In Marburg fand kürzlich die zweite Armutskonferenz statt, ein wichtiges Forum, das den Fokus auf die Stärkung der Demokratie und die Bekämpfung von Armut legt. „Wir wollen als Kommune gemeinsam mit Partnern Strategien entwickeln, um Armut gezielt zu bekämpfen“, erklärte Stadträtin und Sozialdezernentin Kirsten Dinnebier und verdeutlichte damit die zentrale Zielsetzung dieser Veranstaltung.
Die Konferenz, die am 10. Oktober im Welcome Hotel Marburg von 9 bis 16.30 Uhr stattfand, richtete sich an eine Vielzahl von Teilnehmern, darunter Fachleute sozialer Einrichtungen, Politiker sowie interessierte Bürger. Monique Meier, die städtische Sozialplanerin, hob hervor, dass die Vorträge und Workshops verschiedene Aspekte von Armut beleuchten, die oft vielschichtiger sind, als es der erste Blick vermuten lässt. Der Zugang zu Bildung, Arbeit und Wohnraum ist gerade für Menschen in finanzieller Not oft massiv eingeschränkt. Deshalb sind gezielte Maßnahmen unerlässlich, um diesem Personenkreis die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen.
Fachvorträge und Workshops
Die Konferenz begann mit einem bedeutenden Einstiegsvortrag von Dr. Jan Brülle vom Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut der Hans-Böckler-Stiftung. Sein Thema, „Einkommensungleichheit als Gefahr für die Demokratie“, skizzierte die Situation vieler Haushalte in Deutschland und die Herausforderungen, die sich daraus ergeben. Brülle erläuterte, wie Einkommensunterschiede das Vertrauen in die Demokratie beeinträchtigen können und stellte dar, dass die Einordnung in verschiedene Einkommensgruppen unterschiedliche Lebensrealitäten mit sich bringt.
Andrea Martin, Leiterin des Fachbereichs Integration und Arbeit des Landkreises Marburg-Biedenkopf, folgte mit ihrem Vortrag über „Armutsbekämpfung – kompliziert gedacht und gemacht“. Sie betonte die Bedeutung von Erwerbstätigkeit als Schlüssel zur Armutsbekämpfung und diskutierte spezifische Anreizsysteme, die insbesondere Familien zugutekommen.
Ein weiterer wichtiger Beitrag kam von Peter Schmidt, Leiter des Fachbereichs Soziales und Wohnen der Universitätsstadt Marburg. Er gab einen Einblick in die lokalen Strategien zur Bekämpfung von Armut und stellte innovative Maßnahmen vor, die seit der ersten Armutskonferenz im Jahr 2021 umgesetzt wurden.
Einblicke und Erfahrungen
Der Nachmittag war geprägt von interaktiven Workshops, die den Teilnehmern die Möglichkeit gaben, über ihre Erfahrungen und Strategien zur Armutsbekämpfung zu diskutieren. Das Theaterprojekt „Altersarmut“ von „feel force“ sorgte mit einer Inszenierung mit dem Titel „Spiel 67 – nichts mehr zu verlieren“ für einen emotionalen Einstieg. Es folgten sechs parallele Workshops, die sich auf verschiedene Lebensphasen konzentrierten: Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene, Familien, Menschen in der Lebensmitte sowie Senioren. Eine zusätzliche themenoffene Arbeitsgruppe gewährte einen weiteren Horizont im Umgang mit Armut.
Die Ergebnisse aus den Workshops wurden gesammelt, um eine umfassende Dokumentation zu erstellen, die als Grundlage für zukünftige Maßnahmen dienen soll. Die Konferenz war ein Schritt in Richtung einer strukturierten Auseinandersetzung mit Armutsfragen in der Region und dem Bedürfnis nach mehr Teilhabe für alle Menschen.
Diese Armutskonferenz ist nicht nur eine Reaktion auf die Herausforderungen der Gegenwart, sondern auch ein Zeichen dafür, dass Marburg aktiv Lösungen sucht und umsetzt. Für weitere Informationen und Details zur Konferenz kann man auch auf www.marburg.de zurückgreifen.