Am 13. August 2024 fand im Großen Festspielhaus in Salzburg die Premiere von „Les Contes d’Hoffmann“ statt, einem bedeutenden Werk von Jacques Offenbach. Die Veranstaltung, die von vielen mit hohen Erwartungen verfolgt wurde, entwickelte sich zu einem skurrilen Erlebnis, das sowohl Kritik als auch Verwunderung hervorrief. Regisseurin Mariame Clément und ihr Kreativteam wagten sich an eine Neuinterpretation, die weit von den ursprünglichen Intentionen des Komponisten entfernt schien.
Regiekonzeption und Inszenierung
Die Regie von Mariame Clément lief auf die Frage hinaus, inwieweit die Geschichten von Hoffmanns Beziehungen als zentrale Lebensgeschichte mit Kunst verknüpft werden können. Doch die Umsetzung mittels Wolken von Statisten und unpassenden Bühnenbildern wirkte eher wie eine Farce. Die Aufführung glich einem verworrenen Filmset, was den Fokus von den Hauptfiguren und der Musik ablenkte. Hoffmann, dargestellt von Benjamin Bernheim, wurde in ein Bild hineinkonstruiert, das ihn als Sandler erscheinen ließ – eine klare Herabsetzung seiner Rolle.
Die Darsteller und ihre Leistungen
Benjamin Bernheim, der frische französische Tenor, gab jedoch trotz der unsinnigen Inszenierung sein Bestes. Sein klangvoller und ausdrucksstarker Gesang blieb nicht unbemerkt. Kathryn Lewek, die alle drei Frauenrollen verkörperte, hatte mit den extremen Anforderungen der Regie zu kämpfen, was ihr eindrucksvolles stimmliches Talent einschränkte. Christian Van Horn, der verschiedene Rollen übernahm, brachte ebenfalls eine kräftige Darbietung, die jedoch nicht das gewünschte Resonanzniveau erreichte.
Kritik an der Inszenierung und der Regie
Die Inszenierung wurde als „dramaturgisch-szenisches Desaster“ bezeichnet. Neben der Verwirrung um das Konzept sorgten auch die schlechten Entscheidungen bezüglich Bühnenbild und Regieführung für Enttäuschung im Publikum. Die Darstellung einer Barkarole an einem simplen Tisch vor unschönen Wandverkleidungen vermied jegliches Gefühl für Venedig und die zugehörige Atmosphäre. Zusehende Verwirrung herrschte auch bei den Szenenwechseln, als Statisten unmotiviert durch die Handlung taumelten und die Komplexität der Charaktere verwässerten.
Ein Trend zur Banalisierung der Kunst?
Die Frage, die viele Zuschauer nach dieser Premiere beschäftigte, war, wie es möglich ist, dass eine derart missratene Inszenierung in einem so prestigeträchtigen Rahmen gezeigt wird. Gibt es einen Trend, die Oper zu einer bloßen Unterhaltung ohne tiefere künstlerische Substanz zu machen? Richard Wagner hätte an einem solchen Abend sicherlich seine Zweifel gehabt. Diese Premiere stellt einen Wendepunkt dar, an dem die Leitung der Festspiele an ihrem Konzept arbeiten muss, um die Integrität der Kunstform Oper zu wahren.
Fazit und Ausblick
Die Premiere von „Les Contes d’Hoffmann“ an den Salzburger Festspielen hinterlässt viele unbeantwortete Fragen und deutliche Kritik. Es bleibt abzuwarten, ob diese Produktion in der Opernlandschaft bestehen kann oder ob sie auf den gleichen Misserfolg trifft wie der „Jedermann“ im vorherigen Jahr. Die Auseinandersetzung mit der Rolle der Oper in der modernen Kultur wird notwendig sein, um künstlerische Werte zu bewahren.
– NAG