Der Weg zur Schauspielerin: Anna Graenzers Inspiration und Herausforderungen
Die Welt des Theaters hat immer einen besonderen Reiz ausgeübt, und für Anna Graenzer wurde dieser Traum vor vielen Jahren zur Realität. Aktuell erhellt sie die Bühne der 73. Bad Hersfelder Festspiele, wo sie die Rolle der Siv in „Wie im Himmel“ spielt. Ihre Reise dorthin war jedoch alles andere als einfach.
Die Bedeutung von Engagement und Durchhaltevermögen
„Die Freude am Theater kannte schon früh kein Halten mehr“, sagt Graenzer, die ihre Leidenschaft für die Schauspielerei während ihrer Schulzeit entdeckte. Abgesehen von der Theater-AG fühlte sie sich in der Schule eher unwohl. Dies führte dazu, dass sie nach dem Abitur über vier Jahre lang für einen Platz an einer staatlichen Schauspielschule kämpfte. Ihre Erfahrungen in dieser Zeit waren geprägt von Enttäuschungen und einem ständigen Streben nach Verbesserung. Graenzer erfuhr, dass lediglich das Auswendiglernen von Texten nicht ausreicht. Deshalb nahm sie gezielten Schauspielunterricht und bereitete sich dadurch auf die Aufnahmeprüfung vor.
Ein Umbruch: Der Studienplatz
Schließlich im Jahr 2005 konnte sie an der renommierten Universität der Künste in Berlin ihr Schauspielstudium beginnen. „Die langen Jahre ohne Erfolg schätzte ich letztlich als wertvoll ein“, reflektiert sie. Diese Phase des Wartens erlaubte es ihr, viel über sich selbst sowie über ihre Kunst zu lernen. Als das Studium begann, war sie möglicherweise besser vorbereitet als ihre Kommilitonen, die direkt nach der Schule gestartet waren.
Berufliche Meilensteine und persönliche Entfaltung
Nach ihrem Studium fand Graenzer schnell ihren Platz am Berliner Ensemble. Von 2008 bis 2016 erlebte sie hier eine der prägendsten Zeiten ihrer Karriere und spielte in zahlreichen Hauptrollen unter namhaften Regisseuren wie Claus Peymann und Robert Wilson. „Es war mein Traum, in einem so renommierten Haus zu arbeiten, umgeben von talentierten Kollegen“, resümiert sie begeistert.
Von 2016 bis 2019 war sie am Residenztheater in München tätig. Doch nach dieser Station hat Graenzer einen bewussten Schritt in die Freiberuflichkeit gewagt. Diese Entscheidung ermöglicht es ihr nicht nur, die Art von Projekten und Rollen zu wählen, die sie ansprechen, sondern unterstützt auch eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familienleben. Ihre beiden Söhne, im Alter von vier und neun Jahren, bereichern ihr Leben und stehen ebenso im Mittelpunkt.
Die Rolle als Siv: Einblicke in die Figur
In „Wie im Himmel“ hat Graenzer die herausfordernde Rolle der Siv übernommen, die von vielen als eher unsympathisch wahrgenommen wird, da sie Chaos und Konflikte innerhalb des Chores verursacht. „Trotz ihrer Fehler und Handlungen ist Siv für mich eine tragische Figur“, erläutert die Schauspielerin. Durch verletztes Empfinden und Einsamkeit in ihrem Dorf, wird Siv zu einer komplexen und nachvollziehbaren Figur, die die Zuschauer in ihren Bann ziehen soll.
Wie das Umfeld kreativ inspiriert
Graenzer genießt nicht nur die künstlerische Herausforderung, sondern auch die Atmosphäre in Bad Hersfeld. Ihr Arbeitsplatz, umgeben von Natur zwischen Kurpark und einer lebhaften Fußgängerzone, motiviert sie zusätzlich, kreativ zu sein. „Die Möglichkeit, konzentriert zu arbeiten und gleichzeitig den Sommer zu genießen, ist ein großes Geschenk“, sagt sie zufrieden.
Ausblick auf zukünftige Rollen
Ihr nächstes Engagement, in dem sie am Metropoltheater in München spielt, bringt eine weitere spannende Herausforderung mit sich. In „Midwinter“ verkörpert sie einen Jungen, der unter Kriegsbedingungen aufwächst und nicht sprechen kann. „Rollen mit wenig Text zu spielen, erfordert eine andere Art von Ausdruck. Das ist sowohl herausfordernd als auch erfüllend“, verrät Graenzer und lacht.
Anna Graenzers Weg zur Schauspielerin verdeutlicht, wie wichtig Engagement und Leidenschaft für den persönlichen und beruflichen Erfolg sind. Ihre Erfahrungen und ihre Sichtweise auf ihre Rollen inspirieren sowohl auf der Bühne als auch im Leben.
– NAG
