Die steigenden Kosten für die Unterbringung in Pflegeheimen werden für viele Familien zu einer immer größeren finanziellen Belastung. Insbesondere im Vogelsbergkreis beobachten Fachleute einen Trend, der viele besorgte Fragen aufwirft: Wie sollen Angehörige die Pflegekosten ihrer Verwandten stemmen, wenn die Ersparnisse und die Rente nicht mehr ausreichen?
Claudia Vaupel, die beim Pflegestützpunkt des Vogelsbergkreises tätig ist, klärt über diese Problematik auf. Seit Monaten sind die Gespräche über die Kosten von Pflegeheimen ein wiederkehrendes Thema in Beratungen. Es gibt immer mehr Menschen, die anfragen, an wen sie sich wenden können, wenn das eigene Geld aufgebraucht ist. Oftmals sind es die Einrichtungen selbst, die ihre Bewohner an den Pflegestützpunkt verweisen.
Steigende Pflegeheimkosten
Die Kosten für einen Platz im Pflegeheim setzen sich aus verschiedenen Faktoren zusammen. Die großen Posten sind: Pflege und Betreuung, Unterkunft und Verpflegung sowie Investitionskosten für Instandhaltungen. Wenn der Eigenanteil, der sich aus den gesamten Kosten minus Pflegegeld berechnet, nicht durch die finanziellen Mittel des Pflegebedürftigen und seines Ehepartners gedeckt werden kann, bleibt nur noch der Weg zu den Sozialhilfeträgern.
Um die erhöhten Kosten zu decken, müssen viele Bewohner ihr Vermögen antasten. 2019 traten Regelungen in Kraft, die besagen, dass nur Angehörige mit einem Jahreseinkommen von über 100.000 Euro für die Pflegeheimkosten herangezogen werden dürfen. Dies betrifft Eltern und Kinder, während Geschwister und andere Verwandte nicht zur Kasse gebeten werden.
Die Vorgehensweise zur Berechnung des Eigenanteils kann kompliziert sein. Wenn ein Ehepartner in einer Einrichtung lebt, muss der andere Teil einen „zumutbaren“ Beitrag leisten, der auf individuellen Lebensumständen basiert. Manchmal führt dies dazu, dass gut situierte Rentner in eine finanzielle Schieflage kommen und am Existenzminimum leben müssen.
Herausforderungen bei der Heimplatzsuche
Ein weiteres Problem, mit dem viele Familien kämpfen, ist die Suche nach einem freien Platz in den Pflegeheimen des Vogelsbergkreises. Vaupel stellt fest, dass es keine zentrale Übersicht über die verfügbaren Kapazitäten gibt. Interessierte müssen sich selbst mit den Einrichtungen in Verbindung setzen. Besonders die Suche nach einem Platz für jüngere Pflegebedürftige gestaltet sich als schwierig.
Familien stehen oft unter Druck, bevor sie sich für eine stationäre Pflege entscheiden. Viele betroffene Personen wünschen sich, so lange wie möglich in ihrem eigenen Zuhause zu bleiben, auch wenn dies bedeutet, professionelle Unterstützung durch ambulante Pflegedienste in Anspruch zu nehmen. Der Übergang zur stationären Pflege wird oft notwendig, wenn die häusliche Pflege nicht mehr gewährleistet werden kann oder wenn die Angehörigen an ihre Grenzen stoßen.
Die Entscheidung, in ein Pflegeheim zu ziehen, ist häufig nicht nur eine finanzielle Frage, sondern auch eine emotionale. Einige Pflegebedürftige stellen frühzeitig fest, dass sie den Umzug ins Heim wünschen, während andere die Heimat lange Zeit nicht verlassen wollen. Voraussetzung für einen Einzug in ein Pflegeheim ist immer ein festgelegter Pflegegrad.
Wenn Angehörige sich mit den Kosten für die Unterbringung nicht mehr auseinander setzen können, empfiehlt Vaupel, sich an die Sozialhilfeträger zu wenden, die Unterstützung und Beratung beim Ausfüllen von Anträgen anbieten.
Ein grundlegender Tipp, den die Fachleute geben, ist, sich bereits frühzeitig mit der Frage der Vermögensverteilung auseinanderzusetzen. Themen wie „Hausüberschreibung“ oder „Wer erbt mein Vermögen?“ sollten nicht erst im Alter besprochen werden, vielmehr kann eine frühzeitige Planung Versäumnisse vermeiden helfen und eine spätere unnötige Belastung für die Angehörigen ausschließen.
Die Entwicklungen im Bereich der Pflegeheimkosten sind nicht nur eine Frage individueller Herausforderungen, sondern spiegeln auch das größere Problem der Pflegeversorgung in Deutschland wider. Es ist perspektivisch von Bedeutung, Lösungen zu finden, um für alle Beteiligten eine gerechte und tragfähige Pflegelösung zu gewährleisten.
– NAG