Vogelsbergkreis

Appenrods Herausforderungen: Lärm, Zusammenhalt und Umweltbewusstsein

Ortsvorsteher Richard Fleischhauer blickt auf die Herausforderungen und Erfolge der Dorfgemeinschaft Appenrod, die trotz der Lärmbelastung durch den Bau der Autobahn A49 und des fehlenden Lärmschutzes aktiv an der Verbesserung ihrer Infrastruktur und dem Zusammenhalt der Bürger arbeitet, um 300.000 Euro für die Sanierung des DGH-Dachs zu sichern, während sie gleichzeitig umweltbewusste Projekte wie die Pflanzung von Obstbäumen fördern.

In der kleinen Gemeinde Appenrod im Homberger Stadtteil steht die Bevölkerung vor großen Herausforderungen, die teils durch das benachbarte Autobahnprojekt A 49 bedingt sind. Ortsvorsteher Richard Fleischhauer zeigt sich besorgt über die Auswirkungen auf die Lebensqualität der Anwohner, insbesondere durch die Geräusch- und Lichtemissionen von einem nahegelegenen Rastplatz. Dieser entsteht nur 250 Meter vom Ort entfernt und wird in naher Zukunft eine erhebliche Lärmquelle darstellen.

„Die Zunahme des Verkehrs und die fehlenden Maßnahmen zum Schutz vor Lärmbelästigung sind für uns ein echtes Problem“, erklärt Fleischhauer. „Obwohl Gutachten bestätigen, dass die zulässigen Grenzwerte eingehalten werden, bleibt die Tatsache, dass die Belastung durch Kälteaggregate und die ständige Präsenz von Lkw eine große Belastung für die Anwohner darstellen werden.“ Die Hoffnung, einen Sicht- und Schallschutzwall zu errichten, wurde durch eine gescheiterte Initiative namens „Pro Appenrod“ zunichtegemacht, was bei den Bürgern für Frustration sorgt.

Eigensinnige Dorfgemeinschaft mit Tatendrang

Die Dorfgemeinschaft in Appenrod ist jedoch bekannt für ihren unermüdlichen Einsatz und ihre Eigeninitiative. „Wenn die Behörden nicht handeln, dann tun wir es eben selbst“, sagt Fleischhauer. Ein gutes Beispiel hierfür ist der Aufbau von Richtfunkstrecken, um die mangelhafte Internetversorgung zu verbessern. Dieses Projekt war in Zusammenarbeit mit den Nachbargemeinden Dannenrod, Erbenhausen und Maulbach ein großer Erfolg.

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Im Jahr 2019 wurde ein weiteres wichtiges Vorhaben ins Leben gerufen: die Einführung von Glasfaseranschlüssen, um die digitale Infrastruktur zu stärken. Fleischhauer berichtet, dass die Bauarbeiten nun fast abgeschlossen sind, aber die Freischaltung schwierig bleibt. „Wir stehen vor der Herausforderung, dass immer wieder technische Probleme auftreten“, so der Ortsvorsteher weiter.

Ein Zeichen des Zusammenhalts zeigt sich auch in einem weiteren bedeutenden Projekt – der Sanierung des Dachs der Dorfgemeinschaftshalle. Dies ist ein Ergebnis des Integrierten Kommunalen Entwicklungskonzepts (IKEK), bei dem Appenrod den Titel des stärksten teilnehmenden Stadtteils tragen durfte. Das dazugehörige Budget von 300.000 Euro ist für einen 230-Einwohner-Ort eine stolze Investition.

Vielfältige Aktivitäten im Dorf

Auch der Obst- und Gartenbauverein, in dem Fleischhauer als Erster Vorsitzender aktiv ist, hat zur Belebung des Dorflebens beigetragen. Der Verein hat im Rahmen des Wettbewerbs „Starkes Dorf Hessen“ eine Förderung erhalten, um eine Grillhütte auf dem Dorfplatz zu bauen. „Das hat den Gemeinschaftsgeist enorm gestärkt“, freut sich Fleischhauer. Ein weiterer bedeutender Aspekt der Vereinsarbeit ist der Umwelt- und Naturschutz. Zusammen mit Nachbargemeinden wurden über 100 Obstbäume gepflanzt.

Ein besonderes Highlight erwartet die Appenröder jüngeren Generation: Für jedes neugeborene Kind wird ein Obstbaum gepflanzt. Diese nachhaltige Aktion, die mit einem Preis der Pfarrer-August-Praetorius-Stiftung prämiert wurde, betont den Heimatgedanken und die Verantwortung gegenüber der Umwelt.

Neben diesen Initiativen gibt es in Appenrod auch einen speziellen Verein für die Kinder, die „Walfischkids“. Dieser ermöglicht den Jüngsten, aktiv am Dorfleben teilzuhaben – wie beim Ernten von Äpfeln oder der Verarbeitung zu frischem Apfelsaft. Bald werden sie auch einen eigenen Raum in der DGH-Scheune bekommen, um ihre Aktivitäten weiter auszubauen.

Die Erfolge und Engagements in der Gemeinde verdeutlichen, dass die Appenröder nicht nur durch die Herausforderungen des Autobahnbaues geprägt sind, sondern auch durch ihren unerschütterlichen Gemeinschaftsgeist und ihre Bereitschaft zur Selbsthilfe.

