Im malerischen Niestetal im Kreis Kassel gibt es eine besondere Gemeinschaft, die sich um einen ganz speziellen Typ von Motorrollern kümmert: die Heinkel-Roller. Bekannt für ihren Komfort und das unverkennbare Design, wo Motorrad und Auto harmonisch vereint werden, teilen zwei leidenschaftliche Heinkel-Freunde, Hardy Eisele und Dietmar Arndt, ihre faszinierende Geschichte mit diesen klassischen Maschinen.
Die Heinkel-Roller, die in den 50er und 60er Jahren entstanden sind, zeichnen sich durch auffällige Designelemente aus, die stark an Automobile dieser Zeit erinnern. Wie Eisele und Arndt berichten, zeigt sich dies besonders in der Frontpartie, die an ein Auto erinnert, sowie in den charmant geschwungenen Karosserieformen. „Selbstverständlich“, schmunzeln die beiden, „ist es ein Motorrad, aber die Anmutung ist vor allem durch die Chromblenden und die stilvollen flossenartigen Heckpartien, die an nostalgische US-Cars denken lassen, einzigartig.“
Die besondere Konstruktion
Ein markantes Merkmal der Heinkel-Roller ist der Viertaktmotor. Im Gegensatz zu den gängigen Zweitaktmotoren, die in damaligen Motorrädern Standard waren, bietet der Viertakter eine ruhigere und stabilere Fahrt. „Die Maschinen sind solide und zuverlässig“, so Eisele, „und nicht umsonst wurden sie nicht nur als Stadtmaschinen, sondern als komfortable Reisefahrzeuge konzipiert.“ Diese Roller wurden häufig für Urlaubsfahrten genutzt, oft mit Gepäck für Ausflüge in die Berge oder nach Italien, und erreichten beeindruckende Geschwindigkeiten von bis zu 80 km/h – ein Tempo, das unzählige Freizeitfahrer in die Freiheit auf zwei Rädern entführte.
„Damals war man eben bescheiden. Wichtig war, dass man überhaupt irgendwohin fahren konnte“, erläutert Arndt. Trotz der geringeren Geschwindigkeiten im Vergleich zu modernen Fahrzeugen erlebten viele Nutzer mit ihren Heinkel-Rollern unvergessliche Abenteuer und genossen das besondere Fahrgefühl. Eisele selbst hat mit seinem Modell Tourist sogar Norwegen bereist – ein echter Ausdruck jener Lebensfreude und Reisesehnsucht, die in der damaligen Zeit vorherrschte.
Die Heinkel-Freunde Kassel, gegründet im Jahr 1982, sind ein lebendiger Verein mit derzeit 31 Mitgliedern, die sich aktiv um ihre Maschinen kümmern. „Wir sind eine prima Gemeinschaft“, erklärt Eisele. Neben der technischen Leidenschaft geht es auch um die zwischenmenschliche Verbindung. „Der eine hat das Ersatzteil, der andere das Werkzeug dazu und der Dritte weiß, wie man es macht. So geht das laufend hin und her“, beschreibt er die ständige Hilfsbereitschaft unter den Mitgliedern.
Aber die Gemeinschaft ist nicht nur auf den technischen Austausch beschränkt. Geplant sind auch regelmäßige Stammtische im Asia Restaurant Halong in Niestetal, bei denen sich die Mitglieder über ihre Erlebnisse austauschen können. Alle zwei Monate trifft man sich, um Geschichten zu teilen und die neuesten Tipps zur Pflege und Wartung der Roller weiterzugeben.
Ein wichtiges Element der Heinkel-Freunde Kassel und des Heinkel-Clubs Deutschland ist die Unterstützung durch eine eigene GmbH, die sich um die Bereitstellung von Ersatzteilen kümmert. Diese Maßnahme sorgt dafür, dass die Roller in einem hervorragenden Zustand bleiben, was für die Mitglieder von großer Bedeutung ist. Eisele berichtet stolz, dass allein in Deutschland noch rund 7.000 Heinkel Tourist unterwegs sind. „Wir haben noch 27 Fahrzeuge angemeldet“, so Eisele mit einem gewissen Stolz in der Stimme. Die Liebe zu den Heinkel-Rollern zeigt sich damit nicht nur in der aktiven Nutzung, sondern auch in der Pflege und dem Bestreben, diese Legenden der Motorroller-Geschichte am Leben zu halten.
In der Zukunft hofft Eisele, dass auch die nachkommenden Generationen sich für die Heinkel-Roller begeistern lassen. Anstehende internationale Treffen, wie der nächste Auftritt auf der Technorama am 5. und 6. April in den Kasseler Messehallen, sollen für frischen Wind in der Gemeinschaft sorgen und den Klassiker erneut ins Rampenlicht stellen. „Hauptsache, der Nachwuchs bleibt uns treu – so wie die Ersatzteile die Roller am Laufen halten“, betont er.
Fakten rund um die Heinkel-Freunde Kassel
Die Heinkel-Freunde Kassel haben einige interessante Fakten über ihre Gemeinschaft: Der Heinkel-Club Deutschland wurde 1983 gegründet und zählt mittlerweile 5.700 Mitglieder. Der monatliche Mitgliedsbeitrag dafür beträgt 30 Euro. Bei den Heinkel-Freunden Kassel ist der Clubbeitrag freiwillig.
Für Interessierte gibt es auch eine Online-Präsenz, über die weitere Informationen zu den Aktiven und den Veranstaltungen bereitgestellt werden. Doch nicht nur die Liebe zum Roller verbindet die Mitglieder; es ist vor allem die Begeisterung für die Gemeinschaft und das Teilen von Erfahrungen, die diese Verbindung einzigartig macht.
So lebt das Erbe der Heinkel-Roller in Niestetal weiter, getragen von einer beschaulichen Gemeinschaft, die mit Leidenschaft und Hingabe kultiviert wird. Diese Roller sind nicht nur Fahrzeuge, sondern auch Zeugen einer vergangenen Zeit voller Abenteuer und Lebensfreude.
– NAG