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Vogelsbergkreis startet mit Notfall-Dolmetschern für bessere Hilfe

Im Vogelsbergkreis wurden als erste Maßnahme in Hessen Notfallsprachmittler ausgebildet, die ab September zwischen hilfsbedürftigen Patienten und Rettungskräften dolmetschen, um die Kommunikation in Notsituationen zu verbessern, da der Bedarf an Mehrsprachigkeit in der zunehmend multikulturellen Gesellschaft wächst.

In einer bemerkenswerten Initiative hat der Vogelsbergkreis, der erste Landkreis in Hessen, ein innovatives Programm zur Ausbildung von Notfallsprachmittlern ins Leben gerufen. Diese Maßnahme zielt darauf ab, Sprachbarrieren im Rettungswesen zu überwinden, insbesondere im Kontext einer sich zunehmend diversifizierenden Bevölkerung. Ab September werden die ausgebildeten Dolmetscher in den verschiedenen Hilfsorganisationen des Kreises zum Einsatz kommen und somit dazu beitragen, dass Menschen aus unterschiedlichen kulturellen Hintergründen in Notsituationen besser verstanden werden.

Der Ansatz zu diesem Programm kommt von Björn Preuß von Brincken, dem Kreisbrandmeister, der auf die Notwendigkeit hinwies, Sprache und Verständnis in kritischen Situationen zu fördern. Bei einem Gespräch mit Antonia Schäfer und Sonja Hartmann vom WIR Vielfaltszentrum kam das Konzept der Notfallsprachmittler ins Spiel. Die beiden Unterstützerinnen erkannten rasch das Potenzial dieser Idee und begannen, das Projekt in die Tat umzusetzen.

Die Ausbildung und Vorbereitung

Während des vergangenen Jahres wurde ein Pool von etwa 15 Sprachmittlern mobilisiert, der bereits über grundlegende Kenntnisse in verschiedenen Sprachen verfügte. Diese Menschen sind nicht neu im Bereich des Dolmetschens, sondern haben bereits Erfahrung darin, ihren Mitbürgern in täglich anfallenden Situationen zu helfen. Die Ausbildung zielte darauf ab, das nötige Wissen zu vertiefen, damit sie auch in extremen Notfällen versiert kommunizieren können.

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Die Ausbildung umfasste eine Vielzahl von Themen, einschließlich medizinischem Basiswissen und praktischen Beispielen aus der Notfallmedizin. „Ein Großteil hat sogar medizinisches Basiswissen“, betont Preuß von Brincken. Die regelmäßigen Treffen ermöglichten den Teilnehmern, verschiedene Szenarien nachzuspielen, wie etwa die Kommunikation während eines Herzinfarkts oder bei anderen medizinischen Notfällen. Diese Übungen wurden durch Vorträge und Workshops von Kooperationspartnern, unter anderem des Deutschen Roten Kreuzes und Notfallseelsorgern, ergänzt.

Wichtige sprachliche Konzepte wurden in mehreren Sprachen eingeübt, darunter Dari, Farsi, Arabisch, Kurdisch, Türkisch, Russisch, Ukrainisch und Englisch. Das Spektrum der abgedeckten Sprachen ist besonders wichtig, da die Hilfsorganisationen häufig mit Menschen in Kontakt kommen, die kein Deutsch sprechen. Die Realität zeigt, dass immer mehr Fälle auftreten, in denen keine Angehörigen zur Verfügung stehen, die dolmetschen können. Diese Herausforderung ist insbesondere in ländlichen Gebieten des Kreises ausgeprägt.

Der Bedarf an Mehrsprachigkeit in Notfällen

Die miterlebte Auseinandersetzung und der Dialog über kulturelle Unterschiede sind unerlässlich, um eine effektive Versorgung in Notfallsituationen zu gewährleisten. „In einer multikulturellen Gesellschaft wird der Bedarf an Mehrsprachigkeit und interkulturellem Verständnis immer größer“, erklären Schäfer und Hartmann einmütig. Diese Sichtweise unterstreicht den Wert des Projekts, das nicht nur sprachliche Barrieren überwindet, sondern auch ein Gefühl der Sicherheit und des Vertrauens in der Bevölkerung herstellen kann.

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Schließlich wird das Programm der Notfallsprachmittler in Zusammenarbeit mit verschiedenen Gesellschaftsgruppen, einschließlich der Feuerwehr, umgesetzt. Die Dolmetscher hatten die Möglichkeit, Einsatzfahrzeuge zu besichtigen und sich mit dem Equipment vertraut zu machen, das in Notsituationen zum Einsatz kommt. Dies fördert nicht nur die Effizienz der Kommunikation, sondern gibt den Dolmetschern auch das Selbstvertrauen, die entsprechenden medizinischen Informationen korrekt zu übermitteln.

