Im Elternhaus Kassel, gegenüber dem Klinikum, herrscht emsiges Treiben. Der Duft von frisch gebackenem Waffelteig mischt sich mit der frischen Luft, die durch den Garten weht. Dort sind Sigrid Berge und Frauke Döring, zwei engagierte Mitarbeiterinnen, die ihren Beruf als Berufung empfinden. Seit nunmehr 15 Jahren arbeiten die beiden Frauen Tag für Tag daran, ein Zuhause für die Eltern von schwer kranken Kindern zu schaffen und diesen eine kleine Auszeit vom Klinikalltag zu ermöglichen.
Das Elternhaus, das sie 2009 gründeten, entstand aus einer gemeinsamen Schicksalslage. Beide Frauen lernten sich auf der Kinderkrebsstation kennen, während sie um ihre eigenen kranken Kinder kämpften. „Wir haben auf Garten-Klappliegen auf der Station übernachtet“, erinnert sich Berge, während sie mit Döring Äpfel für die Ponys schneidet, die einen besonderen Besuch im Garten haben.
Eine Heimat auf Zeit
Das Elternhaus bietet nun Platz für bis zu zwölf Familien in Appartements, die speziell für den Aufenthalt während der Behandlungen ihrer Kinder designed wurden. „Ende 2009 haben wir mit sieben Appartements gestartet. Heute ist es fast immer voll“, berichtet Döring. Der ständig wachsende Bedarf ist ein Beweis dafür, wie wertvoll diese Einrichtung für viele Familien ist. Jedes Jahr verzeichnet das Elternhaus mehr als 5500 Übernachtungen, was die enorme Nachfrage zeigt.
Zusätzlich zu den Räumlichkeiten gestaltet das Team verschiedene Veranstaltungen, die den Eltern erlauben, ein wenig aus dem klinischen Alltag auszubrechen. So finden regelmäßig Angebote wie die „Pony-Visite“ statt, bei der Kinder die sanften Tiere streicheln können. „Das ist eine tolle Abwechslung vom Krankenhausalltag“, sagt Berge, während im Garten bereits die ersten Kinder mit ihren Eltern ankommen, um die möglichen Angebote zu nutzen.
Doch die Herausforderungen sind vielfältig. Die Arbeitszeiten sind intensiv und verlangen oft Flexibilität. „Wir sind regulär von Montag bis Freitag hier, aber telefonisch sind wir immer erreichbar“, erklärt Döring. Das Engagement der beiden Frauen geht weit über die regulären Arbeitsstunden hinaus. „Wenn ein Kind ins Krankenhaus muss oder wenn ein Elternteil plötzlich ein Zimmer braucht, sind wir da“, ergänzt Berge. Tragische Momente wie das Sterben eines Kindes erfordern ebenfalls besondere Unterstützung, was die emotional belastende Seite dieser Arbeit sichtbar macht.
Unersetzliche Unterstützung
Die Frauen betonen die Wichtigkeit des Engagements von Spendern und Förderern, ohne die das Elternhaus nicht bestehen könnte. „Das gesamte Projekt wäre ohne die enorme Unterstützung von Vereinen, Fachleuten und finanziellen Helfern nicht möglich gewesen“, erklärt Döring. Diese Solidarität zeigt, wie wichtig das Elternhaus als Rückzugsort für viele ist und unterstreicht den gemeinsamen Willen, Familien in der Krise beizustehen.
Frauke Döring und Sigrid Berge sind selbst Großmütter und wissen, wie wichtig es ist, Zeit mit den Kindern zu verbringen. Ihre individuelle Vergangenheit als Krankenschwestern gibt ihnen zusätzliches Verständnis, um die Familien optimal zu unterstützen. „Diese Arbeit ist ein Geschenk“, sagt Döring mit einem Lächeln, während die beiden Frauen ihren Alltag in einer Atmosphäre der Hoffnung und des Respekts fortführen. Ihr Engagement zeigt, dass selbst in den dunkelsten Zeiten Gemeinschaft und Menschlichkeit Licht bringen können.
Mit ihrer Hingabe und ihrem unermüdlichen Einsatz sind Berge und Döring ein wichtiger Bestandteil im Leben vieler Familien, die im Elternhaus Kassel eine Zuflucht finden, um in schweren Zeiten zusammenzuhalten.
Mehr Informationen über die Arbeit des Elternhauses sind auf der Webseite elternhaus-kassel.de zu finden.
– NAG