In Lauterbach wurde mit bewegenden Worten an die Reichspogromnacht von 1938 erinnert. Dr. Friedhelm Röder und Bürgermeister Rainer-Hans Vollmöller führten die Gedenkveranstaltung an einem Ort durch, der einst von den Nazis geschändet wurde. Jugendliche des Stadtjugendparlaments und des Kreisjugendparlaments trugen die Namen der Lauterbacher Opfer der Shoa vor und betonten die Wichtigkeit des Gedenkens. „Wir gedenken, weil das Geschehene unauslöschlich ist“, riefen sie und forderten dazu auf, gegen Unrecht einzutreten.
Die Veranstaltung fand am Synagogenplatz statt, wo die Teilnehmer auch an Herbert Stein erinnerten, einen Jugendlichen, der von einem SA-Mann ermordet wurde. Die Gedenkfeier war nicht nur ein Rückblick auf die dunkle Vergangenheit, sondern auch ein Aufruf zur Wachsamkeit in der Gegenwart. Bürgermeister Vollmöller verband die Erinnerung mit aktuellen Ereignissen und sprach die anhaltende Gewalt in Israel an, indem er die Solidarität mit dem Land und dessen Recht auf Selbstverteidigung betonte. Musikalisch umrahmt wurde die Feier von dem Ensemble Saxaffair der Lauterbacher Musikschule.
Forschung und Erinnerung
Dr. Röder berichtete von seiner aufwendigen Recherche über das Schicksal von Herbert Stein, dessen Tod lange im Dunkeln lag. Der Jugendliche war in einer jüdischen Landwirtschaftsschule, die auf die Auswanderung nach Palästina vorbereitete, als er von einem SA-Trupp ermordet wurde. Diese grausame Entdeckung wurde erst durch die Auswertung von Archiven in Deutschland, den USA und Israel ans Licht gebracht. Die Gedenkveranstaltung wurde durch eine weitere Veranstaltung in der Lauterbacher Kultur-Spinnerei ergänzt, bei der Professor Dr. Karl-August Helfenbein über das jüdische Leben in Lauterbach und die Verfolgung durch die Nazis sprach.
Die Erinnerungen an die jüdischen Nachbarn, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt wurden, waren von Angst und Schrecken geprägt. Helfenbein schilderte, wie die jüdische Gemeinde einst die größte in Lauterbach war und einen bedeutenden Beitrag zur Gesellschaft leistete. Die Gedenkveranstaltungen sind ein wichtiger Schritt, um die Erinnerung an die Opfer lebendig zu halten und die Lehren aus der Geschichte nicht zu vergessen.