In Hessen ist die Leihe von Fahrrädern mittlerweile eine weit verbreitete Praxis. Doch während herkömmliche Fahrräder leicht verfügbar sind, gestaltet sich der Transport von größeren Einkäufen oder anderen großen Gütern oft schwieriger. An dieser Stelle kommen die Lastenfahrräder ins Spiel, die in mehreren Städten kostenlos oder gegen eine kleine Gebühr ausgeliehen werden können.
Die Initiative „Main Lastenrad“ hat sich seit ihrer Gründung im Jahr 2018 in Frankfurt und Offenbach als eines der größten Angebote etabliert. Laut Mathias Biemann vom Verkehrsclub Deutschland (VCD) erfreuen sich die elektrischen Lastenräder größter Beliebtheit. „Die Nachfrage ist gut“, so Biemann, und dies ist kaum überraschend, wenn man bedenkt, dass Elektromotoren besonders bei größeren Lasten von Vorteil sind.
Kostenlose Leihangebote in Offenbach
Die Stadt Offenbach engagiert sich seit Ende 2021 stark in diesem Bereich. Die Lastenräder werden strategisch an Einzelhändler und Fahrradläden in der Umgebung verteilt, die dann als kostenfreie Verleihstationen fungieren. Dieser Schritt zielt darauf ab, die Abhängigkeit von Autos zu reduzieren und umweltfreundliche Alternativen für alltägliche Transporte zu fördern, sei es für Kita-Fahrten, Großeinkäufe oder Ausflüge.
Besonders positiv wird die Nutzung der Lastenräder von Kleingärtnern hervorgehoben, die diese gern für den Transport von Grünschnitt verwenden. Mit der Idee des Teilens spricht das Angebot eine breitere Zielgruppe an, die nicht unbedingt ein eigenes Lastenrad anschaffen möchte.
Neuer Service in Marburg und Gießen
Erst vor Kurzem wurde ein Mietsystem für E-Lastenräder in Marburg eingeführt. Verantwortlich dafür ist die Firma Nextbike, welche bereits einen Fahrradverleih in der Stadt betreibt. Auch in der umliegenden Region Biedenkopf engagiert sich die Initiative „freie Lasten“ unter dem Motto „Belaste das Rad – nicht die Umwelt“ für umweltfreundliche Transportmöglichkeiten.
In Gießen sollen in diesem Jahr erste Lastenräder in das bestehende Leihsystem von Nextbike integriert werden. Dieses Angebot richtet sich an Eltern und andere Nutzer, die gelegentlich größere Lasten transportieren möchten, und wird damit umweltfreundlicher als eine Autofahrt.
In dieser Stadt existiert zudem ein ehrenamtliches Angebot namens Allrad Gießen sowie ein kleines kommerzielles Angebot des Unternehmens Sigo, das Leihstationen für E-Lastenräder in weiteren Städten anbietet.
Darmstadt und Wiesbaden: Verschiedene Ansätze
Darmstadt hingegen präsentiert sich mit den „Heinerbikes“, einem auf Ehrenamt und Crowdfunding basierenden Angebot. Die Stadt bietet 24 Lastenräder zur kostenfreien Ausleihe an, die an strategischen Orten wie Supermärkten und Universitäten stationiert sind. Diese erfreuen sich zunehmender Beliebtheit und sind mittlerweile ein fester Bestandteil der urbanen Mobilität.
Im Vergleich dazu steht Wiesbaden vor finanziellen Herausforderungen. Hier existiert kein städtisches Vermietsystem, doch Unternehmen wie Sigo sind aktiv und bieten an mehreren Standorten E-Lastenräder gegen Gebühr an. Eine Initiative namens „Lilja“ ermöglicht kostenlose Ausleihen an weiteren Standorten. Die Stadtverwaltung betrachtet Bikesharing grundsätzlich als eine wertvolle Ergänzung des öffentlichen Verkehrs, sieht sich jedoch durch den angespannten Haushaltsplan eingeschränkt.
Kassel plant hingegen die Förderung von Lastenrad-Verleihsystemen durch ein kommunales Programm. Dieses sieht vor, dass an jedem Ortsbezirk mindestens ein E-Lastenrad angeschafft wird, um die Mobilität ohne Auto zu fördern.
Insgesamt zeigen diese Beispiele einen klaren Trend hessischer Städte, sich umweltfreundlicheren Mobilitätslösungen zuzuwenden. Das Ausleihsystem für Lastenräder könnte dabei eine zentrale Rolle spielen, um den Zugriff auf Transportmittel zu erleichtern und gleichzeitig den Autoverkehr zu reduzieren.
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