Die Stadt Taunusstein, die mit rund 30.000 Einwohnern die größte im hessischen Rheingau-Taunus-Kreis ist, strebt nach einem eigenen Autokennzeichen. Die Initiative zielt darauf ab, den Bürgern der Stadt ein Zeichen ihrer Eigenständigkeit und Identität zu geben. Um diesem Ziel näher zu kommen, hat sich Taunusstein einer überregionalen Bewegung angeschlossen, die es Städten mit mehr als 20.000 Einwohnern ermöglicht, ein individuelles Nummernschild zu beantragen.
Der Bürgermeister von Taunusstein, Joachim Reimann von der CDU, betont die Bedeutung eines eigenen Kennzeichens: „Taunusstein setzt sich aus zehn Stadtteilen zusammen, die durch ihre einzigartigen Geschichten geprägt sind. Dies möchten wir auch nach außen zeigen.“ Bisher haben Fahrer in Taunusstein die Wahl zwischen den Buchstabenkombinationen RÜD, das für die ehemalige Kreisstadt Rüdesheim steht, und SWA, welches das aktuelle Kreiszentrum Bad Schwalbach repräsentiert. „Wir sind weder das eine noch das andere“, erklärt Reimann, und betont, dass ein eigenes Kennzeichen die Verbindung der Stadtteile stärken würde.
Bürgerbeteiligung und neue Möglichkeiten
Die Initiative zur Einführung neuer Ortskürzel wurde von Ralf Bochert, einem Professor der Hochschule Heilbronn, ins Leben gerufen. Ziel ist es, die Sichtbarkeit und Identität von Mittelstädten zu fördern. „Wir glauben, dass mehr als 320 Städte in Deutschland von dieser Regelung profitieren könnten“, so Bochert. Reimann sieht in dieser Öffnung eine Möglichkeit zur Identifikation ohne zusätzliche Kosten für die Bürger. Die Entscheidung über das spezifische Kennzeichen bleibt den Bewohnern selbst überlassen. Mögliche Varianten wie TAU oder TST werden diskutiert, wobei Reimann einräumt, dass die endgültige Buchstabenkombination durch eine Bürgerbeteiligung festgelegt werden könnte.
Ein Blick auf ähnliche Entwicklungen zeigt, dass im Main-Kinzig-Kreis eine Vielzahl an Kennzeichen erfolgreich eingeführt wurde. Dort haben die Autofahrer die Wahl zwischen den Kürzeln MKK, HU, GN und SLÜ, was eine direkte Folge der Gebietsreform vor etwa 50 Jahren ist. Als der Main-Kinzig-Kreis in den siebziger Jahren durch die Fusion mehrerer Landkreise entstand, wurden viele der ursprünglichen Kennzeichen abgeschafft, und das HU-Kennzeichen aus Hanau dominierte zunächst. Doch die Unzufriedenheit über die Uniformität des Kennzeichens brachte schließlich neue Buchstabenkombinationen wie MKK hervor.
Rückkehr zu regionaler Identität
Mittlerweile ist das Dreibuchstaben-Kennzeichen MKK nicht nur eine neue Identitätsmarke des Kreises, sondern auch ein Zeichen des regionalen Stolzes. Die Geschichte zeigt, dass es nicht immer leicht ist, solche Veränderungen umzusetzen. Einige Bürger des Kreises sind nach wie vor skeptisch und der Wunsch nach Rückkehr zu ihren ursprünglichen Kennzeichen wie GN und SLÜ bleibt bestehen. Besonders in der aktuellen Diskussion über Teilfusionen von Sparkassen innerhalb des Kreises schlägt sich diese Skepsis nieder.
Ob gleich mehrere neue Kennzeichen im Main-Kinzig-Kreis, die seit 2012 erlaubt sind, viel Zuspruch finden, lässt sich in den Zahlen ablesen. Über 145.000 Fahrzeuge tragen heute das MKK. Eine Beliebtheit, die auch in anderen Teilen Hessens zu beobachten ist: Laut dem Verkehrsclub ADAC wurden über 300 ehemalige Ortskennzeichen in Deutschland wieder aktiviert, um die regionale Identität zu schärfen und den Bürgern ein Gefühl der Zugehörigkeit zu geben.
Taunusstein sieht also in der Möglichkeit eines eigenen Kennzeichens nicht nur ein Symbol für Unabhängigkeit, sondern auch eine Chance, die Identität seiner Bürger zu stärken. Die Entscheidung, welche Buchstaben verwendet werden, könnte mit einer breiten Bürgerbeteiligung auf Bundesebene zusammenfallen, falls eine Gesetzesänderung in Aussicht steht. Die Durchsetzung dieser Initiative wird mit Spannung beobachtet werden, und die Bürger warten darauf, möglicherweise bald ihre eigenen Nummernschilder mit dem Kürzel TAU oder TST zu sehen.
Für detailliertere Informationen erweist sich der Artikel auf www.faz.net als äußerst aufschlussreich.