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Seltene Vogelbeobachtung: Ziegenmelker Rastet am Hohen Meißner

Ein Ziegenmelker, ein seltener Vogel in der Region, wurde am 29. August 2024 von Marco Lenarduzzi beim Durchzug am Fuße des Hohen Meißners bei Vockerode beobachtet, was auf das Überleben und den Lebensraum dieser einst heimischen Art hinweist.

Im Geo-Naturpark Frau-Holle-Land ist ein ausgesprochen seltener Vogel gesichtet worden, der für viele ein echtes Wunder der Natur darstellt. Der Ziegenmelker, auch als Nachtschwalbe bekannt, hat für einige Tage am Hohen Meißner bei Vockerode Rast gemacht – ein Hauch von Seltenheit in einer Region, in der diese Art mittlerweile nicht mehr brütet.

Marco Lenarduzzi, Geschäftsführer des Geo-Naturparks, entdeckte den Ziegenmelker während seiner Heimfahrt in der Abenddämmerung. „Im Licht des Autoscheinwerfers fiel mir ein merkwürdiger, langgestreckter Vogel auf, der mit seiner graubraunen Färbung gut einem Drossel-Vogel ähnelte“, erzählt Lenarduzzi. Sofort wusste er, dass es sich um einen Ziegenmelker handelte – eine Feststellung, die für jeden Naturfreund der Region von Bedeutung ist. In den darauffolgenden Nächten war der Vogel stets an derselben Stelle anzutreffen, was darauf hindeutet, dass er auf seinem Weg ins afrikanische Winterquartier hier eine wohlverdiente Pause eingelegt hatte.

Die Geschichte des Ziegenmelkers in Hessen

Obwohl der Ziegenmelker in Hessen nie ein häufiger Brutvogel war, wurde er bis in die 1960er-Jahre immer wieder in der Region beobachtet. Gelege wurden sogar bis zum Jahr 1950 im Schlierbachswald gefunden, der damals von dichten Eichenschälwäldern geprägt war. Seither ist diese Art im Werra-Meißner-Kreis jedoch nicht mehr als Brutvogel gesichtet worden, was diese Entdeckung umso bemerkenswerter macht.

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Der Lebensraum des Ziegenmelkers sind trockene, lichtdurchflutete Wälder, Heiden und Moore, wo viele Nachtfluginsekten anzutreffen sind. Aktuell sind die Hauptbrüter in Hessen vor allem in großen Kieferwäldern der Rhein-Main-Ebene zu finden. In den letzten Jahrzehnten waren die Vögel besonders auf solchen Flächen aktiv, die häufig durch Kahlschlag bzw. nachhaltige Forstwirtschaft entstanden sind.

Die Gesamtpopulation von Ziegenmelkern in Deutschland wird derzeit auf 6.500 bis 8.500 Brutpaare geschätzt. Im Winter verbringen sie ihre Zeit im tropischen Afrika und kehren gegen April zurück in ihre Brutgebiete, weshalb die Sichtung eines Ziegenmelkers in dieser Zeit als Durchzügler betrachtet werden kann. Die Tatsache, dass der Vogel in einer Region rastet, wo er reichlich Insekten findet, hebt die Bedeutung dieses kleinen Schattentänzers hervor.

Ein faszinierendes Tier mit mystischen Ursprüngen

Der Name Ziegenmelker stammt von einem alten Irrglauben, dem zufolge diese Vögel nachts den Ziegen die Milch absaugten. Tatsächlich haben sie jedoch eine andere Rolle und suchen in der Nähe von Weidevieh, um die von diesen Tieren aufgescheuchten Insekten zu fangen. Ihr nächtliches Jagdverhalten und ihr unauffälliger Flug haben dazu geführt, dass sie in der Folklore oftmals mit Hexen und Mythen in Verbindung gebracht wurden.

Die Beobachtung des Ziegenmelkers bei Vockerode ist nicht nur ein schönes Naturerlebnis, sondern wirft auch ein Licht auf die Bedeutung des Schutzes solcher wertvollen Lebensräume. In einer Zeit, in der viele Vogelarten leider vom Aussterben bedroht sind, zeigt der Ziegenmelker, wie wichtig es ist, die Natur zu bewahren und den Lebensraum für alle Tiere zu sichern.

– NAG

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