Die Bedrohung, die der langanhaltende Konflikt im Nahen Osten mit sich bringt, ist für viele, insbesondere für die Familien, die direkt betroffen sind, eine Realität, mit der sie leben müssen. Susanne von Dietze-Pollak und ihre Familie befinden sich derzeit in Nieder-Moos, im Vogelsbergkreis, wo sie ihren Sommerurlaub verbringen, während sie gleichzeitig die Nachrichten aus ihrer Heimat in Israel verfolgen. Die Familie, die durch die Spannungen im Nahen Osten in einem emotionalen Zustand gefangen ist, sieht sich mit der Ungewissheit konfrontiert, ihre Rückkehr nach Israel sub optimal geplant zu haben.
Die Umstände, die zu ihrer Verlängerung des Aufenthalts im Vogelsberg geführt haben, sind weitreichend und bedrückend. Ihre einstigen Reisepläne wurden durch die kriegsbedingten Absagen im Flugverkehr durcheinandergebracht. „Leider haben wir keine Flüge bekommen“, sagt Susanne, während sie die Schwierigkeiten erläutert, die der Krieg den Luftlinien aufzwingt. Nur die Fluggesellschaft El Al fliegt noch in die Krisenregion. Bis Ende August hoffen sie auf eine Rückkehr jedenfalls, aber bis dahin wollen sie das Beste aus der Situation machen.
Einblicke in das Leben im Kibbuz
Jaron, der 22-jährige Sohn der Familie, wartet in ihrem Heimatkibbuz, während er das Haus und den Familienhund hütet. Seine Zeit als Kampfsanitäter in der israelischen Armee hat ihn stark geprägt. Nach seinem Dienst hat er versucht, mit den Herausforderungen des Lebens umzugehen, die ihm das Militär hinterlassen hat. „Hier hat unser Sohn sein Trauma nach und nach überwinden können“, erzählt Susanne von Dietze-Pollak, und beschreibt die heilende Kraft, die der Aufenthalt im Vogelsberg ihrer Familie gebracht hat.
Während der Aufenthalt in Deutschland, der ursprünglich ein Sommerurlaub sein sollte, dazu diente, die familiären Bindungen zu pflegen, sind die Sorgen über Jaron und seine Erfahrungen im Militär nie weit entfernt. „Wir brauchen trotzdem unsere Kinder“, erklärt Roni Pollak. Die Sicherheit in Israel wird oft als gegeben wahrgenommen, aber die ständige Gefahr, die den Alltag begleitet, ist fühlbar. „Ein Schulfreund von uns wurde im Gazastreifen verwundet und liegt seitdem im Koma“, berichtet Jonathan mit Trauer in der Stimme.
Die familie betont, dass trotz des ständigen militärischen Drucks und der Ängste ein gewisses Gefühl der Sicherheit in ihrem Heimatland besteht. „In unseren Kibbuz arbeiten auch Palästinenser, unser Hausarzt ist ein Moslem“, sagt Roni und hebt hervor, dass das Leben in Israel von einem komplexen Miteinander geprägt ist. Der Konflikt, so erklärt Jonathan, sei eine Frage von Terrorismus und Extremismus und nicht von Religion.
Die Hoffnung auf Frieden
Die aktuelle Situation im Nahen Osten ist angespannt und geprägt von Unsicherheit. Susanne von Dietze-Pollak erläutert, dass in Israel die Menschen durch Demonstrationen Druck auf die Regierung ausüben. „Israel bewegt sich in Richtung Kompromiss“, wertet sie die bisherigen Verhandlungen und beklagt, dass die Hamas die Gespräche immer wieder torpediert.
Während der Aufenthalt in Nieder-Moos von Sorgen um die Sicherheit ihrer Familie in Israel überschattet wird, versuchen sie dennoch, in der jetzigen Situation zusammenzuhalten. Der Krieg hat ihre Rückkehrwidrigkeiten und den Gedanken an die Geschehnisse, die immer bedrohlicher wirken, unmöglich gemacht. Doch die Hoffnung bleibt, dass es bald zu einer Friedenslösung kommt, die für alle Beteiligten eine Perspektive bietet.
„Mein Herz ist in Gaza gefangen“, steht auf der nachgebildeten Militärmarke, die viele Israelis als Zeichen der Solidarität tragen. Susanne von Dietze-Pollak hat diese Marke stets bei sich, zusammen mit einem gelben Armband mit der Aufschrift: „Bring them home“. Solche Symbole zeigen, dass, trotz der lokalen Unruhen und der geopolitischen Spannungen, der menschliche Kontakt und die Hoffnung auf Einigkeit Bestand haben.