Gemeinschaft und Zukunftsaussichten

Der Zusammenhalt in Appenrod hat auch die kritischen Auseinandersetzungen rund um das Autobahnprojekt überstanden. Trotz unterschiedlicher Meinungen über den Bau der A 49 und dessen Auswirkungen auf das Dorf, zeigt sich Ortsvorsteher Fleischhauer stolz auf die resiliente Dorfgemeinschaft und die hohe Beteiligung der Bürger an gemeinschaftlichen Projekten. Es bleibt abzuwarten, wie diese Entwicklungen Appenrod prägen werden, doch eines steht fest: Die Appenröder sind bereit, für ihre Belange einzutreten und ihr Dorf aktiv mitzugestalten.

Entwicklung des Infrastrukturprojekts A 49

Das Autobahnprojekt A 49 hat eine lange Vorgeschichte, die bis in die 1960er Jahre zurückreicht, als erste Planungen und Diskussionen über eine Nord-Süd-Verbindung in Hessen aufkamen. Das Projekt wurde mehrfach aufgrund politischer, ökologischer und sozialer Konflikte gestoppt oder verzögert. Die Fertigstellung der A 49 wurde immer wieder in Frage gestellt, insbesondere aufgrund von Widerstand von Umweltschützern und Anwohnern, die Bedenken hinsichtlich einer möglichen Zerstörung von Wäldern und Lebensräumen äußerten.

Im Jahr 2020 kommt es zu massiven Protesten gegen den Weiterbau der Autobahn, die von Demonstranten und Umweltaktivisten organisiert wurden, die auf die ökologischen Auswirkungen hinweisen und die Rodung von Waldgebieten verhindern wollten. Diese Proteste erregen landesweite Aufmerksamkeit und führten zu einer intensiven Debatte über die Notwendigkeit und die Folgen des Projekts. Irgendwann einigte sich die Politik darauf, bestimmte Abschnitte des Bauprojekts vorübergehend auszusetzen, doch die A 49 wird weiterverfolgt und wird fortlaufend kritisch begleitet. Diese Geschichte zeigt den anhaltenden Konflikt zwischen infrastruktureller Entwicklung und Umweltschutz, der auch in Appenrod spürbar ist.

Bedeutung des Ehrenamts in Appenrod

Die Bürger von Appenrod zeigen ein hohes Maß an Engagement für ihre Gemeinschaft, was sich in verschiedenen Initiativen zeigt. Das Ehrenamt spielt in ländlichen Gebieten wie Appenrod eine zentrale Rolle, um das soziale Leben zu fördern und infrastrukturelle Herausforderungen zu bewältigen. Richard Fleischhauer ist ein hervorragendes Beispiel für diesen Einsatz, da er über viele Jahre hinweg aktiv in verschiedenen Gremien mitgewirkt hat. Die Vereinslandschaft in Appenrod, die von der Freiwilligen Feuerwehr bis hin zum Obst- und Gartenbauverein reicht, verdeutlicht, wie wichtig die ehrenamtliche Arbeit für den Zusammenhalt und die Entwicklung des Dorfes ist.

Die Initiative im Rahmen des IKEK-Programms ist ein weiteres Beispiel dafür, wie Bürgerbeteiligung auch konkrete Ergebnisse bringen kann, wie etwa die Sanierung des DGH-Dachs. Solche Projekte fördern nicht nur die Infrastruktur, sondern stärken auch das Gemeinschaftsgefühl. Immer mehr Bürger sind bereit, sich für ihre Heimat einzusetzen, was zu einer positiven Dynamik innerhalb der Dorfgemeinschaft führt. Daher ist es für Appenrod wichtig, diesen Trend der Bürgerbeteiligung weiter zu unterstützen, um die Lebensqualität im Dorf zu verbessern.

Umwelt- und Naturschutzinitiativen

Die Initiativen des Obst- und Gartenbauvereins (OGV) in Appenrod sind ein bemerkenswerter Ausdruck des Engagements der Bürger für Umwelt- und Naturschutz. Baumpflanzaktionen sind nicht nur ein Schritt zur Verbesserung der Biodiversität, sondern bringen auch die Gemeinschaft zusammen. Darüber hinaus trägt die Idee, für jedes neugeborene Kind einen Obstbaum zu pflanzen, zur Schaffung eines Bewusstseins für Nachhaltigkeit und Naturliebe bei. Diese Initiativen werden von der Pfarrer-August-Praetorius-Stiftung unterstützt, die den Heimatgedanken und den Naturschutz fördert.

Es ist offensichtlich, dass der OGV nicht nur die Umwelt im Blick hat, sondern auch einen wesentlichen Beitrag zur Aufrechterhaltung und Stärkung der Dorfgemeinschaft leistet. Solche Projekte haben nicht nur ökologische, sondern auch soziale Auswirkungen: Sie fördern den Austausch zwischen den Generationen und erhöhen das Verantwortungsbewusstsein für die Natur und das lokale Umfeld. Somit sind die Aktivitäten des Vereins ein Musterbeispiel dafür, wie Umwelt- und Sozialprojekte Hand in Hand gehen können, um eine nachhaltige Zukunft für Appenrod zu gestalten.

– NAG

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