Die Landwirtschaft im Vogelsberg kämpft in diesem Jahr mit einer ernüchternden Erntebilanz, die von Wetterextremen und landwirtschaftlichen Herausforderungen geprägt ist. Ein kürzlich vorgestellter Bericht des Vogelsberger Kreisbauernverbands gibt einen klaren Einblick in die Situation: Viel Masse, aber wenig Qualität prägen das Erntejahr 2024, so der Vorsitzende Volker Lein bei der Vorstellung der Ernteergebnisse. Die Veranstaltung fand im Landwirtschaftsbetrieb der Familie Heusohn in Schotten statt, wo sich zahlreiche wichtige Persönlichkeiten aus der Region versammelt hatten.
Zu den Gästen gehörten Landrat Dr. Jens Mischak, Staatssekretär Michael Ruhl, Landtagsabgeordneter Maximilian Ziegler sowie der neue Bürgermeister von Schotten, Benjamin Göbl. Alle Beteiligten hatten offensichtlich große Erwartungen an die diesjährige Ernte, die jedoch aufgrund unglücklicher Witterungsbedingungen enttäuschend ausfiel. Ein feuchter Herbst und anhaltender Regen in den frühen Monaten führten zu einer unterdurchschnittlichen Ernte auf den Feldern des Vogelsberges.
Wettereinflüsse auf Erträge
Die Wetterbedingungen, insbesondere die hohe Bodenfeuchtigkeit, haben negative Auswirkungen auf die Qualität der Ernte gehabt. Laut Lein hat der übermäßige Niederschlag zwar das Wachstum der Pflanzen gefördert, jedoch die Güte der Getreidekörner erheblich beeinträchtigt. «Ich habe mir schon Sorgen gemacht, dass mein Mähdrescher defekt ist», äußerte sich Andreas Kornmann, stellvertretender Kreisvorsitzender, über die geringe Kornmenge, die beim Ernteprozess ankam.
Die schweren Regenfälle führten zudem zu Schwierigkeiten bei der Bekämpfung von schädlichen Unkräutern, da die Böden über einen längeren Zeitraum hinweg nicht befahrbar waren. Die Prognosen für den Winterweizen sind besonders besorgniserregend, mit Ertragseinbußen von 10 bis 15 Prozent im ganzen Land. Im Vogelsberg könnte die Situation noch schlimmer sein, mit Schätzungen von bis zu 25 Prozent weniger Ertrag.
Ein bemerkenswerter Aspekt der Ernte 2024 war, dass auf weniger fruchtbaren Böden die Erträge dagegen relativ gut ausfielen, während die Erträge auf den fruchtbareren Böden schwächer waren als üblich. Dies ist ein bedeutender Punkt, der auf eine umgekehrte Beziehung zwischen Bodenqualität und Ernteerträgen in diesem besonderen Jahr hinweist. Laut einer Analyse der Raiffeisen-Gesellschaft war 2024 die schlechteste Ernte im Vogelsberg seit 2003.
Herausforderungen durch Krankheiten
Zusätzlich zu den Ernteproblemen war die Diskussion um die grassierenden Tierseuchen wie die Blauzungenkrankheit und die Afrikanische Schweinepest ein wichtiges Thema während des Treffens. Die Blauzungenkrankheit, die von Stechmücken übertragen wird, kann die Leistungsfähigkeit der betroffenen Milchkühe erheblich beeinträchtigen. Eine Impfempfehlung steht im Raum, ist jedoch nicht zwingend vorgeschrieben.
Staatssekretär Michael Ruhl informierte die Anwesenden, dass die Landesregierung Sperrzonen geschaffen hat, um die Afrikanische Schweinepest einzudämmen. Der Hotspot dieser Krankheit liegt in der Kühkopf-Knoblochsaue, einem Naturschutzgebiet, wo Maßnahmen zur Eindämmung ergriffen werden, darunter der Bau von Zäunen, um die Wildschweine von befallenen Gebieten fernzuhalten.
Landrat Dr. Mischak wies darauf hin, dass die Behörden bereits präventive Maßnahmen ergreifen und sich auf einen möglichen Ausbruch im Vogelsberg vorbereiten. Dies beinhaltet auch den Kauf eigener Zäune, um schnellstmöglich reagieren zu können.
Insgesamt zeigt die Erntebilanz 2024 im Vogelsberg, dass die Landwirte trotz schwieriger Bedingungen weiterhin versuchen, die Herausforderungen zu bewältigen. Während die Qualität der Ernte in diesem Jahr stark leidet, gibt es zugleich Hoffnungen, dass Frühjahrswetter und Ernteprozesse in Zukunft wieder zu besseren Ergebnissen führen könnten.
– NAG