und ist nun in der renommierten „16er Reihe“ des Axel-Dielmann-Verlags erhältlich.

Die „Söderordnung“ ist ein Dokument, das in seiner Originalsprache bis dato nie in modernes Deutsch übersetzt worden war. Schwab bemerkte das, als er im Nachlass seines Vaters, dem Psychiater und Heimatforscher Prof. Dr. Hans-Erich Schwab, auf das Manuskript stieß. Die ursprüngliche Transkription wurde von Wilhelm Lindenstruth erstellt, der von 1912 bis 1913 als Lehrer am Ludwig-Gymnasium tätig war und 1913 bedeutende Urkunden für die Stadt erfasste.

Die Herausforderung der Übersetzung

Die Übersetzung des Textes stellte sich als eine weit kompliziertere Aufgabe heraus, als Schwab zunächst gedacht hatte. Auf der Suche nach Fachwissen wandte er sich an verschiedene Übersetzungsbüros für alte Sprachen, musste jedoch wiederholt Absagen hinnehmen. Viele Verlage argumentierten, dass der Dialekt, in dem die Ordnung verfasst war, eine Übersetzung nahezu unmöglich mache.

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Entschlossen setzte sich Dr. Schwab selbst an die Arbeit und übersetzte den Text Wort für Wort. Dabei musste er gelegentlich auf kreatives Internet-Recherche zurückgreifen. Manche Ausdrücke waren so fachspezifisch, dass er sich gezwungen sah, sie unverändert zu übernehmen. Besonders interessant war für ihn das Wort „lecken“ in der Anweisung: „Sonntags soll man nicht lecken und seine Arbeitsleute nicht lecken lassen.“ Dies bezieht sich nicht etwa auf eine körperliche Handlung, sondern bedeutet das Auftragen von Sole an den Gradierbauten, eine Form der Wasserverdunstung zur Soleaufbereitung.

Dr. Schwab beschreibt seine Übersetzung als nah am Originaltext, was aber nicht bedeutet, dass der Text flüssig zu lesen ist. Viele Passagen wirken beim Lesen eher holprig, was jedoch beabsichtigt ist, um die ursprüngliche Form des Textes zu wahren. In dem Werk erläutert Schwab auch einige Wörter in Fußnoten, um historisches Wissen zugänglicher zu machen.

Ein unterhaltsamer Aspekt seiner Recherche war die Auseinandersetzung mit den Strafen für Verstöße gegen die festgelegten Regeln. Zum Beispiel wird für die Missachtung des Sonntags-Verbots ein Pfund Wachs sowie ein halbes Viertel Wein als Strafe verhängt. Solche Regelungen verdeutlichen, dass die Söderordnung nicht nur als Vorschrift, sondern auch als ein ethischer Verhaltenskodex für die Södermeister und ihre Angestellten gedacht war.

Das Originaldokument der Söderordnung befindet sich im Hessischen Staatsarchiv in Darmstadt. Laut Dr. Schwab stellt diese Ordnung einen wichtigen Bestandteil der Bad Nauheimer Geschichte dar, ein Mosaiksteinchen, das zur Identität der Stadt beiträgt. Sein Buch, das eine Kombination aus Originaltext und Übersetzung bietet, ist in jeder Buchhandlung zu haben und trägt dazu bei, das gemeinsame Erbe von Bad Nauheim am Leben zu erhalten.

Schwabs Werk bietet einen einzigartigen Einblick in die Geschichte der Stadt und hilft, die Bedeutung von regionalen Traditionen und Regeln zu verdeutlichen. Das handgebundene Büchlein mit der ISBN-Nummer 978 3 86638 457 6 lädt nicht nur Geschichtsinteressierte ein, sondern bietet auch einen unterhaltsamen Zugang zur Geschichte Bad Nauheims.

– NAG

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