In einer impulsiven Reaktion auf die angekündigten Arbeitsplatzverluste bei Volkswagen (VW) versammelten sich am Mittwochmorgen etwa 3000 Beschäftigte aus unterschiedlichen deutschen Standorten, darunter Emden, Zwickau und Braunschweig, in Hannover. Sie protestierten energisch gegen die drastischen Maßnahmen, die vom VW-Vorstandsvorsitzenden Oliver Blume angekündigt wurden. Vor den Verhandlungen um einen neuen Haustarifvertrag und die drohenden Massenentlassungen fanden sich viele Arbeiterinnen und Arbeiter zusammen, um für ihre Rechte einzustehen.
Die Protestierenden äußerten ihre Wut und Sorgen vor den historischen Mauern des Schlosses Herrenhausen, wo die Verhandlungen stattfanden. Blume, der im September die Schließung von mindestens zwei von zehn Werken in Deutschland angekündigt hatte, hat zudem den 30 Jahre alten Beschäftigungssicherungsvertrag, der Kündigungen verhindern sollte, gekündigt. Dieser Schritt hat die Belegschaft verunsichert, da er eine mögliche Massenvernichtung von Arbeitsplätzen in Aussicht stellt. In den vergangenen Wochen erklärte der Vorstand, dass die Einsparungen, die durch die Schließungen erzielt würden, vor allem im Interesse der Aktionäre erfolgen sollen.
Die Protestbewegung und ihre Ursachen
Die Unzufriedenheit unter den Angestellten wächst, insbesondere da sie sich in einem wirtschaftlich herausfordernden Umfeld wiederfinden. Während VW im vergangenen Jahr einen Gewinn von über 22 Milliarden Euro erwirtschaftete, äußerten viele Beschäftigte, dass die Entscheidungen des Managements mehr den Aktionären als den Arbeitern zugutekämen. „Wir sind die, die die Zeche zahlen müssen“, sagte ein protestierender Arbeiter. Dies unterstreicht das Gefühl einer tiefen Ungerechtigkeit: Die Werkschließungen und Jobabbau sollen am Ende den Eigentümern und Großaktionären mehr Dividendenausschüttungen bescheren.
Die IG Metall und ihr VW-Betriebsrat haben zwar öffentlich gegen die Massenentlassungen protestiert, doch gleichzeitig betonen sie, dass eine Einsparung notwendig sei. Diese widersprüchliche Haltung sorgt nicht nur für Verwirrung, sondern auch für Zorn unter den Beschäftigten, die sich berechtigterweise fragen, warum sie erneut unter den Sparmaßnahmen leiden sollen. „Wir sind hier, um zu kämpfen. Es geht nicht nur um das ‚Wie‘, sondern um das ‚Ob‘“, erklärte ein Azubi. Diese klare Botschaft zeigt, dass viele Beschäftigte bereit sind, für ihre Arbeitsplätze einzustehen.
Aufruf zur Solidarität und Handlung
Inmitten dieser Unsicherheiten forderte eine Gruppe von Sozialisten den notwendigen Zusammenhalt unter den Arbeitern. In ihren Verlautbarungen betonen sie die Dringlichkeit, sich unabhängig von der Gewerkschaftsführung zu organisieren und alle Arbeitsplätze zu verteidigen. „Die Politik der Zugeständnisse darf nicht mehr akzeptiert werden“, heißt es in einem Aufruf, der an alle Beschäftigten gerichtet ist. Ursprünglich wurde ein Online-Treffen des Volkswagen-Aktionskomitees für den 1. Oktober anberaumt, um diese Fragen eingehend zu diskutieren. Die Botschaft ist klar: Einheit und aktive Gegenwehr sind gefordert, um den drohenden Kahlschlag zu verhindern.
Die VW-Belegschaft steht an einem Scheideweg, an dem sie sich entscheiden muss, wie sie auf die Bedrohung ihrer Arbeitsplätze reagiert. Viele Mitarbeiter haben bereits signalisiert, dass sie nicht bereit sind, wieder einmal Zugeständnisse zu machen. Die bevorstehenden Tarifverhandlungen sind für die Belegschaft von entscheidender Bedeutung, da sie darüber entscheiden werden, ob die angekündigten Einsparungen tatsächlich durchgesetzt werden können oder ob die Forderungen der Arbeiter Gehör finden. „Wenn wir nicht zusammenstehen, verlieren wir alles,“ fasst ein anderer Teilnehmer die Gefühle der Gruppe treffend zusammen.
Detaillierte Informationen zu den Entwicklungen bei VW und den Protestaktionen sind weiter auf www.wsws.org verfügbar. Die Auseinandersetzung um die Arbeitsplätze bei VW steht erst am Anfang, und die kommenden Wochen könnten entscheidende Wendepunkte für die Belegschaft darstellen.