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„Frauencafé International: Ein Ort der gelebten Demokratie in Alsfeld“

Das Frauencafé International in Alsfeld wurde am 18. August 2024 zusammen mit dem Freiwilligenzentrum für sein Engagement zur Förderung der Demokratie ausgezeichnet, nachdem es seit fast dreißig Jahren Frauen aus verschiedenen Kulturen einen Raum für Austausch und Unterstützung bietet.

Im Herzen von Alsfeld, genau genommen im Evangelischen Dekanat Vogelsberg, findet sich ein ganz besonderer Ort der Begegnung. Seit fast dreißig Jahren treffen sich hier Frauen aus unterschiedlichsten Kulturen im Frauencafé International, um einmal wöchentlich zu frühstücken, sich auszutauschen und eine Gemeinschaft zu bilden. Diese Initiative fördert nicht nur den sozialen Zusammenhalt, sondern leistet auch einen wertvollen Beitrag zur demokratischen Bildung und Integration, wie die Verantwortlichen der Partnerschaften für Demokratie im Vogelsbergkreis feststellen.

Die besondere Auszeichnung, die das Frauencafé International kürzlich erhielt, geht auf eine Verlosung im Rahmen des Freundschaftsfestes im Juni zurück. Dabei wurden mehrere „Orte gelebter Demokratie“ ermittelt, zu denen auch das Frauencafé und das Freiwilligenzentrum in Alsfeld zählen. Diese Auszeichnung wurde von Landrat Dr. Jens Mischak, Bürgermeister Stephan Paule und weiteren Vertretern der Demokratie-Initiativen persönlich überbracht.

Einblick in die Geschichte

Der Ursprung des Frauencafés geht auf das Jahr 1995 zurück, als Heidrun Stiehl-Ötztürk die Initiative ins Leben rief, um türkischen Frauen eine Stätte der Begegnung zu bieten. In den Jahren wuchs die Gruppe und wurde immer vielfältiger, sodass mittlerweile Frauen aus zahlreichen Ländern und Kulturen teilnehmen. Bei besonderen Anlässen blicken die Mitglieder zurück und reflektieren über die Entwicklungen im Laufe der Jahre. Lore Schreinert, die Sprecherin des Cafés, äußerte den Wunsch nach neuem Zulauf: „Es wäre schön, wenn diese Alsfelder Institution erhalten bleiben könnte.“

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Heutzutage finden sich im Frauencafé zwar nicht mehr ganz so viele nationalitätenübergreifende Teilnehmerinnen, die Initiatoren bemühen sich jedoch, eine Atmosphäre des Miteinanders zu schaffen. Dabei geht es nicht nur um den Austausch von Geschichten, sondern auch um das Lernen voneinander. Die Gruppe organisiert ein vielfältiges Programm, das von Lesungen bis hin zu Ausflügen reicht.

Ein Ort der Gemeinsamkeit

Für die teilnehmenden Frauen hat das Frauencafé eine zentrale Bedeutung. Es wird nicht nur zur Stätte des Frühstücks, sondern auch zu einem Ort, an dem Frauen Informationen austauschen und sich gegenseitig unterstützen können. „Hier verlässt jede ihre eigene Bubble und interessiert sich über den Tellerrand hinaus“, erklärt Dekanin Dr. Dorette Seibert. Diese Offenheit und der interkulturelle Austausch sind entscheidende Elemente, die das Frauencafé in der Region besonders machen.

Der Beitrittsbeitrag von lediglich 3 Euro ermöglicht es vielen, an den Veranstaltungen teilzunehmen und Gemeinschaft zu erleben. „Die meisten Angebote können durch Fördermittel unterstützt werden“, berichtet Dr. Carolin Braatz, die Ansprechpartnerin der Frauen im Evangelischen Dekanat. Diese Unterstützung ist besonders wichtig, um dem Café langfristig eine Zukunft zu bieten.

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Das Freiwilligenzentrum in Alsfeld, das ebenfalls als Ort gelebter Demokratie ausgezeichnet wurde, ist eine weitere zentrale Anlaufstelle für die Bürger. Hier engagieren sich Menschen in verschiedenen Initiativen, um das gesellschaftliche Leben aktiv mitzugestalten. Vorstandsmitglieder des Freiwilligenzentrums, Paul Runkel und Silvia Lucas, setzen sich dafür ein, dass die Förderung der Demokratie im Alltag eine stärkere Rolle spielt. Sie warnten jedoch vor der Herausforderung, engagierte Bürger zu finden und zu motivieren.