Ein Schritt in die Zukunft

Die Einführung der Notfallsprachmittler im Vogelsbergkreis ist ein bedeutender Schritt in die richtige Richtung. In einer Zeit, in der die Gesellschaft heterogener wird, ist es unerlässlich, dass auch die entsprechenden Dienstleistungen an diese Gegebenheiten angepasst werden. Antonia Schäfer bemerkte treffend: „Wir starten ab September mit unserem Projekt“, was die Vorfreude und Erwartung auf die neuen Möglichkeiten und die verbesserte Kommunikation in der Region widerspiegelt.

Die Initiative zeigt, wie wichtig es ist, in einer globalisierten Welt auf die Bedürfnisse aller Bürger einzugehen, insbesondere in kritischen Momenten, in denen jede Sekunde zählt. Ein Wort kann den Unterschied ausmachen, und die Notfallsprachmittler werden sicherlich einen entscheidenden Beitrag zur Verbesserung der Notfallversorgung im Vogelsbergkreis leisten.

Hintergrund und Notwendigkeit von Notfallsprachmittlern

Die Bedeutung von Notfallsprachmittlern wird besonders klar, wenn man die demografischen Veränderungen in Deutschland betrachtet. Der Zustrom von Migranten und Flüchtlingen, insbesondere aus Ländern wie Syrien, der Ukraine und Afghanistan, hat die Gesellschaft zunehmend multikulturell gestaltet. Laut dem Statistischen Bundesamt lebten Ende 2021 in Deutschland über 11 Millionen Menschen mit einer ausländischen Staatsbürgerschaft, was etwa 14 % der Gesamtbevölkerung entspricht (Statistisches Bundesamt). Diese Vielfalt erfordert innovative Lösungen, um interkulturelle Kommunikation in kritischen Situationen sicherzustellen.

Gesundheitsdienstleister und Rettungsdienste stehen zunehmend vor der Herausforderung, Sprachbarrieren zu überwinden. In Notfällen ist schnelle und präzise Kommunikation entscheidend für den Behandlungserfolg. Wenn Patienten nicht oder nur eingeschränkt Deutsch sprechen, kann dies zu Verzögerungen in der Behandlung und potenziellen Risiken für die Gesundheit führen. Das Verständnis über medizinische Notwendigkeiten und Anweisungen der Sanitäter ist für die Patienten unerlässlich, um sicherzustellen, dass sie die richtige Hilfe erhalten.

Die Ausbildung der Notfallsprachmittler

Die Auswahl und Ausbildung der Notfallsprachmittler im Vogelsbergkreis ist ein durchdachter Prozess, der gezielt auf die Bedürfnisse der Gemeinschaft eingeht. Bei den Schulungen, die von Fachleuten aus verschiedenen Bereichen unterstützt wurden, lag der Fokus nicht nur auf der Vermittlung von Sprachkenntnissen, sondern auch auf wesentlichen medizinischen Grundlagen. Dies beinhaltet beispielsweise Wissen über Erste-Hilfe-Maßnahmen, die Symptome von häufig auftretenden medizinischen Notfällen und den Umgang mit Stresssituationen.

Die Absolventen lernen, wie sie in kritischen Momenten zwischen dem Rettungspersonal und den Patienten dolmetschen können. Darüber hinaus wird ihnen beigebracht, wie wichtig es ist, kulturelle Sensibilitäten zu beachten und ein empathisches Umfeld zu schaffen. Dieser Ansatz fördert nicht nur die Kommunikation, sondern auch das Vertrauen zwischen den unterschiedlichen Kulturen und dem Gesundheitssystem.

Statistische Erhebungen und Entwicklungen in der Notfallversorgung

Aktuelle Umfragen zeigen, dass der Bedarf an mehrsprachigen Dienstleistungen in der Notfallversorgung ständig steigt. Eine Befragung des Verbandes der Ersatzkassen (vdek) ergab, dass im Jahr 2022 mehr als 20 % der Städte und Gemeinden in Deutschland von einem zunehmenden Anteil nicht-deutschsprachiger Patient*innen berichteten. Diese Zunahme hat direkte Auswirkungen auf den Bedarf an Notfallsprachmittlern. In ländlichen Regionen, wie dem Vogelsbergkreis, verschärfen sich diese Herausforderungen zusätzlich, da hier weniger Zugang zu mehrsprachigen Ressourcen besteht, was die Initiative zur Ausbildung von Notfallsprachmittlern besonders wichtig macht.

Die Implementierung solcher Programme könnte nicht nur Leben retten, sondern auch das gesamte Gesundheitssystem entlasten, indem sie den Kommunikationsfluss verbessert und die Effizienz der Notfallversorgung erhöht. Daher ist das Projekt im Vogelsbergkreis ein richtungsweisendes Modell, das möglicherweise auch in anderen Regionen Deutschlands aufgegriffen und angepasst werden könnte.

– NAG

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