. Language: German. Title: „““Mythen und Maßnahmen“““ Given Information: „““
- Gießener Allgemeine
- Vogelsbergkreis
Stand: 19.09.2024, 21:26 Uhr
Von: Carsten Eigner
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Die Einschläge kommen näher: Wenn der Blitz einschlägt, kann auch ein innerer Blitzschutz für das Haus sinnvoll sein. © Imago Sportfotodienst GmbH
Momentan ist der Himmel über dem Vogelsberg strahlend blau, doch könnten die derzeit angenehm warmen Spätsommertage durchaus krachend zu Ende gehen – mit einem Gewitter. Allerdings fallen hierzulande Blitz und Donner statistisch am häufigsten in den Zeitraum von Juni bis August. Doch auch nach dieser Hochzeit wird es am Himmel häufig noch einmal turbulent.
Am Boden kann das mitunter sehr gefährlich werden, nicht nur in der Hochsaison.
Blitze erzeugen Blitzströme und sehr hohe elektrische Spannungen, die elektrische und elektronische Systeme und Geräte schädigen oder sogar zerstören können«, erklärt Michael Weber, Inhaber und Geschäftsführer der Elektroinstallations- und Gebäudetechnikfirma Betz aus dem Schottener Stadtteil Eschenrod.
In den zurückliegenden Sommermonaten gab es so einige Unwetterphasen. Ein Gewitter als sich im wahrsten Sinn entladende Naturgewalt zu beobachten, kann durch das eigene Fenster ein faszinierendes Erlebnis sein. Ist jedoch oft auch mit der Sorge verbunden, was passiert, sollte ein Blitz ins Haus oder in dessen Nähe einschlagen.
Es muss nicht unbedingt eine so heftige Gewitterfront sein wie im Juni über dem Kirtorfer Ortsteil Arnshain, schon ein »normaler« Blitzeinschlag reicht aus, um Schäden im Haus zu verursachen, insbesondere an der Haustechnik. Empfehlenswert sei es daher, so Weber, sein Haus mit einem Äußeren Blitzschutz auszustatten, also einem Blitzableiter, der die Energie eines unmittelbar in das Gebäude einschlagenden Blitzes durch eine Leitung in den Boden abführt.
Die Gefahr eines Blitzeinschlages beziehungsweise dessen Folgen verringern könne man, so Weber, in Kombination des Blitzableiters mit einem inneren Blitzschutz. Dessen Aufgabe liege darin, einen durch die Blitzströme hervorgerufenen Brand in der elektrischen Installation wie auch eine Gefährdung der im Gebäude befindlichen Personen auszuschließen. »Darüber hinaus verhindert der Überspannungsschutz zu hohe elektrische Spannungen«, sagt Weber. Die Ableitung der Überspannungen und der energiereichen Blitzströme in Richtung Erde übernähmen in einem Haus die sogenannten Überspannungs-Schutzgeräte; auch englisch »Surge Protective Device« oder kurz »SPD« genannt.
Kein Hundert- Prozent-Schutz
Geräte vom SPD-Typ 1, die sogenannten Blitzstrom-Ableiter, seien für den Fall erforderlich, wenn hohe Blitzströme entweder über das Erdreich oder die Ableitungseinrichtungen des Blitzableiters in die umgangssprachlich sogenannte Erdung – den Potenzialausgleichsleiter – der zum elektrischen Hausnetz gehörenden Niederspannungsanlage – dazu gehört unter anderem der Sicherungskasten – einkoppeln könnten. Durch sie werde im Moment des Blitzeinschlages technisch gesehen der Potenzialausgleich zwischen dem Schutzleiter (PE) und den Außenleitern sowie dem Neutralleiter hergestellt. Überspannungs-Schutzgeräte Typ 1 sollten im Hauptstromversorgungssystem möglichst vor dem Zähler eingesetzt werden. »Dadurch wird sichergestellt, dass der Blitzstrom nicht in die Gebäudeinstallation fließen kann. Blitzstrom-Ableiter verhindern unkontrollierte Überschläge in der Installation und Schädigungen der Isolation«, erklärt Weber.
Diese Geräte könnten aber nicht die gesamte Niederspannungsinstallation im Haus bis hin zu den Endgeräten schützen, da diese teils weit entfernt seien und eine niedrigere Bemessungs-Stoßspannung (der Wert, der angibt, welche maximale Spannung ein elektrisches Gerät aushalten kann, ohne beschädigt zu werden) aufwiesen. Diese Aufgabe übernähmen die Überspannungs-Schutzgeräte Typ 2 und Typ 3.
Geräte vom SPD-Typ 2 dienten, so der Fachmann, der Begrenzung von Überspannungen bei entfernteren Blitzeinschlägen oder auch bei Schaltüberspannungen. Diese müssten auf thermische Überlastung überwacht werden und seien deshalb auch mit einer Einrichtung versehen, die im Überlastungsfall das Überspannungs-Schutzgerät vom Netz trenne und diesen Zustand optisch oder mittels Leittechnik signalisiere. Überspannungs-Ableiter würden koordiniert zu Blitzstrom-Ableitern als SPD-Typ 2 verwendet. Sie würden in der festen Installation etwa in der Unterverteilung eingesetzt.
Überspannungs-Schutzgeräte Typ 3 (SPD-Typ 3) würden dann nahe am zu schützenden elektrischen Gerät verwendet, etwa dem Kabelkanal, den Steckdosen, oder unmittelbar vor einem Computer. Zu diesen SPD-Typ-3-Geräten, die den »Feinschutz« übernehmen, gehören dann auch die bekannten Steckdosenleisten mit Überspannungsschutz.
Das vielfach empfohlene Herausziehen des Steckers von wertvollen Geräten wie PC und Fernseher sei aber deswegen nicht überflüssig. Denn trotz der geschilderten Sicherungssysteme müsse man sich, so Weber, stets einer Tatsache bewusst sein: »Einen Hundert-Prozent-Schutz gibt es trotzdem nicht. Also kann es noch immer helfen, einen Stecker aus der Steckdose zu ziehen.« Verlassen sollte man sich bei Gewitter auch nicht auf den FI-Schalter (RCD-Schalter). Denn dieser könne bei einer Überspannung, auch bei einem Gewitter, zwar auslösen (sprich »herausfliegen«).
Doch biete das trotzdem keinen Schutz für per Stecker angeschlossene Elektrogeräte, weil die Auslösung beziehungsweise Abschaltung bei einem Blitzeinschlag zu lange dauere.
Gefährliches Duschen?
Von anderen Gewitter-Mythen hält Weber dagegen wenig. Etwa dem, dass das Duschen oder Baden im eigenen Badezimmer bei einem Blitzeinschlag gefährlich sein solle. »Solche Bauernregeln, wie das man nicht Duschen soll beim Gewitter, oder dass man die Haustüren nicht öffnen soll, haben nach meiner Meinung keinen Einfluss oder sind auch nicht gefährlich für den Mensch«, findet er.
Ein weiterer Mythos ist im Zeitalter der allgegenwärtigen Smartphones ohnehin schlicht in Vergessenheit geraten: Dass man nämlich nicht telefonieren soll, wenn es draußen blitzt und donnert.
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