Im Freibad ist Sommerzeit stets auch Badesaison. Doch während die Sonne strahlt und Kinder ins Wasser springen, gibt es eine besorgniserregende Tendenz, die unter Aufsichtspersonen und Schwimmmeistern immer häufiger zur Sprache kommt: „Handy-Eltern“. Das betrifft nicht nur das Erkunden im Wasser, sondern auch die Aufsichtspflicht, die Eltern für ihre Kinder tragen. Dies wird im Geistalbad in Bad Hersfeld eindringlich thematisiert.
Die Betreiber der Freibäder im Kreis Hersfeld-Rotenburg, insbesondere Kay Thimet, der das Geistalbad leitet, beobachten besorgt einen Anstieg des Ablenkungsverhaltens von Eltern. Oft verlieren diese den Überblick über ihre Kinder, weil sie in ihre Smartphones vertieft sind. Thimet ist bestätigend: Die Infotafeln, die nun ein durchgestrichenes Handy zeigen, dokumentieren diesen problematischen Trend deutlich. „Es wird immer wieder festgestellt, dass Eltern sich minutenlang ablenken lassen“, erklärt er und verweist darauf, dass nicht nur Handys eine Gefahrenquelle darstellen. Auch unaufmerksame Eltern, die einen kurzen Moment für einen Kaffee nutzen oder sich nicht absprechen, können dazu führen, dass Kinder unbeaufsichtigt im Wasser spielen.
Die Aufsichtspflicht im Schwimmbad
Ein zentrales Thema bleibt die Aufsichtspflicht, die grundsätzlich bei den Eltern oder den volljährigen Begleitpersonen liegt. Thimet erklärt, dass Kinder erst ab einem Alter von acht Jahren alleine in ein öffentliches Schwimmbad dürfen, wobei die Entscheidung, ob das gefahrlos geschehen kann, den Erwachsenen obliegt. „Das Personal am Beckenrand kann das nicht übernehmen“, betont er. Die Verantwortung sollte nicht unterschätzt werden, denn es geht um die Sicherheit der Kinder.
In anderen Freibädern wie dem Bebraer Biberbad sieht es ähnlich aus. Maurice Hobert, der dort als Meister für Bäderbetriebe arbeitet, bemerkt zwar, dass „Handy-Eltern“ bisher kein großes Problem darstellen, dennoch ist ihm aufgefallen, dass kaum jemand ohne Handy ins Freibad geht. Dies führt dazu, dass die Aufsichtspflicht schneller verletzt wird. Frank Rimbach, Rettungsschwimmer im Heringer Fritz-Kunze-Bad, schätzt die Lage ähnlich ein. „Wir suchen das Gespräch mit den Eltern, wenn wir beobachten, dass sie nicht auf ihre Kinder achten“, erzählt Rimbach und fügt hinzu, dass diese Gespräche meist in ruhiger Atmosphäre verlaufen.
Im Waldschwimmbad in Rotenburg ist das Thema ebenfalls präsent. Malte Mertes und seine Kollegen ergreifen bei Bedarf das Wort, um auf die Gefahren hinzuweisen, die durch Ablenkung entstehen können. Obwohl diese Gespräche meist friedlich verlaufen, bleibt das Thema ernst. Denn es bringe nichts, wenn Eltern ihre Aufsichtspflicht nicht ernst nehmen. In extremen Fällen behalten sich die Freibäder sogar Hausverbote vor.
Folgen in Hamburg
Die Forderung nach mehr Achtsamkeit im Freibad ist weit verbreitet. Es ist von Bedeutung, dass Eltern die Verantwortung ernst nehmen und ständig ein Auge auf ihre Kinder haben. Die Kombination aus Wasser und Unachtsamkeit kann schnell gefährlich werden und im schlimmsten Fall zu lebensbedrohlichen Situationen führen. All dies verdeutlicht, dass die Aufsichtspflicht nicht nur ein rechtlicher Aspekt ist, sondern auch eine Frage der Verantwortung, die alle mit einem verspielten Sommer in Verbindung bringen.
