. Language: German. Title: „““Zeuge zerschießt Reifen mit Gewehr“““ Given Information: „““
- Fuldaer Zeitung
- Kinzigtal
Stand: 18.09.2024, 18:45 Uhr
Weil sie unter anderem diesen Geldautomaten in Hasselroth gesprengt haben sollen, müssen sich drei Männer vor Gericht verantworten. © Marc Webersinn
Drei Niederländer müssen sich aktuell vor der Zweiten Großen Strafkammer des Hanauer Landgerichts verantworten. Ihnen wird vorgeworfen, im November vergangenen Jahres den Geldautomaten in der Bahnhofstraße in Hasselroth-Neuenhaßlau gesprengt zu haben.
Hasselroth – Neben der Automatensprengung in Hasselroth legt die Staatsanwaltschaft zwei der Angeklagten eine weitere Automatensprengung zur Last, die sich im Oktober 2023 in einem Einkaufszentrum im nordrhein-westfälischen Bad Oeynhausen ereignete. Zum Prozessauftakt schilderten zwei Zeugen ihre Sicht der Vorgänge in der Tatnacht in Hasselroth.
Automatensprengung in Hasselroth: Mutmaßliche Täter stehen vor Gericht
Der Prozess vor dem Hanauer Landgericht steht unter der Leitung von Richterin Dr. Mareike Reschke. Die drei Angeklagten sind alle im niederländischen Utrecht geboren und wohnten dort auch bis zu ihrer Festnahme im November vorigen Jahres. Seitdem sitzen sie in Untersuchungshaft in Wiesbaden ein.
Der älteste der Angeklagten ist 25 Jahre alt, seine beiden Mitangeklagten sind 21 und 19. Damit waren Letztere zum Tatzeitpunkt noch Heranwachsende. Den Angeklagten stand ein Dolmetscher zur Seite, der das Geschehen ins Niederländische übersetzte.
Moriz Leo Musinowski vertrat im Prozess die Generalstaatsanwaltschaft und verlas zu Beginn des Prozesses die Anklageschrift. Zwei der drei Angeklagten wird demnach vorgeworfen, Mitglieder in einer Bande gewesen zu sein, die die Absicht hatte, Geldautomaten zu sprengen.
Rentner zerschoss Reifen mit Jagdgewehr, um Täter aufzuhalten
Im November 2023 sollen die drei Angeklagten gemeinsam den Geldautomaten in Neuenhaßlau gesprengt haben. Ihnen wird vorgeworfen, in Nordrhein-Westfalen zu diesem Zweck einen Audi RS 5 gestohlen zu haben, der als Fluchtfahrzeug gedient haben soll. In drei Anläufen sollen sie dann mit Festsprengsätzen den Automaten gesprengt und etwa 62.000 Euro erbeutet haben. Einen Tag später nahmen Polizisten die drei in einem Hühnerstall in Schöllkrippen in Unterfranken fest.
Am ersten Prozesstag kamen zwei Zeugen zu Wort. Ein 73-jähriger Rentner gab an, dass er mit seiner Frau gegenüber dem ehemaligen Bankautomaten wohnt. Gegen 3.40 Uhr habe es zum ersten Mal geknallt: „Ich hab’ senkrecht im Bett gestanden. Zuerst dachte ich, ein Flugzeug sei abgestürzt.“ Nach einem Blick aus dem Fenster habe er schnell erkannt, dass es sich stattdessen um eine Sprengung des Bankautomaten handelte.
Er sei daraufhin zu seinem Waffenschrank gelaufen und habe sein Gewehr geladen. Das hatte er im Haus, weil er seit 1987 Jäger sei. Auf dem Weg nach draußen habe er zwei weitere Explosionen gehört. Als er aus dem Haus ging, habe er zwei Männer am Automaten und einen in einem Auto gesehen. Ein Mann habe aus dem Automaten heraus einem zweiten Mann Geldscheine gereicht, der sie wiederum in eine Sporttasche packte.
Zeitungsausträger beobachtet dritte Explosion an Geldautomat
Der Rentner wartete nach eigener Aussage, bis die drei Personen in das Fluchtauto stiegen und gab dann einen Schuss auf den linken Hinterreifen ab, um das Auto fahruntüchtig zu machen, wie er sagte. Auf die Frage, ob er darüber nachgedacht habe, was hätte passieren können, wenn er verfehlt hätte, sagte er: „Ich konnte nicht anders als treffen. Es war ein gezielter Schuss.“ Zwischenzeitlich ermittelte die Polizei auch gegen ihn. Das Verfahren ist inzwischen eingestellt.
Ein 45-Jähriger wurde ebenfalls Zeuge der Tat. Ihm zur Seite stand während seiner Befragung ein Dolmetscher, der ins Türkische übersetzte. Er sei mit einem Auto unterwegs gewesen, um in Neuenhaßlau Zeitungen auszutragen. Auch er hörte die ersten beiden Explosionen, vermutete jedoch Feuerwerkskörper als Ursache.
Als er auf seiner Fahrt am Bankautomaten ankam, habe er zunächst zwei und später dann eine weitere Person bemerkt, die sich dort zu schaffen gemacht hätten. Vor seinen Augen sei dann die dritte Explosion vonstatten gegangen. Nach der Flucht der drei Personen habe er Anwohner gebeten, die Polizei zu rufen. Der Strafprozess wird fortgesetzt. (nh)
„““ Unique article content: