In Frankfurt wird derzeit ein aufsehenerregender Prozess gegen die Gruppe rund um Heinrich XIII. Prinz Reuß fortgeführt, der sich in den letzten Wochen zu einem zentralen Punkt der Auseinandersetzung mit der Reichsbürgerbewegung entwickelt hat. Die Bundesanwaltschaft präsentiert Beweise, die darauf hindeuten, dass der Hauptangeklagte tief in der Ideologie dieser radikalen Bewegung verwurzelt ist. Die Verhandlungen sind intensiv und beleuchten die Hintergründe und Motive dieser Gruppierung, deren Handlungen besorgniserregende Implikationen für die Sicherheit haben.
Zu den neueren Beweismaterialien, die in den letzten Verhandlungstagen präsentiert wurden, zählen Dokumente, die bei der Durchsuchung von Reuß' Wohn- und Geschäftsräumen 2022 sichergestellt wurden. Unter diesen Unterlagen findet sich ein "vorläufiger Staatsangehörigkeitsausweis" und ein Schreiben, in dem Reuß um Akkreditierung als "Botschafter des Deutschen Reiches" bei den russischen Behörden bittet.
Bitte um Anerkennung als Botschafter
Der Inhalt der Schriftstücke wirft ein grelles Licht auf die Denkweise von Prinz Reuß. So findet sich in den aufgeführten Dokumenten eine Behauptung, dass die Bundesrepublik Deutschland kein echter Staat sei, sondern lediglich eine Verwaltungseinheit nach Handelsrecht. Diese Denkweise spiegelt das Weltbild der Reichsbürger wider, die die Legitimität der modernen deutschen Staatlichkeit in Frage stellen.
Besonders auffällig ist eine Proklamation von Reuß aus dem Jahr 2020, in der er die Wiedereinrichtung der Fürstentümer Reuß als Teilstaaten des Deutschen Reiches verkündet. Seiner eigenen Auffassung nach war er somit befugt, als Vertreter des Deutschen Reiches aufzutreten und Gespräche über einen Friedensvertrag mit den Alliierten zu führen.
Angeklagte sollen Umsturz geplant haben
Neben Reuß wird in dem Prozess auch anderen Beschuldigten vorgeworfen, an einem gewaltsamen Umsturz gearbeitet zu haben. Geplant war angeblich eine bewaffnete Erstürmung des Bundestages in Berlin, in dessen Folge Reuß als vorübergehendes Staatsoberhaupt fungieren sollte. Insgesamt stehen 26 Personen im Fokus der Ermittlungen, von denen neun in Frankfurt vor Gericht stehen, während andere Verfahren parallel in München und Stuttgart stattfinden.
Die Verteidigung von Prinz Reuß stellt sich gegen die Vorwürfe und argumentiert, dass die vorgelegten Dokumente nichts mit dem geplanten Umsturz zu tun hätten. In ihren Augen zeigen die Schriftstücke, dass Reuß einen friedlichen Weg zur Anerkennung der von ihm proklamierten Fürstentümer suchte. "An keiner Stelle ist die Rede von Gewalt oder Umsturz", sagte Rechtsanwalt Roman von Alvensleben, was die Sorgen der Verteidigung über eine Verlängerung des Verfahrens hervorhebt.
Der Prozess hat zudem eine emotionale Wendung genommen. Bei einer Verhandlungspause äußerte sich die Ex-Ehefrau von Prinz Reuß lautstark und aufgewühlt über die gegen ihn erhobenen Vorwürfe. Ihre klare Botschaft: Ihr Ex-Mann sei ein friedlicher Mensch und werde zu Unrecht behandelt. "Mein Ex-Mann ist der friedlichste Mensch der Welt", rief sie, bevor sie von anderen Zuhörern beruhigt werden musste.
Der Prozess wird am Donnerstag, dem 10. Oktober, fortgesetzt. Die Neugier der Zuschauer bezüglich der weiteren Entwicklungen bleibt hoch, nicht zuletzt wegen der tiefen emotionalen Verstrickungen und der komplexen rechtlichen Fragen, die dieser Fall aufwirft.
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