Aufmerksamkeit erzeugen
Im Endeffekt bleibt die Appell an die Eltern, die eigene Verantwortung nicht aus den Augen zu verlieren. Ein ständiger Blick auf die Kinder im Wasser ist essenziell, um Unfälle zu verhindern. Die Freibadbetriebe tun ihr Bestes, um auf diese Missstände hinzuweisen, aber am Ende liegt es an den Eltern, aufmerksam zu bleiben und die Sicherheit ihrer Kinder zu priorisieren. Nur so können unbeschwerte Sommertage im Schwimmbad für alle Beteiligten gewährleistet werden.
Hintergründe zur Aufsichtspflicht im Schwimmbad
Die Aufsichtspflicht von Eltern in Schwimmbädern ist ein zentraler Aspekt der Sicherheit in öffentlichen Badeeinrichtungen. Diese rechtliche Verantwortung besagt, dass Eltern oder erziehungsberechtigte Personen für die Sicherheit ihrer Kinder sorgen müssen, solange diese im Wasser oder in dessen Nähe sind. In Deutschland müssen Kinder unter acht Jahren in der Regel von einem Erwachsenen beaufsichtigt werden, was unter anderem im § 1 der Verordnung über den Betrieb von Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe festgelegt ist.
Ein besonderer Fokus liegt auf der Gefahr von Ertrinken, die bei Unaufmerksamkeit sehr schnell eintreten kann. Statistiken des Statistischen Bundesamts zeigen, dass im Jahr 2020 rund 400 Menschen in Deutschland durch Ertrinken ums Leben kamen, wobei Kinder besonders gefährdet sind. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, dass Eltern nicht nur physisch, sondern auch aufmerksam und engagiert im Umgang mit ihren Kindern sind, während diese in Wasserumgebungen spielen.
Auswirkungen der Smartphone-Nutzung auf die Aufsichtspflicht
Die Zunahme der Smartphone-Nutzung hat nicht nur Auswirkungen auf das soziale Verhalten, sondern beeinflusst auch die Aufsichtspflicht der Eltern in Freizeitbereichen wie Schwimmbädern erheblich. Studien belegen, dass die Ablenkung durch mobile Geräte dazu führen kann, dass Eltern weniger aufmerksam sind, was in kritischen Momenten schwerwiegende Folgen haben kann.
In einem Artikel von Focus wird berichtet, dass die digitale Ablenkung bereits in anderen Lebensbereichen zu vermehrten Unfällen geführt hat. Die Übertragung dieser Thematik auf Schwimmbäder ist daher nicht überraschend; die erforderliche Aufmerksamkeit auf die Kinder kann durch das Fixieren auf Bildschirme erheblich beeinträchtigt werden. Auf den Schwimmbadbetreiber Kay Thimets Aussagen aufbauend, könnte dies auf eine breitere gesellschaftliche Herausforderung hinweisen, bei der digitale Gewohnheiten und elterliche Verantwortung in Konflikt geraten.
Reaktionen von Schwimmbadbetreibern
Die Reaktionen der Betreiber von Schwimmbädern auf die steigende Problematik der Smartphone-nutzenden Eltern variieren stark. Während einige Bäder wie das Geistalbad in Bad Hersfeld bereits aktiv Hinweisschilder installieren und das Personal schult, um auf diese Problematik hinzuweisen, zeigt das Biberbad in Bebra eine andere Herangehensweise. Hier werden Eltern in der Regel direkt angesprochen, wenn ihre Aufsichtspflicht verletzt wird.
Diese Maßnahmen sind wichtig, um das Bewusstsein zu schärfen und Eltern zur Verantwortung zu ziehen. Allerdings bleibt abzuwarten, wie nachhaltig diese Initiativen wirken und ob sie die Sicherheit im Wasser tatsächlich erhöhen können. Laut einem Bericht der Hessenschau haben insbesondere Einrichtungen in Hamburg bereits Hausverbote als drastische Maßnahme eingeführt, um wiederholt unaufmerksame Eltern zu disziplinieren.
Die Diskussion über die Verantwortung von Eltern im Kontext der Smartphone-Nutzung zeigt, dass hier ein gesellschaftlicher Wandel von Nöten ist, um sowohl die Sicherheit der Kinder als auch die elterliche Aufsicht zu fördern.
– NAG