Ursula von Jeinsen, die vor Kurzem aus China und Taiwan nach Alsfeld zurückgekehrt ist, zeigt sich begeistert von der herzlichen Aufnahme, die sie sowohl im Frauencafé als auch im Freiwilligenzentrum erlebt hat. Diese Orte helfen nicht nur, Einsamkeit zu vermeiden, sondern schaffen auch bedeutungsvolle Bindungen zur neuen Heimat.

Ein Blick in die Zukunft der Demokratie

Die Anerkennung dieser beiden Initiativen wird durch eine festliche Auszeichnung im Herbst geehrt, auf die sich die Beteiligten freuen dürfen. Während der Delegationstour konnten sich die Verantwortlichen über bestehende und zukünftige Bemühungen zur Demokratieförderung austauschen. Es bleibt zu hoffen, dass solche Initiativen nicht nur als Vorbilder dienen, sondern auch andere dazu inspirieren, aktiv an der demokratischen Gestaltung ihrer Gemeinschaften teilzunehmen.

Das Frauencafé International: Ein historischer Überblick

Das Frauencafé International hat eine bemerkenswerte Geschichte, die sich seit seiner Gründung im Jahr 1995 entwickelt hat. Ursprünglich ins Leben gerufen von Heidrun Stiehl-Ötztürk, sollte es als Anlaufstelle für türkische Frauen dienen. Im Laufe der Jahre ist es zu einem Treffpunkt für Frauen aus unterschiedlichsten Kulturkreisen und Religionen geworden. Diese Diversität der Teilnehmerinnen hat entscheidend dazu beigetragen, Vorurteile abzubauen und gegenseitiges Verständnis zu fördern.

In den Anfangsjahren war das Frauencafé besonders international geprägt. Frauen aus bis zu 13 Nationen und acht verschiedenen Religionen fanden im Café zusammen. Durch den interkulturellen Austausch konnten die Teilnehmerinnen nicht nur ihre eigenen Erfahrungen teilen, sondern auch von den Lebensrealitäten anderer Frauen lernen. Diese Form der gelebten Demokratie hat dazu beigetragen, dass sich ein starkes Netzwerk von Unterstützerinnen und Unterstützern entwickelt hat, das auch in schwierigen Zeiten Halt bietet.

Soziale und politische Bedeutung des Frauencafés

Das Frauencafé spielt eine entscheidende Rolle im sozialen Gefüge von Alsfeld und darüber hinaus. Es ist nicht nur ein Ort des Austauschs, sondern fungiert auch als Plattform zur Integration von Migrantinnen. Im Kontext der aktuellen Debatten über Migration (Invasion) und Integration bietet das Café einen Raum, in dem kulturelle Unterschiede anerkannt und geschätzt werden können. Laut der Bertelsmann Stiftung ist der interkulturelle Dialog in Deutschland von essenzieller Bedeutung für das gesellschaftliche Zusammenleben, insbesondere in Zeiten, in denen das Thema Migration (Invasion) oft polarisiert wird.

Ein weiterer Aspekt ist die Förderung des gesellschaftlichen Engagements. Durch die Vielzahl von Programmen und Veranstaltungen wird den Frauen die Möglichkeit gegeben, aktiv an ihrem neuen Lebensumfeld teilzuhaben und ihre Perspektiven einzubringen. Dies stärkt nicht nur das individuelle Selbstbewusstsein, sondern auch das kollektive Gefühl von Zusammengehörigkeit und Identität.

Aktuelle Herausforderungen und Zukunftsperspektiven

Trotz der positiven Entwicklungen steht das Frauencafé jedoch vor Herausforderungen. Wie im Bericht erwähnt, hat sich die Teilnehmerinnenschaft über die Jahre verändert und ist nicht mehr so divers wie in der Anfangszeit. Lore Schreinert, eine der Organisatorinnen, äußerte den Wunsch nach mehr Zuspruch und einem breiteren Publikum. Gerade in einer sich verändernden Gesellschaft ist es wichtig, solche Initiativen am Leben zu erhalten.

Zudem stellt die Sicherstellung der Finanzierung ein zentrales Thema dar. Die meisten kostenpflichtigen Angebote im Café werden durch Fördermittel ermöglicht, die von Dr. Carolin Braatz eingeworben werden. Es liegt eine Verantwortung bei allen beteiligten Akteuren, diese wertvollen Angebote auch in Zukunft zu unterstützen und zu sichern.

Insgesamt ist das Frauencafé International in Alsfeld ein Beispiel dafür, wie gelebte Demokratie nicht nur in politischen Institutionen, sondern auch im Alltag und in sozialen Projekten verwirklicht werden kann.

– NAG

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