Trotz aller Herausforderungen bleibt die Familie entschieden. Sie fühlen sich in Nieder-Moos wohl, haben hier ihre Freunde und Bekannten, und gehören zur Dorfgemeinschaft. So schwierig die Situation auch sein mag, sie versuchen, die positiven Aspekte des Lebens zu schätzen und weiterhin miteinander verbunden zu bleiben.
Die geopolitische Lage in der Region ist seit Jahrzehnten angespannt und hat weitreichende Auswirkungen auf die Lebensrealitäten der Menschen in Israel und Palästina. Der israelisch-palästinensische Konflikt ist eine der am längsten andauernden Auseinandersetzungen der moderne Geschichte. Die Ursachen sind vielschichtig und umfassen historische, religiöse und territoriale Aspekte. Der Konflikt begann im frühen 20. Jahrhundert, als die zionistische Bewegung begann, in Palästina eine jüdische Heimat zu suchen, was zu Spannungen mit der arabischen Bevölkerung führte. Die Gründung des Staates Israel im Jahr 1948 und die darauf folgenden Kriege haben zu einer weiteren Eskalation und zu einer anhaltenden Konfliktdynamik geführt, die bis heute anhält. Aktuelle Ereignisse, wie die Terrorattacken durch die Hamas und die militärischen Reaktionen Israels, sind Teil dieser tief verwurzelten Problematik.
Eine zentrale Herausforderung in diesem Konflikt ist die Frage der Staatsgründung und der territorialen Ansprüche. Sowohl Israel als auch die Palästinenser beanspruchen das gleiche Gebiet, was zu einer kaum zu überwindenden Kluft zwischen beiden Seiten führt. Verhandlungen in der Vergangenheit, wie die Oslo-Abkommen in den 1990er Jahren, scheiterten häufig daran, dass fundamentale Fragen wie der Status von Jerusalem, die Rückkehr von Flüchtlingen und die Sicherheitsgarantien nicht ausreichend gelöst wurden.
Aktuelle sozioökonomische Verhältnisse
Die sozioökonomischen Bedingungen, unter denen viele Palästinenser leben, sind durch Armut und Arbeitslosigkeit geprägt. Laut einem Bericht der Weltbank lag die Arbeitslosenquote in den palästinensischen Gebieten im Jahr 2022 bei über 25 %. Die fortwährenden Konflikte und die militärischen Auseinandersetzungen führen zu Zerstörungen von Infrastruktur und einem Abbau von wirtschaftlichen Möglichkeiten. In den von der Hamas kontrollierten Gebieten, wie dem Gazastreifen, ist die Situation besonders prekär, mit einem starken Mangel an grundlegenden Dienstleistungen und Ressourcen. Dies hat auch zu einem Anstieg der humanitären Hilfe geführt, die aus dem Ausland bereitgestellt wird.
Auf der israelischen Seite haben Sicherheitsbedenken und militärische Ausgaben erhebliche Auswirkungen auf die Wirtschaft. Während Israel über eine entwickelte Hochtechnologiebranche verfügt und eines der führenden Länder im Bereich Start-ups ist, beansprucht ein erheblicher Teil des Haushalts auch Ressourcen zur Stärkung der Verteidigung und zur Bekämpfung von Bedrohungen. Diese finanziellen Prioritäten haben Auswirkungen auf soziale Programme und allgemein auf die Lebensqualität vieler Bürger.
Solidarität und internationale Reaktionen
Das Gefühl der Solidarität mit den Familien der Opfer und den Überlebenden ist in Israel stark ausgeprägt. Viele Israelis zeigen Unterstützung für die Geiseln und deren Angehörige durch verschiedene Aktionen, sei es durch friedliche Demonstrationen oder andere Formen des Protestes. Die internationale Gemeinschaft beobachtet die Entwicklungen mit Besorgnis. Länder und Organisationen rufen zu einem sofortigen Ende der Gewalt und zur Wiederaufnahme von Friedensverhandlungen auf, um eine langfristige Lösung für den Konflikt zu finden.
Jüngste Umfragen deuten darauf hin, dass viele Israelis trotz der aktuellen Spannungen an einer Verhandlungslösung interessiert sind. Die Herausforderung besteht jedoch darin, Vertrauen zwischen den Konfliktparteien wiederherzustellen und Gewalt zu verhindern, die oft als Antwort auf vorherige Provokationen angesehen wird. Dies ist ein komplexer Prozess, der nicht nur diplomatische Fähigkeiten erfordert, sondern auch einen tiefen sozialen Wandel auf beiden Seiten entails (Weltbank).
– NAG