Ein historisches Stück Wasserfahrtgeschichte hat jüngst im Kasseler Hafen für Aufregung gesorgt. Bei einem ungewöhnlichen Einsatz wurde die Feuerwehr alarmiert, da das seit über 125 Jahren existierende Frachtschiff „Weser“ ein Leck aufwies. Wasser drang durch einen Riss in der Seitenwand des Schiffes ein, was die Gefahr eines sinkenden Schiffes mit sich brachte.
Das Binnenschiff, das seit mehr als drei Jahrzehnten an diesem Ort festliegt, ist nun im Besitz eines neuen Eigners aus Straubing. Dario Dziwisch, Polizeioberkommissar der Wasserschutzpolizei Kassel, erklärte, dass der Riss vermutlich durch Materialermüdung entstanden ist. Auf der Seite des Schiffes, die zur Hafenspundwand zeigt, ist eine Kollision mit anderen Wasserfahrzeugen als Ursache auszuschließen.
Abdichtung und Ölproblematik
Die Feuerwehr setzte während des Einsatzes Maßnahmen in Gang, um den fünf Zentimeter breiten Riss vorübergehend mit Holzkeilen abzudichten. “Wir haben sofort reagiert, um die Gefahr des sinkenden Schiffes zu bannen”, betonte ein Feuerwehrsprecher. Das eindringende Wasser hatte zudem einen Ölfilm gebildet, was zusätzliche Herausforderungen bedeutete. Eingegriffen wurde durch eine Ölsperre, um zu vermeiden, dass Schadstoffe in die Fulda gelangen. Am Donnerstagmorgen gab die Wasserschutzpolizei schließlich Entwarnung, dass keine Gefahr mehr von der „Weser“ ausgehe. Der neue Eigner hat bereits Schritte zur Schadensbeseitigung eingeleitet.
Nach den ersten Notfallmaßnahmen der Feuerwehr sind nun eigens Tankfahrzeuge erforderlich, um das durch Öl kontaminierte Wasser abzupumpen, bevor eine gründliche Reparatur des Schiffes umgesetzt werden kann. Dziwisch erklärte, dass die Instandhaltung des alten Frachters im Voraus geplant ist. “Der Eigner weiß um die Geschichte und Bedeutung der ‚Weser‘ und möchte sie retten,” so der Polizeioberkommissar.
Die Geschichte der „Weser“
Das in den Niederlanden gebaute Schiff einer bemerkenswerten Geschichte wurde ursprünglich in Bremen für Küstentransporte eingesetzt. Jan Hörmann, Vorsitzender des Yacht Clubs Kassel, berichtet, dass das Schiff von einem alten Binnenschiffer betrieben wurde, der nach seinem Tod seine Nachkommen hinterlassen hatte. Diese haben schließlich das Schiff an den jetzigen Eigner verkauft, der eine emotionale Verbindung zu dem Frachter trägt, da sein Vater einst Matrose darauf war und er selbst als Kind an Bord gewesen sei.
Die Unterkunftsräume an Bord sind noch im Originalzustand, was sowohl den historischen Wert des Schiffes als auch das Interesse an seiner Wiederherstellung unterstreicht. “Die Weser hat eine tolle Geschichte,” bemerkt Hörmann. Der neue Eigentümer plant, das Schiff in den nächsten Monaten umfangreich restaurieren zu lassen, sodass die „Weser“ möglicherweise bald wieder in neuem Glanz im Kasseler Hafen zu sehen sein wird.
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