In Bad Hersfeld wurde am Wochenende das Chormusical „Amazing Grace“ gefeiert, das auf dem berühmten Kirchenlied von John Newton basiert. Diese Aufführung erregte nicht nur das Interesse der Lokalbevölkerung, sondern zog auch Zuschauer aus der Umgebung an, die sich die Darbietung in der nahezu voll besetzten Stadtkirche nicht entgehen lassen wollten.
Unter der Leitung von Popkantor Matthias Weber präsentierte der Amazing Grace Projektchor des regionalen Fachbereichs Popularmusik eine beeindruckende Inszenierung. Die Darbietung war Teil einer Reihe von fünf Aufführungen, die in verschiedenen Städten wie Rotenburg, Breitenbach, Sontra und Heringen stattfanden. Besonders die vorfreudige Stimmung des Publikums, das die Darsteller mit lautem Jubel begrüßte, zeugte von der hohen Erwartung an das Event.
Die beeindruckende Lebensgeschichte von John Newton
Das Musical erzählt die bewegende Lebensgeschichte von John Newton, der nicht nur der Autor des Textes von „Amazing Grace“ ist, sondern auch ein bemerkenswerter Charakter, der seine eigene Wandlung von einem Sklavenhändler zu einem engagierten Kirchenlieddichter erlebte. Newtons Erweckung geschah während eines schweren Sturms, den er seelisch und körperlich überstand, und fragliche Zwangsrekrutierungen in der britischen Kriegsmarine prägten weitere Wendepunkte seines Lebens. Seine Beziehung zu seiner Jugendliebe Mary „Polly“ Catlett, die er 1750 heiratete, ist ein weiterer wichtiger Aspekt seiner Erzählung.
Im Musical vermischten sich verschiedene Musikstile, von Gospelsongs bis zu poppigen Melodien und sogar barocken Anklängen, was die Band sowie der Chor mit viel Engagement und Talent meisterten. Die Mitwirkenden, die allesamt Laiensängerinnen und -sänger sind, brachten eine große Lebendigkeit und Freude in die Aufführung ein, wenngleich die Tonübertragung gelegentlich durch die komplexe Akustik der Kirche beeinträchtigt wurde, was die Textverständlichkeit teilweise erschwerte.
Das Ensemble wurde begleitet von einer Band, bestehend aus Peter Stolle (Piano), Richard Ewald (Bass), Markus Zell (Schlagzeug), Markus Rahn (Gitarre), den Jungbläsern des evangelischen Posaunenchores aus Obersuhl sowie René Bachmann (Saxophon und Querflöte). Besonders die harmonischen klanglichen Übergänge in den leiseren Passagen wurden gelobt.
Empathische Darstellungen und historische Relevanz
Inzwischen trugen die Solisten Ulrike Wahren und Luciano di Gregorio bedeutend zur emotionalen Tiefe der Aufführung bei. Ihre Darbietungen glänzten besonders in den Gospelsongs, in denen sie einen eindrucksvollen Dialog mit dem Chor führten. Unterstützung erhielten sie von Angela Meyer und Rainer Hess, die als Erzähler schlüpften und die Lebensgeschichte Newtons mit einfach zu verstehenden Requisiten lebendig werden ließen.
Die Botschaft des Liedes ist zeitlos und wurde erneut unterstrichen: Gottes Gnade zeigt sich im Einsatz für Menschenrechte und Frieden. Die Geschichte von „Amazing Grace“ spiegelt sich nicht nur in den Erweckungsbewegungen des 19. Jahrhunderts wider, sondern hat auch ihren Platz in der Bürgerrechtsbewegung der 1950er- und 1960er-Jahre gefunden. Ein modernster Bezug ist die Verwendung des Liedes bei der Amtseinführung von US-Präsident Joe Biden, das die kulturelle und historische Relevanz des Werkes hervorhebt.
Das Publikum reagierte begeistert auf die Darbietung und belohnte die Aufführung mit stehendem Applaus und lautem Mitklatschen. Diese Reaktion zeigt, wie tief die Botschaft von „Amazing Grace“ im kollektiven Gedächtnis verwurzelt ist und die Menschen bis in die heutige Zeit berührt.
Die großartige Resonanz auf dieses besondere Musical lässt auf eine Fortführung solcher kulturellen Veranstaltungen hoffen und verdeutlicht das Bedürfnis der Menschen nach Gemeinschaft und emotionaler Verbundenheit, die durch Kunst und Musik geschaffen wird. Für weitere Informationen über die Aufführungen und deren Hintergründe, kann der Artikel von www.hna.de hier nachgelesen werden.